Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 186 Domkirche, Nordchor 1437

Beschreibung

Grabplatte des Bischofs Konrad VII. aus Soest (Conradus Koler) aus rotem Marmor, zwischen dem Dreifaltigkeitsaltar und dem St. Sebastiansaltar im nördlichen Seitenchor unterhalb der Stufen im Boden eingelassen1). Die Inschrift beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Das Konturenbild im Feld ist total abgetreten und nicht mehr zu erkennen. Die Abzeichnung in der Handschriftensammlung zeigt den Bischof im Vollornat, das Pedum in seiner Rechten, ein Buch in seiner Linken haltend. In der linken und rechten oberen Ecke jeweils ein kleiner Wappenschild.

Maße: H. 215 cm, B. 120 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ // xxx vij ∙ xvj ∙ k(a)ll(endas) a) ∙ may ∙ obyt ∙ Reverendvs ∙ in ∙ chr(ist)o b) / pater ∙ et ∙ d(omi)n(u)s ∙ d(omi)n(u)s ∙ / conradvs ∙ Ep(iscopu)s ∙ Ratisponensis ∙ cui(us) ∙ a(n)i(m)a ∙ req(uie)scat ∙ i(n) ∙ pace c)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1437 am 16. Tag vor den Kalenden des Mai starb der hochwürdige Vater in Christus und Herr, Herr Konrad, Bischof von Regensburg, dessen Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1437 April 162).

Wappen:
Hochstift3), Koler4).

Kommentar

Konrad wurde um das Jahr 1370 in Soest in Westfalen geboren. 1387 immatrikulierte er sich unter dem Namen Conradus Koler an der Universität Heidelberg; 1391 erwarb er dort den Titel eines Magister Artium, 1401 eines Baccalaureus der Theologie und ebenda 1407 den Doktor der Theologie. An dieser Universität hatte er auch in den Jahren 1397, 1401 und 1410 das Amt des Rektors inne5). Während der Amtszeit Papst Gregors XIII. nahm er am Konzil in Pisa teil, auch als kirchenpolitischer Berater König Ruprechts von der Pfalz. 1409 trifft man ihn bei der Synode in Cividale (Friaul/Italien), 1412 erhält er von Papst Gregor weitgehende Legatenvollmachten für Deutschland; als päpstlicher Legat war er auch unter Bischof Albert III. von Stauf 1413-1414 im Bistum Regensburg und in der Oberpfalz tätig, in Amberg/Opf. als Weihbischof. 1415 war er einer der angesehensten Theologen beim Konstanzer Konzil. Als Vertreter der Deutschen Nation nahm er im Jahre 1417 an der Wahl Papst Martin V. in Rom teil. Im selben Jahr wird er päpstlicher Subdiakon und Kreuzträger des Papstes, hinzu kommen wenig später die Ämter des Propstes des Kollegiatstiftes St. Cyriacus in Neuhausen bei Worms und das des Domherren zu Speyer. 1423 nahm er als Präsident der Deutschen Nation am Konzil in Pavia teil6).

Nach dem Tode des Bischofs Johann v. Streitberg (s. Kat.-Nr. 168) wird Konrad von Soest gegen die Wahl des Regensburger Domkapitels – die Domherren hatten sich für Erhard von Sattelbogen entschieden – am 16. Juni 1428 zum Bischof von Regensburg ernannt, am 22. September desselben Jahres zog er feierlich in der Domstadt ein. Auch als Bischof war der versierte Theologe mit kirchenpolitischen Fragen befasst. So findet man ihn 1432 auf dem Konzil zu Basel als einen der drei Vorsitzenden der Glaubenskommission in Verhandlungen mit den Hussiten sowie als Beauftragten der Konzilsväter in Sondermissionen. In seiner Amtszeit fanden in Regensburg drei Diözesansynoden in den Jahren 1429, 1434 und 1435 statt. Er stand dem Bistum neun Jahre vor7).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. xpo.
  3. Die Buchstaben ace sind sehr klein dem p überschrieben. Die Trennzeichen sind jeweils zwei übereinanderstehende Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Oefele I, 219: sepultus in ecclesia Cathedrali extra chorum ad latus septentrionale inter aras SS. Trinitatis et S. Sebastiani. Die Überlieferungen der Kopisten zur Lage der Grabplatte vor dem St. Stephansaltar ist ebenfalls richtig, da die Altäre zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit und zu Ehren des Hl. Sebastian zusammen mit dem St. Barbara-Altar im 17. Jahrhundert abgebrochen wurden. Albert IV. von Törring ließ an deren Stelle den St. Stephans-Altar errichten; Zirngibl, Epitaphia 2; Cranner 52; Sammlung Heckenstaller 299, 337; Freytag/Hecht 46; Janner, Bischöfe III, 449; Kdm Regensburg I, 116; Hausberger, Grablegen 373f.; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 387; Loers, Barockausstattung 234.
  2. Zirngibl, Epitaphia 2, Ried, Collectio 3v, Kdm Regensburg I, 116 und Hausberger, Grablegen 374: 18. Mai; Freytag/Hecht 46: 10. Mai.
  3. Bi 129; Heydenreuter, Wappen der süddeutschen Hochstifte 130f.
  4. Leoprechting 38; Janner, Bischöfe III, 450.
  5. Matrikel der Universität Heidelberg I, 18 (Immatrikulation), 65, 79, 118 (magister Conradus Koler de Susato).
  6. Hausberger, Geschichte I, 209f.
  7. Zusammengefasst nach Janner, Bischöfe III, 414-450; Hausberger, Bischöfe, (Konrad v. Soest) 636; ders. Geschichte I, 205, 209f.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 48; Handschriftensammlung 60; Zirngibl, Epitaphia 2; Ried, Collectio 3v; Cranner 52; Oefele I, 219, III, 512f.; Sammlung Resch VII, Blatt 26; Sammlung Heckenstaller 299, 337; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 387.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 186 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0018605.