Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 168(†) Vorraum zum Domschatzmuseum, Westwand 1428

Beschreibung

Grabplatte des Bischofs Johannes II. von Streitberg aus rotem Marmor, ehemals im Mittelschiff des Domes im Boden eingelassen1), seit 1976 im Vorraum des Domschatzmuseums an der Wand aufgerichtet2). Im Feld stark abgetretenes Relief mit der Gestalt des Bischofs in vollem Ornat, den Kopf auf einem Kissen ruhend. In seiner Rechten hält er einen Bischofsstab, in der Linken ein Buch. Stab, Mitra, Buch und seine rechte Schuhspitze waren in Metall ausgegossen und sind herausgebrochen. Nur die linke Schuhspitze ist noch erhalten. In der Sammlung Resch ist eine Zeichnung überliefert, aus der ersichtlich ist, dass der Stein eine umlaufende Inschrift trug, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereits so abgetreten war, dass nur noch an der rechten Längsseite die Worte gaudea teneat zu lesen war. Die Grabplatte ist ohne den Rand, der die Inschrift trug, herausgebrochen worden.

Text nach Zirngibl:

Maße: H. 228 cm, B. 98 cm.

  1. Mille quadringentis viginti octo quoque annis dum tenet verbigena est hic sepultus Ioannes Streitberger dictus praesul huius loci qui gaudea teneat coeli, hic bene rexit et omnibus affabilis fuit.

Übersetzung:

Im Jahr 1428, seit das Wort Fleisch geworden ist, wurde hier Johannes genannt Streitberger, Bischof dieses Ortes, begraben, der die Freuden des Himmels erhalten möge. Er hat hier gut geherrscht und war für jedermann ansprechbar.

Datum: 1428 April 01.

Kommentar

Johannes stammte aus der fränkischen Adelsfamilie Streitberg, die erstmals 1124 urkundlich erwähnt und im Jahre 1690 ausgestorben ist. Er war der Sohn des Michael von Streitberg zu Streitberg, der in erster Ehe mit Margaretha von Henneberg und in zweiter Ehe mit Margaretha von Herbilstadt verheiratet war3). Im Jahre 1390 gehörte er dem Domkapitel in Bamberg an, 1400 wurde er in das Regensburger Domkapitel aufgenommen. Man findet ihn als Domkustos, Konsistorialrichter von Regensburg und Pfarrer von Tegernheim (Lkr. Regensburg)4). Nach dem Tode Bischof Alberts von Stauf (s. Kat.-Nr. 144) wählte ihn das Domkapitel am 18. Juli 1421 zum Bischof von Regensburg. Am 24. September erfolgte die Bestätigung dieser Wahl durch Papst Martin V. Die Konsekration fand im Jahre 1422 statt und am 1. Oktober im selben Jahr die Regalienbelehnung durch König Sigismund. Seine kurze Regentschaft wurde durch die Belastungen der Hussitenkriege überschattet. Er institutionalisierte das Amt des Weihbischofs in Regensburg und sicherte dieses Amt durch dauerhafte Einkommen ab5). Im Südflügel des Kreuzgangs im fünften Joch befindet sich das Wappen der Streitberger6).

Anmerkungen

  1. Cranner 52; Oefele I, 218; Kdm Regensburg I, 116; Freytag/Hecht 48 f.; Hausberger, Grablegen 373; ders., Bischöfe (Johann v. Streitberg) 635.
  2. Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 386.
  3. Biedermann, Geschlechts-Register, Tabula CCCLXIX A.; BayA1 184f., BayA3 101.
  4. Leoprechting 37, 87; Bernclau, Episcopatus 46, 409; Paricius, Nachricht 42; Ried, Catalogus; Hausberger, Geschichte I, 207f.; Schmid, Alte Kapelle 86.
  5. Oefele I, 217f.; Janner, Bischöfe III, 389-413; Hausberger, Geschichte I, 207ff.; ders., Bischöfe (Johann v. Streitberg) 635.
  6. Kdm Regensburg I, 170; Leoprechting 7; BayA3 101; vgl. zum Wappen auch DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. A 14.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 46; Zirngibl, Epitaphia 2; Ried, Collectio 3r-v; Oefele I, 218; Cranner 52; Sammlung Resch VII, Blatt 35; Sammlung Heckenstaller 299, 349; Janner, Bischöfe III, 412; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 386.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 168(†) (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0016807.