Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 129 Domkirche, Südchor, Nordseite 1409

Beschreibung

Grabplatte des Bischofs Johannes von Moosburg aus rotem Marmor1) . Die Platte ist im Boden eingelassen und an der rechten Längsseite teilweise durch das Denkmal für Bischof Johann Michael von Sailer (†1832) verdeckt. Die Umschrift auf erhöhtem Rand zwischen zwei scharfen Linien beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im Feld: Die Gestalt des Bischofs in Hochrelief in vollem Ornat auf einem Kissen mit großen Quasten ruhend. In seiner Rechten hält er den Bischofsstab, in der linken Hand ein Buch. Im unteren Drittel zu beiden Seiten je ein Wappenschild. Die Grabplatte ist relativ gut erhalten.

Ergänzt nach Text Cranner:

Maße: H. 248 cm, B.131 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Staatliches Bauamt Regensburg [1/1]

  1. + Anno ∙ domini ∙ M ∙ cccc ∙ ix [rever/endus in Christo Pater et dominus d]ominus ∙ Johannes ∙ Episcop/us ∙ ratisponensis ∙ obyt ∙ in ∙ die · / · sancti ∙ marcy ∙ ew(a)ngeliste ∙ cuius ∙ anima ∙ requiescat ∙ in ∙ pace a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1409 starb der hochwürdige Vater in Christus und Herr Herr Johannes, Bischof von Regensburg, am Tag des Hl. Evangelisten Markus, seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1409 April 25.

Wappen:
Moosburg2), Hochstift3).

Kommentar

Johannes I. von Moosburg war ein anerkannter unehelicher Sohn von Herzog Stephan III. von Bayern-Ingolstadt4). Im Jahre 1372 wurde er in das Domkapitel von Freising aufgenommen, im Jahre 1378 war er an der Universität Bologna immatrikuliert5). Zunächst Dompropst in Freising, wurde er vom dortigen Kapitel im Jahre 1378 zum Bischof erwählt. Er konnte sich aber nicht gegen den vom Papst Urban VI. ernannten Kandidaten Leopold von Sturmberg durchsetzen. Mit Unterstützung der bayerischen Herzöge wurde er schließlich 1383 zum Administrator des Bistums Regensburg ernannt. Das hiesige Domkapitel hatte aber bereits den Passauer Domherren Paulus Kölner zum Nachfolger Bischof Theoderichs von Absberg (s. Kat.-Nr. 96) erwählt. Paulus Kölner trat schließlich zurück, sodass die Wahl des Johannes von Moosburg im Jahre 1384 von Papst Urban VI. bestätigt werden konnte6). Im Jahre 1394 holt ihn sein Vater, Herzog Stephan III. in den herzoglichen Rat7).

Sein 25jähriges Pontifikat ist gekennzeichnet durch heftige Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel über wirtschaftliche Fragen und rechtliche Kompetenzen, letztere wurden zum Teil durch Vermittlung des Legaten und Prager Erzbischofs Johann von Jenstein beigelegt. Um seinen luxuriösen Lebenswandel finanzieren zu können, bediente Johannes sich jüdischer Geldverleiher, wenn die Besteuerung des Klerus und Gewährung von Ablässen nicht genug Mittel erbrachten. Seinen Berater und Generalvikar Petrus von Remago (s. Kat.-Nr. 109) zwang er, immer neue Geldquellen zu erschließen, z. B. die Erhebung von jährlichen Abgaben für den Klerus zur Erneuerung der cura animarum. Um den Bau des Domes fortzuführen, ließ er in den Pfarreien eine jährlich mit päpstlichen Ablassbriefen ausgestattete Kollekte durchführen. Des weiteren sind Verpfändungen von hochstiftischen Gütern und der Verkauf bischöflicher Rechte belegt, um seine aufwendige Hofhaltung finanzieren zu können. Pastorale Reformen und Initiativen gingen von Bischof Johannes nicht aus8).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Zirngibl, Epitaphia 2: apud S. Andream in terra; Walderdorff, Regensburg 156; Freytag/Hecht 12; Kdm Regensburg I, 116; Hausberger, Grablegen 373.
  2. Leoprechting 37; Schuegraf, Dom I, 133f.; BayA1 50.
  3. Bi 129; Heydenreuter, Wappen der süddeutschen Hochstifte 130f.
  4. Haeutle, Genealogie des erlauchten Stammhauses Wittelsbach 123f. (Amn. 1): filius illegitime natus; Hubel, Hauptportal des Regensburger Domes, 125ff.: Johann war ein anerkannter unehelicher Sohn des Herzogs und Halbbruder der Königin Isabeau von Frankreich; in diesem Zusammenhang werden auch die neuesten Erkenntnisse zum Einfluss der französischen Bildhauerkunst auf die Portalplastik des Regensburger Domes erörtert; zum Dombau vgl. auch Schuegraf, Dom I, 163f.
  5. Lieberich, Gelehrte Räte 177; Knod, Deutsche Studenten in Bologna Nr. 173; Schmutz, Juristen Nr. 2103.
  6. Janner, Bischöfe III, 296ff.; Hausberger, Geschichte I, 201ff.; ders., Bischöfe (Johann von Moosburg) 633f.
  7. Lieberich, Gelehrte Räte 177; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 94 (Anm. 185).
  8. Biographische Daten zusammengefasst nach Janner, Bischöfe III, 296-352; Hausberger, Geschichte I, 201ff.; ders., Bischöfe (Johann von Moosburg) 633f.; Hubel/Schuller, Dom 102ff.; Schuegraf, Dom I, 131ff.; Oefele I, 214ff.; zuletzt Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 78-80.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 45; Handschriftensammlung 113; Zirngibl, Epitaphia 2; Ried, Collectio 3r; Oefele I, 125; Sammlung Resch VII, Blatt 13; Cranner 51; Sammlung Heckenstaller 298, 342; Schuegraf, Dom I, 165.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 129 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0012907.