Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 150 Domkirche, nördliches Seitenschiff, Turmjoch 1424

Beschreibung

Grabplatte des Stefan von Sattelbogen aus rotem Marmor, im Boden eingelassen, ehemals im ersten Joch des südlichen Seitenschiffs zwischen den heute nicht mehr vorhandenen Altären zu Ehren der Hl. Anna und des Hl. Justinus1). Die Inschrift zwischen zwei scharfen Linien beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. An der unteren Breitseite ist die Umschrift zweizeilig angeordnet. Im Feld: Stark abgetretenes Konturenbild des Kanonikers im Chorherrengewand mit Birett, einen Kelch haltend, der vermutlich mit Metall ausgegossen oder mit einem anderen Steinmaterial gefüllt war. In der rechten unteren Ecke der Wappenschild in genastem Dreipass; links Helm und Helmzier unter einem Spitzbogen mit Maßwerk. Der Stein ist in schlechtem Zustand.

Maße: H. 213 cm, B. 105 cm, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. ANNO ∙ D(OMI)NI ∙ M ∙ CCCC ∙ X/XIIII ∙ OBIIT ∙ VENERABILIS ∙ P(ATE)R ∙ D(OMI)N(V)S ∙ STEPHAN(VS) // [S]ATELPOG(E)N // P(RE)POSIT(VS) ∙ ET // CANONICVS ∙ ECC(LES)IE ∙ RAT(ISBONENSIS) ∙ NONAS ∙ MAII ∙ a)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1424 starb der ehrwürdige Vater Herr Stephan Sattelbogen, Propst und Kanonikus der Regensburger Kirche an den Nonen des Mai.

Datum: 1424 Mai 07.

Wappen:
Sattelbogen2).

Kommentar

Stephan stammte aus der Familie Sattelbogen, die dem bayerischen Turnieradel angehörte. Die Familie nannte sich nach der zwischen Straubing und Cham gelegenen Hofmark und dem Schloss Sattelbogen (Gde. Traitsching, Lkr. Cham/Opf.). Er war der Bruder des Domherren Konrad von Sattelbogen (s. Kat.-Nr. 112)3). Stephan von Sattelbogen wurde im Jahre 1385 in das Domkapitel aufgenommen4). Möglicherweise handelt es sich um seine Person bei dem Vorfall aus dem Jahr 1388, bei dem die Ordensfrau, eine Sattelbognerin aus Obermünster, und deren Bruder, ein Domherr, wegen bedenklicher Reden aus der Stadt verwiesen wurden5). Die Auseinandersetzung mit der Stadt im Jahre 1412, bei der sich ein Ruhestörer in das Domherrenhaus geflüchtet hatte, dauerte bis in das darauffolgende Jahr, eine weitere Auseinandersetzung des Domherren mit dem Katharinenspital ist für das Jahr 1418 belegt6). Während der Sedisvakanz nach dem Tode Bischofs Johanns I. von Moosburg im Jahre 1409 war er gemeinsam mit Johann von Streitberg weltlicher Administrator des Hochstifts, im selben Jahr wurde ihm auch die Pfarrei in Atting (Lkr. Straubing-Bogen/NB.) verliehen7). Am 5. März 1414 wurde Stephan von Sattelbogen zum Propst von St. Johann gewählt. Unter seiner Führung wurden die Bezüge der Pröpste nach langem Streit festgelegt und vom Bischof bestätigt8). Pfalzgraf Johann schlichtete am 13. November 1421 den Streit zwischen dem Domherren und Christoph Schönsteiner um die Hofmark und Feste Neuhaus (Gde. Windischeschenbach, Lkr. Neustadt a. d. Waldnaab/Opf.), die Stephan von Sattelbogen daraufhin abgab9). 1423 erhielt er das Amt des Dompropstes, das er nur noch ein Jahr ausüben konnte10).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Cranner 69; Zirngibl, Epitaphia 11; Ried, Collectio 12r; Sammlung Heckenstaller 344; Kdm Regensburg I, 130; Freytag/Hecht 43; Güntner, Pröpste 55.
  2. BayA1 123.
  3. Hund, Stammenbuch I, 318-323; ebenda 320: Er bekommt die Feste Neuhaus im Landgericht Cham; Plaß, Oberpfälzer Adel 176f.
  4. Bernclau, Episcopatus 364; Ried, Catalogus; Paricius, Nachricht 41; Ries, Generalschematismus 11.
  5. Gemeiner, Chronik II, 239; Janner, Bischöfe III, 376 (Anm. 1).
  6. Gemeiner, Chronik II, 400f. und 424.
  7. RG III, Sp. 27 (1. August 1409); Janner, Bischöfe III, 354; Güntner, Pröpste 40; vgl. auch Schmid, Urkunden-Regesten I, 112 (1409) und 117 (1413) urkundlich nachweisbar als Zeuge.
  8. Janner, Bischöfe III, 363; Güntner, Pröpste 40. Anders Bernclau, Episcopatus 364: 1416.
  9. HAB Altbayern 8 (Cham), 43.
  10. Leoprechting 48: 1423 (Liste der Dompröpste); ebenda 83: 1423 Praepositus; Bernclau, Episcopatus 364; Ried, Catalogus 41; Paricius, Nachricht 25; Güntner, Pröpste 40.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 11; Ried, Collectio 12r; Cranner 69; Kdm Regensburg I, 130; Güntner, Pröpste 55.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 150 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0015005.