Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 89 Domkirche, südliches Seitenschiff, 4. Joch, Fenster (Langhausfenster süd XIV) um 1370

Beschreibung

Das sogenannte Tabernakelfenster besteht aus zwei Lanzettfensterpaaren mit je zwei sechszeiligen Bahnen mit Kopfscheiben. Im Maßwerk zwei Fünfpässe mit Zwickeldreiecken, im Scheitel ein Vierpass1). In der unteren Zeile der vier Bahnen die Vollwappen der Familien Waiter, Woller, Luch und Wadkadmer, darüber je zwei monumentale Heiligenfiguren in Tabernakelgehäusen. Namensinschriften jeweils im Nimbus der Heiligen. Im linken Fenster die Inschriften I und II, im zweiten Fenster die Inschriften III und IV. Im dritten Fenster trägt nur der obere Heilige eine Inschrift im Nimbus (V), im vierten Fenster nur der untere (VI). Die Inschrift im Nimbus des Heiligen darüber ist nur noch als Fragment erhalten (VII).

Text nach Photomaterial CVMA:

Maße: H. ca. 10,2 m, B. ca. 4,92 m.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. I.

    ∙ BARTHOLOMEVS ∙ a)

  2. II.

    ∙ S(ANCTVS) ∙ IACOBVS ∙ MINOR ∙

  3. III.

    S(ANCTA) ∙ VERE(NA)

  4. IV.

    a) S(ANCTVS) ∙ PHFILIPPVS b)

  5. V.

    [S(ANCTVS) G]REGORIVS

  6. VI.

    S(ANCTVS) ∙ JERON[IM]VS

  7. VII.

    S(ANCTVS) [AMBROSI]VS

Datum: um 13702).

Wappen:
Waiter3), Woller4), Luch5), Wadkadmer6).

Kommentar

Stifter des linken Fensterpaares waren das Ehepaar Katharina und Ulrich Woller. Katharina (s. Kat.-Nr. 90), 1371 verstorben, war eine Tochter Leupolt und Cecilia Waiters7), daher auch die Darstellung des Wappens der Familie Waiter. Ulrich Woller (s. Kat.-Nr. 92), 1375 verstorben, war langjähriger Patronatsherr der Hauskapelle der Woller in der heutigen Unteren Bachgasse. Die Hl. Verena, dargestellt über dem Wappen der Woller, ist bereits seit dem frühen 14. Jahrhundert als Patronin dieser Hauskapelle nachweisbar, die Hll. Philippus und Jacobus waren wohl bereits besonders verehrt und wurden später die Kapellenpatrone8).

Die Stifter der rechten Fensterhälfte aus den Familien Luch und Wadkadmer sind namentlich nicht nachweisbar und konnten keiner bestimmten Person zugeordnet werden.

Textkritischer Apparat

  1. Blütenförmiges Trennzeichen aus sieben Punkten.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. Fritzsche, Glasmalereien 273-283 (Abb. 472-494) mit Zusammenfassung der älteren Literatur.
  2. Die rechte Hälfte des Fensters ist wahrscheinlich etwas später entstanden, siehe Fritzsche, Glasmalereien 277; Hubel, Glasmalereien 2002, 32.
  3. Urbanek, Wappen 294.
  4. Bg2 36; Urbanek, Wappen 300.
  5. BayA2 126, Ge 198, 208; Urbanek, Wappen 214.
  6. Ge 198, 208; Urbanek, Wappen 289.
  7. RUB II, Nr. 965 (13. November 1371); vgl. Hoernes, Hauskapellen 201 (Anm. 42).
  8. Fritzsche, Glasmalereien 273ff.; zur Hauskapelle der Familie Woller vgl. Hoernes, Hauskapellen 198ff.

Nachweise

  1. Sammlung Resch VII, 137, 138; Fritzsche, Glasmalereien 279, 280, 281 (Abb. 473, 474, 476-480).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 89 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0008908.