Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 146 Kreuzgang, Mittelhalle, Westwand, 1. Joch 1423 (?)

Beschreibung

Epitaph des Domherren und Dekans Johannes Sumpringer aus Sandstein, in die Wand eingesetzt. Ölbergszene im Dreiviertelrelief. Die Darstellung ist in einen breiten, fast quadratischen Rahmen gesetzt. Die beiden seitlichen Pfeiler ruhen auf einer breiten schrägen Platte. Im oberen Teil der Pfeiler sind auf schräggelegten Plinthen zwei kleinere Stützen angebracht, deren oberes Ende jeweils ausgebrochen ist. Den oberen Abschluss bildet eine breitere Hohlkehle. Die Darstellung zeigt auf der linken Seite den betenden Christus unter einem Ölbaum, rechts daneben drei schlafende Jünger. In der rechten oberen Ecke Gottvater im Wolkenkranz. Darunter in die Wand eingemauert eine Inschriftentafel mit fünfzeiliger Inschrift1).

Maße: H. 94 cm, B. 84 cm (Relief); H. 37 cm, B. 79 cm, Bu. 4 cm (Inschriftentafel).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. + anno ∙ d(omi)nj ∙ M ∙ cccc ∙ xxiij ∙ In ∙ oct(av)a / sanctj ∙ laure(n)cij ∙ obyt ∙ ven(er)abilis ∙ / vir ∙ d(omi)n(u)s ∙ m(a)g(iste)r ∙ Johannes ∙ sum/pringer ∙ decan(us) ∙ Eccl(esi)e ∙ Ratispone(n)s(is) / cui(us) ∙ a(n)ima ∙ Req(ui)escat ∙ In ∙ pace ∙ a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1423 an der Oktav des Hl. Laurentius starb der ehrwürdige Mann Herr Magister Johannes Sumpringer, Dekan der Regensburger Kirche, seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1423 August 17.

Kommentar

Johannes Sumpringer stammte aus Mühldorf (Lkr. Mühldorf a. Inn(?) und erscheint erstmals 1376 in den Matrikeln der Universität Prag und 1377 in den Matrikeln der Universität Wien. 1395 hatte er die Titel eines magister artium und eines baccalaureus decretorum erworben2). Im Jahre 1401 wurde er in das Domkapitel aufgenommen3). Im Jahre 1414 wird er als subcollector der päpstlichen Kammer für die Diözese Regensburg bestellt4). 1422 wurde er Dekan des Domkapitels, im selben Jahr ist er nochmals im Zusammenhang mit einer Schuldverschreibung urkundlich nachzuweisen5).

Der Eintrag der Datierung für Todestag und Todesjahr auf dem Epitaph ist in Quellen und Sekundärliteratur unumstritten, möglicherweise aber falsch6). Auffallend ist, dass dieser Domherr mit der Wahl des Bischofs Konrad VII. von Soest (s. Kat.-Nr. 186) in Verbindung gebracht wird, die am 19. April 1428 stattfand und sehr problematisch verlief. Das Kapitel hatte sich als Nachfolger für Bischof Johann II. von Streitberg für den adeligen Erhard von Sattelbogen entschieden. Während der neue Bischof bereits dem Volk in der Kathedrale vorgestellt wurde, weilten zwei Domherren am päpstlichen Hofe, Dompropst Jakob Seeberger und Johannes Sumpringer, beide Anwärter auf die bischöfliche Kathedra. Papst Martin V. hingegen beschloss, dass weder die beiden in Rom weilenden Domherren noch der bereits erwählte Erhard von Sattelbogen das Amt des Bischofs erhalten sollten und entschied sich für den Hoftheologen der Pfälzischen Wittelsbacher, Konrad von Soest7).

Der Jahrtag für den Domdekan wurde am 27. Juli bei den Minoriten begangen8). Im Jahr 1423 besserte Johannes Sumpringer den Siechen im Katharinenspital an den Donnerstagen das Abendessen9).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Bernclau, Episcopatus 411; Schuegraf, Dom II, 102; Kdm Regensburg I, 170; Freytag/Hecht 49.
  2. Uiblein, Acta Facultatis Artium 539 (Angaben zusammengefasst im Register mit Quellennachweisen).
  3. RG II/3, Sp. 769; Bernclau, Episcopatus 411; Leoprechting 87; Paricius Nachricht 42; Ried, Catalogus; Primbs, Jahr- und Totenbuch 271.
  4. MB XII, 106, Nr. X; Mayer A., Thesaurus Novus II, 97.
  5. Weder Leoprechting noch Paricius kennen ihn als Dekan; Janner, Bischöfe III, 404, 410.
  6. Zur Datumsdiskussion vgl. auch Uiblein, Acta Facultatis Artium 539: Die Angaben zum Todesjahr schwanken zwischen 1423 und 1431.
  7. Gemeiner, Chronik II, 468; Janner, Bischöfe III, 414f.; Leidinger, Andreas von Regensburg 470; Hausberger, Geschichte I, 209; Primbs, Jahr- und Totenbuch 271f.; Hilz, St. Salvator 78.
  8. MGH Necr. III, 255; Primbs, Jahr- und Totenbuch 264.
  9. Gemeiner, Chronik II, 449.

Nachweise

  1. Eppinger 17; Bernclau, Episcopatus 411; Zirngibl, Epitaphia 54; Ried, Collectio 28v; Sammlung Heckenstaller 370.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 146 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0014601.