Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 69 Domkirche, südliches Seitenschiff, 3. Joch, Fenster (Langhausfenster süd XIII) um 1350

Beschreibung

Das sogenannte Marienfenster besteht aus zwei Lanzettfensterpaaren mit je zwei sechszeiligen Bahnen mit Kopfscheiben. Im Maßwerk zwei Fünfpässe mit Zwickeldreiecken, im Scheitel jeweils ein Vierpass1). Im linken Fenster beginnt der Marienzyklus mit Szenen vor der Geburt Mariens, in der zweiten, dritten und fünften Zeile ist ihr Vater Joachim bezeichnet (Inschriften I, II, III), in der sechsten Zeile ihre Mutter Anna (Inschrift IV). Im zweiten Fenster Szenen aus dem Leben Mariens, in der ersten Zeile die Verkündigung mit Inschrift V auf dem Spruchband des Engels und Inschrift VI im Buch Mariens. Im dritten Fenster in der ersten Zeile ein Engel, ebenfalls mit einer Inschrift (Inschrift VII) auf seinem Spruchband. In den beiden ersten Scheiben der unteren Zeile unter den Darstellungen ein kniendes Stifterpaar, links der Mann, rechts seine Gattin, beide jeweils begleitet vom Wappen der Familie Melder. In der vierten Scheibe der unteren Zeile eine weitere kniende männliche Stifterfigur, ebenfalls begleitet vom Wappen der Melder.

Text nach Photomaterial CVMA, Ergänzungen nach Text Fritzsche, Glasmalereien:

Maße: H. ca. 10,2 m, B. ca. 4,5 m

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. I.

    ∙ Joachim ∙

  2. II.

    ∙ ioac[him]

  3. III.

    ∙ Joach[im]

  4. IV.

    ∙ an[n]a

  5. V.

    ∙ au[e] gr[ati]a plena d(omi)n(u)s tecum

  6. VI.

    ecce ∙ an/[ci]lla / fiat / michi // a) secun/dum / ver/bum / tuum

  7. VII.

    tolle ∙ pueru(m) ∙ et ∙ matre(m) ∙ e(ius) ∙ et ∙ uade b)

Übersetzung:

Gegrüßet seist du, voll der Gnade, der Herr sei mit dir. (V) Ich bin die Magd, mir geschehe, wie du es gesagt hast. (VI) Nimm das Kind und seine Mutter und geh. (VII)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Lc 1, 28; (V) Lc 1, 38; (VI) nach Mt 2, 13. (VII)
Wappen:
Melder2).

Kommentar

Durch die Wappen und die abgebildeten Stifter lässt sich dieses Fenster relativ genau datieren auf die Zeit um das Jahr 1350. Bei dem alten Stifter, der in der unteren rechten Scheibe kniend dargestellt und vom Wappen der Melder begleitet wird, handelt es sich wohl um Albrecht Melder, den 1348 verstorbenen letzten männlichen Sproß dieser Familie3). Er ist aufgeführt in der Meisterliste der Regensburger Goldschmiede4). Das Stifterpaar unten links wären dann dessen Tochter Margarete und ihr Ehemann Heinrich Amann, der vermutlich das Wappen seines Schwiegervaters nach dessen Tod übernommen hatte5).

Textkritischer Apparat

  1. Wechsel auf die rechte Buchseite.
  2. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Fritzsche, Glasmalereien 259-272 (Farbtafel X, Abb. 437-471) mit Zusammenfassung der älteren Literatur.
  2. Urbanek, Wappen 223.
  3. RUB I, Nr. 1225: Am 13. Dezember 1348 wird ein Jahrtag für den verstorbenen Albrecht Melder festgesetzt; vgl. Fritzsche, Glasmalereien 261 (Anm. 86); Hubel/Schuller, Dom 91.
  4. German-Bauer, Goldschmiede 463.
  5. Fritzsche, Glasmalereien 261 (Anm. 85, 86); sie verweist auf Hylmair, Wappenbuch 30, in dem er das Melderwappen mit Ambtmann bezeichnet.

Nachweise

  1. Hubel, Glasmalereien 1981, Farbtafel 34 (Inschrift II); Fritzsche, Glasmalereien 263, 265, 266, 269, 270 (Abb. 438, 440, 441, 442, 447, 452).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 69 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0006906.