Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 173 Kreuzgang, Südflügel, Ostseite, Südwand, 4. Joch 1431

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Oech von Pappenheim aus rotem Marmor, quer an der Wand aufgerichtet1). Sie befand sich ehemals im Dom im vierten Joch des nördlichen Seitenschiffs bei dem Altar zu Ehren des Corpus Christi und der Heimsuchung Mariens (später Maria Hilf- Kapelle)2). Die Inschrift beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im Feld, gerahmt von einer scharfen Linie, das Konturenbildnis des Priesters, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, in seiner Linken den Kelch haltend, die Rechte segnend erhoben. In der oberen linken Ecke ein kleiner Wappenschild. Der Kelch, ursprünglich mit Metall ausgegossen, ist herausgebrochen. Der Zustand der Grabplatte ist schlecht.

Maße: H. 246 cm, B. 127 cm, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ xxxj ∙ / die ∙ domi(ni)ca ∙ xiij ∙ me(n)sis ∙ maii ∙ obiit ∙ ven(er)[a]bilis ∙ vir ∙ / d(omi)n(u)s ∙ Joh(anne)s ∙ oech ∙ de ∙ pappe(n)haim / ∙ Can(oni)cus ∙ h(uius) ∙ eccl(es)ie ∙ et ∙ illi(us) ∙ altaris ∙ fu(n)dator ∙ h(ic) ∙ sepult(us) ∙ a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1431 am Sonntag, dem 13. Tag des Monats Mai, starb der ehrwürdige Mann Herr Johannes Oech von Pappenheim, Domherr dieser Kirche und Stifter jenes Altares; hier ist er begraben.

Datum: 1431 Mai 13.

Wappen:
Pappenheim3) .

Kommentar

Es handelt sich hier um den Domherren Johann Oech von Pappenheim, nicht um den gleichnamigen Stiftskanoniker von St. Johann, Johann Gebhart Oech von Pappenheim († 1422; s. Kat.-Nr. 145). Diese beiden Personen sind nicht, wie noch immer vermutet, identisch4). Was die Identifizierung so kompliziert macht, ist die Tatsache, dass der Domherr ebenfalls Kanoniker in St. Johann war. Diese Kanonikerstelle gab er auf; sein Nachfolger wurde am 12. Januar 1415 der gleichnamige Johannes Oech iunior von Pappenheim, was in der Forschung zu vielen Verwirrungen und Fehlinterpretationen führte5).

Johannes Oech von Pappenheim folgte im Kanonikat am 13. Juli 1413 dem verstorbenen Franz Thanhauser (s. Kat.-Nr. 133) nach, zudem erhielt er das Vikariat in der Pfarrei Sallern (Stadt Regensburg)6).

Am 29. März 1417 wird er als Zeuge in einem Vertrag der Alten Kapelle genannt7). Er stiftete den Altar zu Ehren des Corpus Christi und der Heimsuchung Mariens für die Domkirche, vor dem er auch bestattet wurde8). Sein Jahrtag wurde am 14. Mai gefeiert9). Ihm folgte als Domherr Heinrich von Absberg (s. Kat.-Nr. 293)10).

Textkritischer Apparat

  1. Die kreuzförmigen Trennzeichen bestehen jeweils aus fünf Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 33; Kdm Regensburg I, 188; Güntner, Dekane und Kanoniker 132.
  2. Cranner 98; Schuegraf, Dom I, 173; Freytag/Hecht 33; Hubel/Schuller, Dom 112; Schuegraf, Dom II, 31 berichtet hingegen von einem Bestattungsort im Hauptschiff des Doms.
  3. Bay 18.
  4. So noch 1990 Güntner, Dekane und Kanoniker 78.
  5. RG III, Sp. 230f.
  6. Ebenda, Sp. 230; Ries, Generalschematismus 8.
  7. Schmid, Urkunden-Regesten 121.
  8. Schuegraf, Dom I, 173; Primbs, Jahr- und Totenbuch, 247; Ries, Generalschematismus 8; Mai, Bruderschaften und Benefizien 416; Hubel/Schuller, Dom 112.
  9. Bernclau, Episcopatus 299, 320; er nennt auch einen Johannes Ochs von Gunzendorf, von dem er glaubt, dass er identisch ist mit Johannes Oech von Pappenheim.
  10. Bernclau, Episcopatus 299.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 299; Cranner 98; Schuegraf, Dom II, 31; Sammlung Heckenstaller 363.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 173 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0017308.