Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 93 Domkirche, südliches Seitenschiff, Turmjoch 1381

Beschreibung

Grabplatte des Bischofs Konrad VI. von Haimburg aus rotem Marmor, im Boden eingelassen, ehemals beim von ihm gestifteten Altar der Hl. Barbara im nördlichen Seitenchor1). Die Inschrift beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im Feld: Im Viertelrelief die Gestalt des Bischofs im Vollornat, auf einem Kissen ruhend. In seiner Linken hält er den Bischofsstab, in der Rechten ein Buch. Zu beiden Seiten im unteren Drittel ein kleiner Hund, jeweils ihm zugewandt. In den Ecken jeweils Wappenschilde, die die Inschrift unterbrechen. Der rechte untere Schild ist erloschen. Es handelt sich hier um die älteste noch vorhandene Bischofsgrabplatte des Domes. Die Grabplatte ist im unteren Drittel gebrochen, der Zustand schlecht.

Maße: H. 228 cm, B. 119 cm, Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

  1. + anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ ccc lxx//xi ∙ o(biit) ∙ clunradus a) de hainberg · ep(iscopu)s ∙ ecc(lesi)e ∙ ratispon//ensis ∙ in vigilia b)beati ∙ // petri ∙ ap(osto)li ∙ ad ∙ vincula ∙ c) cuius · a(n)i(m)a req(ui)escat d)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1381 ist Konrad von Haimburg, Bischof der Regensburger Kirche, am Vorabend des Petri Kettenfestes gestorben. Seine Seele möge ruhen.

Datum: 1381 Juli 31.

Wappen:
Haimburg2), Hochstift3).

Kommentar

Konrad von Haimburg stammte aus der adeligen Familie der Herren von Stein auf Haimburg, die ihren Stammsitz in der Oberpfalz (Gde. Berg, Lkr. Neumarkt/Opf.) hatten. Er war der Sohn des Heinrich II. von Haimburg, das vierte von acht Kindern und der Neffe des Elekten Hiltpolt von Haimburg4). Er wird erstmals 1349 als Stiftspropst von St. Johann genannt. Im Jahr 1353 wurde er zum Domdekan ernannt, legte 1355 das Amt des Stiftspropstes nieder und ist seit 1362 Propst des Domkapitels5). Von Mai 1366 bis 1368 ist er als Administrator des Bistums und Hochstifts belegt. Nach dem Tode des Bischofs Friedrich v. Zollern blieb das Bistum für drei Jahre vakant. Erst im Februar 1368 wählte das Domkapitel Konrad zum Bischof. Er empfing vermutlich vor dem 16. März 1368 in Rom seine Weihe. Wegen der Misswirtschaft seines Vorgängers musste Konrad 1373 seine gesamte Jurisdiktion einschließlich der geistlichen Gerichtsbarkeit an das Domkapitel verpfänden, das ihm dafür ein Vierteljahresgehalt von 30 Pfund Regensburger Pfennigen bezahlte6). Während der Regierungszeit Bischof Konrads entstand auch das Amt des magister fabricae, das durchgehend von einem Kanoniker des Domkapitels wahrgenommen wurde. Der Bischof berief im Jahre 1377 eine Diözesansynode ein, deren 39 Canones überliefert sind, die neue Impulse für die Seelsorge gab und besondere Anweisungen für die Verkündigung gemäß der Hl. Schrift und der ordnungsgemäßen Spendung der Sakramente erteilte7). In seine Regierungszeit fiel im Jahre 1380 der Neubau der Johanniskirche, da die alte Kirche wegen des Neubaues des gotischen Domes abgebrochen werden musste8).

Konrad von Haimburg stiftete den Barbara-Altar im Dom, vor dem er auch bestattet wurde9). Er war der letzte Spross seines Geschlechtes; die Besitzungen Haimburg und Stein fielen an die bayerischen Herzöge10).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Ohne Wortabstand.
  3. Hier befindet sich eine größere Leerstelle.
  4. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Oefele I, 37; Schuegraf, Dom I, 130f.; Freytag/Hecht 21; Kdm Regensburg I, 116; Güntner, Pröpste 55; Hausberger, Grablegen 373.
  2. Bernclau, Episcopatus 42; Leoprechting 36, 47, 55; Fritsche, Glasfenster 113: blau mit silberem Schildhaupt.
  3. Bi 129; Heydenreuter, Wappen der süddeutschen Hochstifte 130f.
  4. Siegert, Geschichte der Herrschaft, Burg und Stadt Hilpoltstein, in: VHVO 20 (1861) 112, 115 und Beilage 4 (Stammtafel); Stingelheim, Alt-Adeliche Familien 96; zur Familie und zum Pflegamt Haimburg vgl. auch HAB Altbayern 16 (Neumarkt/Opf.), 224ff.
  5. Leoprechting 47, 55, 79; Ried, Catalogus; Paricius, Nachricht 30, 39; Güntner, Pröpste 37f.; zu Konrad von Haimburg als Domdekan zuletzt Fuchs, Neue Quellen zur Biographie Konrads von Megenberg 52, 56f., 60, 67f. (Quellenanhang II u. III).
  6. Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 75-78.
  7. Zusammengefaßt nach Janner, Bischöfe III, 257-285; Hausberger, Geschichte I, 195-198; ders., Bischöfe (Konrad v. Haimburg) 632f. mit weiterführender Literatur; Güntner, Pröpste 37f.; Hubel/Schuller, Dom 96-102; Hubel, Regensburger Dombauhütte 24.
  8. Schuegraf, Dom I, 119-131 (die Urkunde ist ebenda, 242-246 ediert); Zahn, Dom 30; Güntner, Pröpste 38; Hubel/Schuller, Dom 102.
  9. Mai, Bruderschaften und Benefizien 415. Der Barbara-Altar wurde im 17. Jahrhundert unter Bischof Albert IV. von Törring zusammen mit den Altären zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit und zu Ehren der Hll. Sebastian, Lucia und Dionysius abgebrochen, an deren Stelle wurde der St. Stephansaltar errichtet; Loers, Barockausstattung 234.
  10. Kdm XVII, Stadt und Bezirksamt Neumarkt 123.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 42; Zirngibl, Epitaphia 1; Ried, Collectio 2v; Oefele I, 213; Cranner 51; Sammlung Resch VII, Blatt 10; Schuegraf, Dom I, 131; Sammlung Heckenstaller 298, 350; Kdm Regensburg I, 116; Güntner, Pröpste 55; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 386.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 93 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0009301.