Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 137 Kreuzgang, Südflügel (vorläufig) 1416

Beschreibung

Grabplatte des Eckhard Kienberg aus rotem Marmor, ehemals im Pflaster des Südchors vor den Stufen im Boden eingelassen1). Sie wurde im März 2004 im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Südchores herausgenommen und ist zunächst im westlichen Teil des Kreuzgangsüdflügels am Boden gelagert. Die Inschrift beginnt oben links, läuft um den Stein und endet im letzten Drittel der linken Längsseite. Im Feld: Nur noch schwach zu erkennendes Konturenbildnis des Kanonikers im Chorgewand und Almucia, in seiner Rechten einen Kelch haltend, der mit Metall ausgegossen ist. Die Grabplatte ist stark abgetreten, die Inschrift noch einigermaßen lesbar.

Maße: H. 215 cm, B. 109 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. anno ∙ d(omi)ni M cccc ∙ xvj ∙ o(biit) ∙ d(omi)n(u)s ∙ / Eckhard ∙ kienberg ∙ canonic(us) ∙ eccle(si)e ratispon(ensis) ∙ et pl(e)ban(us) in we[y]/ten pat(aviensis) dioc(esis) ∙ nec non et fund/ator ∙ h(uius) ∙ alt(a)ris s(an)c(t)or(um) ∙ p̣hỵlippi ∙ (et) a) ∙ iacubi ∙ ap(osto)lor(um) b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1416 starb Herr Eckhard Kienberg, Domherr der Regensburger Kirche und Pfarrer in Weiten in der Diözese Passau sowie auch Stifter dieses Altares der Hll. Apostel Philippus und Jakobus.

Kommentar

Eckhard Kienberg war Domherr und etwa von 1390-1402 Inhaber der Pfarrei Weiten (Weiten, Pol. Bez. Melk/NÖ)2). Er war bereits unter Bischof Johann I. von Moosburg (s. Kat.-Nr. 129) im Domkapitel3). Im Jahr 1390 ist er als succollector camerae dioecesanae Passaviensis nachweisbar4). Für den St. Philipps- und St. Jakobs-Altar, vor dem sich auch seine Grablege befand, stiftete der Domherr eine ewige Messe, die er mit acht Tagwerk Wiese bei Zeitlarn (Lkr. Regensburg) finanzierte5). Sein Jahrtag wurde am 6. November, dem Tag des Hl. Leonhard, gefeiert6). Der Domsakristei schenkte er eine Monstranz, die sehr wertvoll gewesen sein muss, denn das Domkapitel hatte beschlossen, sie bei den anderen Heiltümern aufzubewahren. Sie sollte bei Prozessionen vom Kaplan des von Eckhard von Kienberg gestifteten Altares getragen werden. Die Monstranz ist heute nicht mehr vorhanden, sie wurde wahrscheinlich für die Herstellung des silbernen Hochaltares im Jahre 1784/85 eingeschmolzen7).

Textkritischer Apparat

  1. Tironisches et.
  2. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg I, 124; Freytag/Hecht 25.
  2. Weiglsberger Franz, Beiträge zur Geschichte der Pfarrei Weiten, in: Geschichtliche Beilagen zu den Consistorial-Currenden der Diöcese St. Pölten XIII, 611: 1402 Pfarrer Ekkard Chienberger; zur Pfarrei Weiten vgl. Plesser Alois, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels in der Zeit der Visitation von 1544 und überhaupt vor dem Ueberhandnehmen des Luthertums, in: Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltener Diözesan-Blatt IX (1911), 283-285; ders., Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627 (Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltener Diözesan-Blatt XIII, 1936); Wurster Herbert W., Die Pfarre Weiten, das Bistum Passau und das Kollegiatstift Vilshofen von den Anfängen bis 1803, in: Die Pfarrkirche zum hl. Stephanus in Weiten, bearb. v. Johannes Kronbichler, Karl Kubes, Elisabeth Oberhaidacher-Herzig, Herbert W. Wurster (St. Pölten, Bischöfliches Ordinariat 1993), 11 (mit Anm. 37).
  3. Bernclau, Episcopatus 267; Janner, Bischöfe III, 298; vgl. hierzu auch Walderdorff, Nachlese 7: Revers vom 17. August 1387 über den Kanonikalhof in der Schäffnerstrasse, der Eckhard Kienberg verliehen worden war.
  4. RG II/1, Sp. 243; Weiglsberger Franz, Beiträge zur Geschichte der Pfarrei Weiten, in: Geschichtliche Beilagen zu den Consistorial-Currenden der Diözese St. Pölten III (1878), 234f.
  5. Schuegraf, Dom II, 30f.; Mai, Bruderschaften und Benefizien 416.
  6. Bernclau, Episcopatus 267.
  7. Schuegraf, Dom II, 31; Hubel, Domschatz 18.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 137 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0013702.