Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 90 Kreuzgang, Südflügel, Westseite, 1. Joch 1371

Beschreibung

Wappengrabplatte der Katharina Woller aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift, durch eine scharfe Linie vom Feld abgegrenzt, beginnt oben links, läuft um den Stein und endet im unteren Drittel der linken Längsseite. In der oberen Hälfte des Feldes das Vollwappen. Der Zustand der Grabplatte ist sehr schlecht, an der rechten Längsseite ist sie stark beschädigt, die Inschrift ist kaum lesbar.

Ergänzt nach Text Eppinger:

Maße: H. 246 cm, B. 105 cm, Bu. 11 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. +ANNO ∙ D(OMI)NI ∙ · a) M C[CCL/XXI O(BIIT)] b) Ḍ(OMI)ṆA KATHARINA VXOR · VLRICỊỊ WOLLAERII · IN · / VIGILIA PVRIFICAC(I)O[NIS] / Ṣ(AN)C(T)E ∙ MARIE ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1371 am Vorabend des Festes Mariae Reinigung starb Frau Katarina, die Gattin des Ulrich Woller.

Datum: 1371 Februar 01.

Wappen:
Woller2).

Kommentar

Katarina war die Tochter des Leopold Waiter und dessen Ehefrau Cecilia. In erster Ehe war Katarina verheiratet mit Ulrich Gainchofer, in zweiter Ehe mit Ulrich Woller in dem Pach3). Erstmals urkundlich erwähnt wird sie im Testament ihrer Schwägerin Luzia Ingolstetter (s. Kat.-Nr. 76) aus dem Jahr 13644). In einer Urkunde Ulrich Wollers vom 13. November 1371 wird bestätigt, dass ihm seine verstorbene Ehefrau Katharina zwei Weingärten in Oberndorf hinterlassen hat, deren Erträge er zu Lebzeiten nutzen konnte. Nach dessen Tod sollten die Weingärten aber an die Verenakapelle, die Hauskapelle der Familie, fallen, von deren Erträgen sollten vier Jahrtage ausgerichtet werden, in denen unter anderem der Katharina gedacht werden sollte5).

Katharina und Ulrich Woller stifteten zudem zwei Teile des vierteiligen Lanzettfensters im südlichen Seitenschiff des Domes im 4. Joch (s. Kat.-Nr. 89), auf dem die Wappen der Familien Woller und Waiter, die Hl. Verena, die Patronin ihrer Hauskapelle, und die hier besonders verehrten Philippus und Jakobus dargestellt sind6). Die Stiftung dieses Fensters ermöglichte die Begräbnisstätte im Domkreuzgang.

Die Familie Woller hatte seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ihren Wohnsitz in der Achkirchstraße, der heutigen Unteren Bachgasse, in der sich auch die Verenakapelle befand7).

Textkritischer Apparat

  1. Zwischen diesen beiden Trennzeichen kleinere Lücke.
  2. Genaue Stelle des Zeilenumbruchs ist unsicher und geht auch aus der kopialen Überlieferung nicht hervor.

Anmerkungen

  1. Rheude, Grabsteine im Kreuzgange 73, 80; Freytag/Hecht 56 gibt als ehemaligen Bestattungsort die Rastkapelle an. Kdm Regensburg I, 173 vermerkt für diese Grabplatte Ulrich und Otto Woller.
  2. BayA1 193; Bg2 36; Urbanek, Wappen 300.
  3. RUB II, 965; vgl. Emmerig, Münzerhausgenossenschaft 147.
  4. RUB II, 590.
  5. RUB II, 965; Hoernes, Hauskapellen, 211f.
  6. Fritzsche, Glasmalereien 273ff.; zu weiteren Stiftungen vgl. Hoernes, Hauskapellen 201.
  7. Hoernes, Hauskapellen 198ff.

Nachweise

  1. Eppinger 16, 31; Rheude, Grabsteine im Kreuzgange 73, 80.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 90 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0009007.