Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 130 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostwand, 3. Joch 1410

Beschreibung

Epitaph der Barbara Gumprecht aus Grünsandstein, in der Wand eingemauert, mit Resten einer farbigen Fassung1). Querrechteckige Inschriftentafel mit dreizeiliger Inschrift zwischen scharfen Linien, gerahmt von zwei Vollwappen. Darüber in Dreiviertelrelief auf Schrägsockel Ölbergszene mit schlafenden Jüngern und betendem Christus unter bewegten Bäumen. Im oberen Teil überspannt ein Segmentbogen mit segnendem Gottvater im Wolkenkranz die Szene. Das Epitaph zeigt starke Verwitterungsschäden. Die große steinerne Totenleuchte, die sich nördlich des Reliefs an der Vorlagemauer zur Allerheiligenkapelle befindet, und die Bemalung der Wandflächen hinter dem Epitaph sowie der Gewölbekappen gehören zu dem aufwendigen Memorium der Verstorbenen2).

Maße: H. 140 cm, B. 150 cm, Bu. ca. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. + anno ∙ d(omi)ni ∙ mo ∙ cccco ∙ xo ∙ obiit ∙ barbara ∙ / vxor ∙ lewpoldi ∙ gu(m)perti ∙ feria ∙ qwarta ∙ p/ost ∙ festv(m) ∙ s(an)c(t)i ∙ viti ∙ req(ui)escat ∙ in pace ∙ a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1410 starb Barbara, die Gattin des Leupold Gumpert, am Mittwoch nach dem Fest des Heiligen Vitus, sie möge ruhen in Frieden.

Datum: 1410 Juni 18.

Wappen:
Gumprecht3), Lausser4).

Kommentar

Barbara stammt aus der Kaufmanns- und Handelsfamilie Lausser, die aus Freiberg in Sachsen kommt und ab 1380 in Regensburg nachzuweisen ist. Der schnelle Aufstieg männlicher Mitglieder in den Rat der Stadt machten wohl auch die eheliche Verbindung mit der mächtigen Familie der Gumprecht möglich5).

Welchem Leopold aus der Familie Gumprecht sie als Ehefrau zuzuordnen ist, konnte nicht ermittelt werden.

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Wortabstand. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 20; Kdm Regensburg I, 172 (Abb. 99).
  2. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Domkreuzgang und Kapitelhaus 58 (Abb. 7).
  3. BayA2 56, Bg2 26; Urbanek, Wappen 160.
  4. BayA2 112; Urbanek, Wappen 320.
  5. Zur Familie Gumprecht s. Forneck, Einwohnerschaft 122f.; Bastian, Runtingerbuch III, 401; Morré, Ratsverfassung 99: Merbot und Hans Lausser sind in den Jahren 1394 und 1395 (Merbot) und 1400 (Hans) als Ratsmitglieder nachzuweisen. Beide trieben Handel mit den Städten Prag und Venedig und waren verbunden mit der Gesellschaft Gumprecht-Ingolstetter; nach dem Tode des Hans Lausser führte dessen Sohn Stephan die Geschäfte mit der Handelsgesellschaft Gumprecht-Ingolstetter weiter; vgl. hierzu Fischer, Hochfinanz 239 (Anm. 1585).

Nachweise

  1. Eppinger 22, 27; Eckher, Grabsteinbuch 53v; Zirngibl, Epitaphia 41; Rücker, Grabsteine Nr. 15 (mit der Datierung 1310); Hubel, Mittelalterliche Plastik in Domkreuzgang und Kapitelhaus 58 (Abb. 7).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 130 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0013003.