Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 74 Domkirche, südliches Seitenschiff, 1. Joch 1353

Beschreibung

Grabplatte des Konrad von Schwarzenburg aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift zwischen zwei Linien beginnt oben links und endet ebenda. An der rechten Längsseite ist im unteren Drittel in der zweiten Zeile der Herkunftsname des Dekans eingehauen. Das Feld ist total abgetreten, in der linken unteren Ecke ist ein schräggelegter Wappenspitzschild zu erkennen. Die gesamte Grabplatte wird vom Gestühl überdeckt, sodass keine Maße aufgenommen werden konnten.

Text und Beschreibung nach Photomaterial Hubel:

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Staatliches Bauamt Regensburg [1/1]

  1. – – –] L · III ∙ O(BIIT) ∙ CHVNRADVS ∙ / DE SWARZENBVRCH a) / DECANVS / ∙ ECC(LESI)E ∙ / RATISPONE(N)SIS // ∙ IN ∙ DIE ∙ SA(N)CTI ∙ FELICIS ∙ IN ∙ PINCIS b)

Übersetzung:

(Im Jahr des Herrn 13)53 starb Konrad von Schwarzenburg, Dekan der Regensburger Kirche, am Tag des Hl. Felix in den Fichtenwäldern.

Datum: 1353 Januar 142).

Wappen:
Schwarzenburg3).

Kommentar

Konrad stammt aus dem bayerischen Adelsgeschlecht der Grafen von Schwarzenburg aus dem Nordgau (Schwarzenburg, Lkr. Cham/Opf.)und erscheint 1309 als Domkanoniker4). Eine erste Wahl zum Domdekan im Jahre 1326 wurde von Bischof Nikolaus nicht anerkannt. Das Dekanat übertrug der Bischof dem Kanoniker Siegfried Kastner auf Widerruf5). Erst im Jahre 1330 wurde Konrad Dekan des Domkapitels6). Im selben Jahr erhielten die Brüder Ulrich und Reinbot von Schwarzenburg gemeinsam mit Konrad das Patronat von Grafenkirchen (Gde. Pemfling, Lkr. Cham/Opf.)7). 1333 amtierte er als Dekan der Alten Kapelle, letztmalig als Dekan ist er hier 1340 nachzuweisen8). 1339 war er Richter am Domkapitelgericht und wohl auch Richter des Ehegerichts9). Im Jahre 1350 absolutierte er nach dem Tode des Kaisers Ludwig einige Klöster10). Weiter belegt ist Konrad im Jahre 1323 in einer Urkunde als Bürge und Mitsiegler und in einer weiteren Urkunde, die zwischen 1347 und 1349 datiert ist11).

Eine weitere bislang nicht veröffentlichte Urkunde aus dem Jahr 1350 berichtet über die Streitigkeiten innerhalb des Domkapitels um die Wahl Dietrichs von Au (s. Kat.-Nr. 80) zum Dompropst. Neben Konrad von Megenberg, Konrad von Haimberg, Ludwig Wechsler, Heinrich von Paulsdorf und Heinrich Vogel stellt sich auch der Domdekan auf die Seite der Gegner der Wahl12). Sein Jahrtag wurde am 14. Januar in Obermünster begangen13).

Das obere Fenster des südlichen Chorschlusses (s. Kat.-Nr. 50) verdankt laut Inschrift sein Entstehen dem Domdekan Konrad von Schwarzenburg14). Im Jahre 1355 wird Konrad nochmals genannt - quondam decanus - im Zusammenhang mit einem Benefizium auf den Altar St. Pantaleon und Egid, das er aus einem um 55 Pfund Pfennig verkauften Hof in Niederachdorf (Gde. Kirchroth, Lkr. Straubing-Bogen/NB.) im Jahre 1348 gestiftet hatte15).

Textkritischer Apparat

  1. Diese Zeile ist wahrscheinlich nachgetragen und befindet sich unter DECANVS ECC(LESI)E.
  2. Die Form der Trennzeichen ist unsicher.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 45.
  2. Das von Paricius, Nachricht 30 genannte Sterbjahr 1330 kann nicht stimmen, denn die Datierung auf der Grabplatte weist deutlich die römischen Zahlen LIII auf, sodass davon ausgegangen werden muss, dass ein Todesjahr 1353 realistisch ist. Paricius berichtet zudem, dass das Dekanat 23 Jahre ledig blieb. Auch die Aussagen bei Ried, Catalogus widersprechen sich stark. Wird zum einen die Ernennung des Domherren für das Jahr 1330 überliefert, so erscheint an anderer Stelle (Leoprechting 76) als Sterbejahr 1317; vgl. Leoprechting 47: hier wird berichtet, dass im Jahre 1353 Konrad von Haimberg, der spätere Bischof, Dekan geworden ist; Mayer, Thesaurus II, 96: Sterbejahr 1353.
  3. BayA1 179.
  4. BayA1 179; Schwarzenburg (Lkr. Cham/Opf.); Janner, Bischöfe III, 104.
  5. Janner, Bischöfe III, 104: hier wird Konrad von Schwarzenburg im Jahre 1309 das erste Mal erwähnt im Zusammenhang mit einer Schenkung Bischof Konrads an die Kirche von Rötz (Lkr. Cham/Opf.) unterhalb der Schwarzenburg; Popp, Handbuch Nr. 86; Schmuck, Ludwig der Bayer 113 (Anm. 902). Konrad war zudem Pfarrer von St. Ulrich; ebenda, 276 (Anm. 2166), 1330 sicher als Domherr belegt; vgl. hierzu auch Janner, Bischöfe III, 199.
  6. Leoprechting 55; anders Bernclau, Episcopatus 379: etiam Canonicus et Decanus 1327 +1330; Belege als Dekan in richterlicher Funktion bei Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 75f. (Anm. 88, 89).
  7. Ried, Codex II, 826f.: hier wird Konrad erstmalig als Dekan genannt; Janner, Bischöfe III, 172.
  8. Schmid, Alte Kapelle 109, 176: im Jahre 1333 errichten Dekan Konrad von Schwarzenburg und das Stiftskapitel ein Kaplaneibenefizium (Missa angelica, auch Glockenmesse und Schlafmesse); Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 75-76 (Anm. 88, 89): Konrad erscheint in den Urkunden als iudex des Domkapitels und als Richter des Ehegerichtes.
  9. Deutsch, Ehegerichtsbarkeit: Iudex ordinarius und vicarius generalis 38f. mit Anm. 32, 33.
  10. Janner, Bischöfe III, 229; vgl. auch Danzer, Oberaltaich 113. Gemeiner, Chronik I, 526, Juristiktionstreit mit der Stadt beigelegt.
  11. RUB I, 453 ( 2. Mai 1323); 1264.
  12. Fuchs, Neue Quellen zur Biographie Konrads von Megenberg 52, 67f. (Quellenanhang II).
  13. MGH Necr. III, 335.
  14. Zur Datierung des Fensters: hier ist Konrad v. Schwarzenburg noch Domherr; Janner, Bischöfe III, 139; Zahn, Dom 95; Kdm Regensburg I, 90.
  15. Ried, Codex II, 880f.; Schuegraf, Dom II, 13; Janner, Bischöfe III, 231; Ries, Generalschematismus o. S.; Mai, Bruderschaften und Benefizien 414.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 74 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0007400.