Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)
Nr. 138(†) Domkirche, südliches Seitenschiff, 4. Joch 1417
Beschreibung
Zwei Fragmente aus rotem Marmor, die - mit aller Vorsicht - als Teile der Grabplatte des Domherren Bartholomäus von Redwitz bezeichnet werden können. Die Grabplatte befand sich ursprünglich vor dem vom Domherren gestifteten Altar, der dem Hl. Thomas und später dem Hl. Erasmus geweiht war. Dieser Altar war ehemals frei im Mittelschiff westlich des südlichen Mittelschiffpfeilers im vierten Joch von Osten aufgestellt und wurde im 19. Jahrhundert als Geburt-Christi-Altar in den südlichen Nebenchor versetzt1). Vermutlich ist mit der Versetzung des Altares in den südlichen Nebenchor die Grabplatte zerstört worden. Die beiden Fragmente sind heute getrennt voneinander im Boden eingelassen. Das rechteckige Fragment I ist das obere Drittel der Grabplatte, an der linken Längsseite sind noch halbe Minuskelbuchstaben zu erkennen, die rechte Längsseite ist komplett abgeschnitten. Das dreieckige Fragment II ist ein Teil der unteren rechten Längsseite. Die Inschrift beginnt am Fragment I oben links, lief wohl um den Stein (Fragment II) und endet in der dritten Zeile der oberen Breitseite (Fragment I). Schwach erkennbar ist eine Ritzzeichnung, die wohl den Kopf des Domherren darstellte.
Ergänzt nach Text Cranner:
Maße: H. 70 cm, B. 77 cm, Bu. 8 cm (Fragment I); H. 130 cm, 97 cm (linke Seitenlänge), 85 cm (rechte Seitenlänge), Bu. 8 cm (Fragment II).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.
anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc [XVII / a) obiit in die] b) s(ancti) francissi c) ∙ venerabilis ∙ d(omi)n(u)s [Bartholomaeus de Rädwiz d) canonicus ecclesiae ratisbonensis, cuius] e) a(n)i(m)a requ(i)e(s)cat / i(n) ∙ pace // fu(n)dato[r] / hui(us) // altari[s] f)
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1417 am Tag des Hl. Franziskus starb der ehrwürdige Herr Bartholomäus von Redwitz, Domherr der Regensburger Kirche. Seine Seele möge ruhen in Frieden. Er war der Stifter dieses Altares.
Datum: 1417 Oktober 04.
Textkritischer Apparat
- Hier war möglicherweise der Zeilenumbruch.
- Wechsel von Fragment I auf Fragment II.
- Sic!
- Zirngibl, Epitaphia 11 und Ried, Collectio 12r lesen de Radolt.
- Wechsel von Fragment II auf Fragment I.
- Hier unterbricht die Ritzzeichnung die Inschrift. Die Trennzeichen sind zwei übereinanderstehende Quadrangeln.
Anmerkungen
- Cranner 44f., 98; Zirngibl, Epitaphia 11: in transitu ex parte epistulae; Ried, Collectio 12r: ante sacellum St. Catharinae; Sammlung Heckenstaller 345: In ambulacro versus portam; bei Freytag/Hecht 38/39 finden sich zu diesem Domherren unterschiedliche Einträge: Räbinger (Rabitzer), Radolt (Radwiz, Redwitz), Rebyczer, Redwitz (Radwiz); zunächst war der Altar dem Hl. Thomas geweiht, dann dem Hl. Erasmus; vgl. hierzu Schuegraf, Dom I, 172f.; Mai, Bruderschaften und Benefizien 415f.; Hubel/Kurmann 69f.; Hubel/Schuller, Dom 111 (Abb. 22); Hubel, Regensburger Dombauhütte 31; ders., Baldachinaltäre 35ff. mit Anm. 9.
- Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 120, 130.
- Leoprechting 81: 22. September 1372; Bernclau, Episcopatus 346: 22. November 1372; Ried, Catalogus; Paricius, Nachricht 40; Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 19: 22. August oder 22. November 1372.
- RG II/1, Sp. 109; Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 27; Schuegraf, Dom II, 30; Freytag/Hecht 39; Schmid, Alte Kapelle 111; Ries, Generalschematismus 29.
- Schuegraf, Dom II, 30.
- Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 149.
- Schmid, Urkunden-Regesten I, 95.
- Janner, Bischöfe III, 368.
- Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 34.
Nachweise
- Bernclau, Episcopatus 346; Zirngibl, Epitaphia 11; Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 34; Ried, Collectio 12r; Cranner 98; Schuegraf, Dom II, 30; Sammlung Heckenstaller 345.
Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 138(†) (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0013809.
Kommentar
Bartholomäus von Redwitz war der Sohn des Friedrich Redwitz zu Eschenbach, seine Mutter war eine Tochter des Engelhart Wild von Krummennaab2). Im Jahr 1372 wurde er in das Domkapitel aufgenommen3). Er war auch Domherr zu Bamberg, Pfarrer in Kelheim/NB. und Stiftskanoniker der Alten Kapelle4). Im Streit zwischen dem Domkapitel und St. Johann wegen des Dombaus trat er im Jahr 1385 als Schlichter auf5). Zusammen mit dem Domherren Konrad Häckel und dem Kanoniker der Alten Kapelle und Dompfarrer Stephan Häckel war er 1387 Testamentsexekutor des Domherren Eberhard Hofer6). Am 19. Mai 1398 wird er als Zeuge genannt in einer Urkunde der Alten Kapelle7). Er besaß die Patronatspfarrei in Heilsbronn (Lkr. Ansbach/MFr.), die nach seiner Resignation am 3. Oktober an das Kloster Heilsbronn fiel8). Der von ihm gestiftete Baldachinaltar, vor dem er auch seine Grablege fand, gilt als Werk des Dombaumeisters Wenzel Roriczer und stand, wie oben beschrieben, im Langhaus der Domkirche9).