Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 107 Städtisches Museum, Minoritenkirche, Chor, Südwand 1395/1363 (?)

Beschreibung

Wappengrabplatte des Gamerit von Sarching, seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Torer, und eines weiteren weiblichen Mitglieds der Familie aus rotem Marmor. Die Grabplatte befand sich ehemals im Dom vor dem St. Annen- und Leonhardsaltar, welcher ursprünglich zwischen dem Altar zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit und dem zu Ehren der Hl. Maria Magdalena errichtet war1). Die Grabplatte wurde vermutlich anlässlich der Renovierung 1838 in die Ulrichskirche unter die Westempore gebracht2). Von dort kam sie in die Minoritenkirche und wurde an der Südwand des Chores aufgerichtet3). Die Inschrift I beginnt oben links und setzt sich fort bis in das untere Drittel der rechten Längsseite. Dort wird sie unterbrochen von der Rundblende mit der Inschrift III. Die Inschrift I endet an der unteren Breitseite. Im Feld: Im oberen Bereich das Wappen der Sarchinger, unten links in Rundblende das Wappen der Torer mit der Umschrift (Inschrift II). Daneben die bislang nicht beachtete und kaum mehr erkennbare Rundblende mit Umschrift III. Die Grabplatte ist stark abgetreten.

Maße: H. 243 cm, B. 127 cm, Bu. 7,5 cm (I), 4,5 cm (II), 4 cm (III).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (I, II), Gotische Majuskel (III).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    + anno ∙ d(omi)ni ∙ M · ccc ∙ lxxxxv ∙ o(biit) ∙ game/redus ∙ de ∙ sarching ∙ dominica ∙ die ∙ ante ∙ festum ∙ // s(an)c(t)i and/ree ap(osto)li

  2. II.

    + [..] eodem anno o(biit) vxor sua elisabet d(i)c(t)a dorarin in die s(an)c(t)i egidii

  3. III.

    – – –] ∙ M ∙ CCC ∙ LX III ∙ [– – –] VXOR a)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn, am Sonntag vor dem Fest des Hl. Apostels Andreas starb Gamerit von Sarching. (I)

Im selben Jahr starb seine Ehefrau Elisabeth, die Torerin genannt wurde, am Fest des Hl. Aegidius. (II)

Datum: 1363; 1395 November 28; 1395 September 01.

Wappen:
Sarching4), Torer5), Wappenbild erloschen6).

Kommentar

Gamerit von Sarching war von 1372 bis 1393 Ratsbürger und im Jahre 1384 Stadtkämmerer7). Seit 1377 war er Pfleger von Donaustauf (Lkr. Regensburg). Er ermöglichte im Jahre 1393 durch eine Stiftung von 200 Pfund Regensburger Pfennigen den Bau des Westportales, an dessen Gewände sich zweimal das Wappen der Sarchinger befindet8). Er vermachte auch für seine Vorfahren und seine Familie dem St. Annen- und Leonhardsaltar Güter und Besitzungen und erwarb dadurch das Recht, im Dom bestattet zu werden9). Gamerit hatte vom Bistum die Herrschaft Hohenburg (Lkr. Amberg-Sulzbach/Opf.) zu Pfand, welche dann 1392 an Konrad von Ehrenfels überging. Seine Frau Elisabeth war eine geborene Torer von Eurasberg10).

Die Burg Sarching (Gde. Barbing, Lkr. Regensburg), ein leuchtenbergisches Lehen, war bereits in der ersten Hälfte des 14. Jhs. in der Hand des Gamerit von Sarching. Gamerit war am sogenannten Aueraufstand beteiligt und mußte gemeinsam mit anderen Adeligen 1334 die Stadt verlassen. Er kehrte 1361 zurück11). Der Stadtwohnsitz der Familie war das ehemalige Gumprechthaus (später Schnupftabakfabrik Bernhard) in der Gesandtenstrasse12).

Bei der dritten Inschrift handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Margret, Tochter des Otto Woller auf der Haid. Sie war in erster Ehe mit Konrad dem Setzer verheiratet und in zweiter Ehe mit Gamerit von Sarching, mit dem sie eine Tochter Margret hatte13).

Das Wappen der Sarching und ein Stifter aus der Familie der Gamerit von Sarching erscheinen am Domfenster im zweiten Joch des südlichen Seitenschiffs (s. Kat.-Nr. 64), das zwischen 1330 und 1340 entstanden ist14).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Schuegraf, Dom I, 154 und II, 16; Kdm Regensburg III, 39; Hund, Stammenbuch II, 328f. berichtet: Zu Regensburg in der Pfarr (gemeint ist St. Ulrich) bey dem Thumb ligt ein Stein, darauf stehet: Anno / etc 1395 obiit Gamreut de Sarching : eodem Anno obiit Elysabeth dicta Thorerin.
  2. Freytag/Hecht 42; Kdm Regensburg III, 39.
  3. Endres, Führer 10; Diepolder, Führer 18.
  4. BayA1 175; Urbanek, Wappen 251f.
  5. Schuegraf, Dom I, 154f. (Anm. 123); Si1 79; Urbanek, Wappen 116.
  6. Urbanek, Wappen 327 führt ein Wappen für Margret auf, das ein ausgerissenes Kleeblatt zeigt und der Familie ihres ersten Ehemannes zugeordnet wird. Möglicherweise könnte es sich auch um das Wappen der Familie Woller handeln, aus der sie stammte: Schrägbalken mit drei auffliegenden Adlern belegt, vgl. Urbanek, Wappen 300ff.
  7. Nachweise RUB II, S. 551 (Register); Engelke, Gelbes Stadtbuch 576 (Register).
  8. Schuegraf, Dom I, 150-154; Kdm Regensburg I, 46, 72; Hubel/Schuller, Dom 108; Hubel, Hauptportal des Regensburger Domes 120. Zur Reichsherrschaft Donaustauf vgl. HAB Altbayern 41 (Regensburg I), 108-137, 224-235.
  9. Schuegraf, Dom I, 150ff.; Freytag/Hecht 42; Zahn, 80, 96, Abb. 6 und 150; Sammlung Resch VII, 135; Janner, Bischöfe II, 483 u. III, 277, 289, 308, 314, 529; DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. A I; Schuegraf, Nachträge zur Geschichte des Domes von Regensburg und der dazugehörigen Gebäude, in: VHVO 16 (1855) 231; Hubel, Gotik in Regensburg 1117.
  10. BayA1 175; Schuegraf, Dom I, 154; RUB II, 1091 (27. Juli 1375).
  11. Schmuck, Ludwig der Bayer 47 (mit Urkundennachweis); Morré, Ratsverfassung 86f.; Schmuck, Der Aueraufstand 131-136; Fischer, Hochfinanz, 54 (Anm. 194).
  12. Schuegraf, Dom I, 154.
  13. RUB II, 302 (24. Juli 1358): Testament der Margret; BayA2 23.
  14. Fritzsche, Glasmalereien 246-259.

Nachweise

  1. Eppinger 7; Schuegraf, Dom I, 154; Kdm Regensburg III, 39.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 107 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0010704.