Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 169† Kreuzgang, Mittelhalle 1430

Beschreibung

Grabschrift des Konrad Duvel aus Hildesheim, ehemals im Kreuzgang in der Mittelhalle zwischen der Allerheiligenkapelle und St. Stephan im Boden eingelassen. Eppinger überliefert ein Vollwappen1).

Text nach Eppinger:

  1. A(nno) D(omini) 1430 in die [........] a) ob(iit) bene memorie D(omi)n(u)s Cunrad(us) de Hildesheim Magister artium licenciatus in decretis et Baccala(u)reus in Theologie Canonic(us) Eccl(es)ie S(ancti) Jo(h)anni(s)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1430 [an den Iden des August] starb Herr Konrad aus Hildesheim, guten Gedächtnisses, Magister Artium, Licentiat der geistlichen Rechte und Baccalaureus der Theologie, Kanoniker des Stiftes St. Johann.

Datum: 1430 August 132).

Wappen:
unbekannt3).

Kommentar

Konrad Duvel aus Hildesheim erwarb im Jahre 1401 an der Prager Universität den Titel eines Baccalaureus artium. Vier Jahre später, 1405, finden wir ihn an der Universität Heidelberg, 1407 schloss er das Studium dort mit dem Titel des Magister artium ab. Der Kanoniker Leonhard Propst auf Tunau (s. Kat.-Nr. 214) gehörte wohl zu seinen Studienkollegen; ihm verdankte Konrad seine Anstellung beim Magistrat der Stadt. Auf städtische Kosten ging er dann an die Wiener Universität, hier immatrikulierte er sich an der juristischen Fakultät. Im Jahre 1414 wurde er in Wien Licentiatus in decretis (Licentiat der geistlichen Rechte) und 1424 Baccalaureus der Theologie. Von Bischof Albert III. von Stauf (s. Kat.-Nr. 144) wurde er nach Regensburg gerufen, um an der Domschule geistliches Recht zu lehren4). Dafür erhielt er 1414 die Kaplanei der St. Georgskapelle am Wiedfang und 1422 ein Kanonikat bei St. Johann5).

Als Jurist wurde er zweimal zum Konzil nach Konstanz entsandt, 1415, um die Reichstadt im Rechtsstreit mit Hans Staufer von Ehrenfels zu vertreten, und 1417 als Vertreter Leupold Gumprechts in seinem Rechtsstreit gegen Kraft Marschalk. Zudem verhandelte er als Rechtskonsulent der Reichsstadt mit König Sigismund in städtischen Angelegenheiten6). 1418 übernahm er gemeinsam mit anderen Klerikern und Persönlichkeiten der Stadtverwaltung als Ratgeber und Konsulent der Stadt die Verwaltung des Klosters St. Emmeram7). 1428 stand er bei der Wahl des Propstes von St. Johann an vierter Stelle. Er stiftete einen Jahrtag und ein Fest in St. Johann und hinterließ der Ratsbibliothek acht juristische Handschriften, von denen noch sechs erhalten sind8). Mit großer Wahrscheinlichkeit vermittelte er auch seinem Freund Andreas von Regensburg juristische Handschriften für die Bibliothek von St. Mang9).

Textkritischer Apparat

  1. In keiner der kopialen Überlieferungen ist die genaue Datierung genannt, sie konnte jedoch archivalisch erschlossen werden, vgl. Anm. 2.

Anmerkungen

  1. Eppinger 23; Freytag/Hecht 23; Heimpel, Regensburger Berichte 272.
  2. Die genaue Datierung ergibt sich aus einer Urkunde der Testamentsvollstrecker des Konrad Duvel, unter anderen Ulrich Forster (s. Kat.-Nr. 193), Kanoniker von St. Johann, vom 18. August, in der mitgeteilt wird, dass er Idibus Augusti nocte dominice diei hora matutina gestorben ist und der Wiener Universität zwei Bücher vermacht hat; Fontes Rerum Austriacarum, Bd. 80, hg. von Paul Uiblein, Nr. 37, 38; Heimpel, Regensburger Berichte 217, 272, Beilage I nennt den Todestag 13. August 1430 und die ehemalige Lage des Grabsteins; anders Güntner, Dekane und Kanoniker 81: 1431.
  3. Viergeteilter Schild mit doppeltem Helm und Helmzier.
  4. Zusammengefasst nach Heimpel, Regensburger Berichte 213-217; Fuchs/Märtl, Literarisches und geistiges Leben 913.
  5. Schuegraf, Dom II, 161; Ries, Generalschematismus (Pfarrer in Regensburg o. S.); Kleinstäuber, Studienanstalten 4 mit Anm. 4. Die St. Georgskapelle war für die Fremden da, die mit dem Schiff in die Stadt kamen; Leidinger, Andreas von Regensburg 133; Hoernes, Romanische Kapellen 36.
  6. Heimpel, Regensburger Berichte 220-236; Janner, Bischöfe III, 372; Gemeiner, Chronik II, 409; Schuegraf, Dom II, 162 mit Anm. 177; Güntner, Dekane und Kanoniker 81; Fuchs/Märtl, Literarisches und geistiges Leben 913.
  7. Gemeiner, Chronik II, 425.
  8. Güntner, Dekane und Kanoniker 81; Fuchs/Märtl, Literarisches und geistiges Leben 913f.; vgl. hierzu MBK 476f. (zur Bücherschenkung), ebenda 4,2, 668.
  9. Fuchs, St. Mang 31; Märtl, Andreas von Regensburg 42.

Nachweise

  1. Eppinger 23; Zirngibl, Epitaphia 49, 56; Ried, Collectio 25v, 30r.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 169† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0016901.