Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 55 Domkirche, innere Westwand, südlich des Hauptportals 1320-1330

Beschreibung

Fast lebensgroße Figur des Hl. Georg zu Pferde, dem Hauptportal zugewandt. Der Heilige ist als Ritter dargestellt, bewaffnet mit Dolch und geschulterter Lanze, wobei der untere Teil der Lanze von der linken Hand ab verloren ist. Das Schwert befindet sich an der abgewandten Seite und ist ebenso wie der Dolch und Schultergurt reich verziert. Der heilige Ritter ist mit einem vollständigem Kettenpanzer bekleidet, darüber ein Waffenrock und ein zurückgeschlagener Schulterumhang mit Brustriemen. Der Waffenrock ist auf der dem Betrachter zugewandten Seite gebündelt und fällt locker über den Rumpf des Pferdes herab.

In seiner linken Hand hält der Heilige die Zügel des Pferdes, das aus zwei Teilen zusammengesetzt ist. Die beiden Teile werden jeweils von zwei Baumstümpfen gestützt, die fest auf einer Plinthe stehen. Die Stirnseite der Plinthe trägt die Inschrift. Darunter zwei Konsolfiguren mit dem Spitzschild, auf dem sich ein Kreuz mit gezierten Kreuzarmen befindet1). Die Skulptur ist farbig gefasst.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Staatliches Bauamt Regensburg [1/1]

  1. SANCTVS GEORIVS

Kommentar

Die beiden Reiterfiguren, St. Georg an der Südseite des Westportals und das Pendant, St. Martin an dessen Nordseite, sind erst nachträglich in die Architektur eingefügt worden2). Die neuen Forschungen haben ergeben, dass die beiden Skulpturen wohl für eine Aufstellung an einer glatten Wand konzipiert waren. Da die Westteile des Domes vor 1330 noch nicht begonnen waren, müssen die Skulpturen zwischenzeitlich anderswo angebracht worden sein.

Besonders der hier beschriebene Hl. Georg weist die gleichen stilistische Merkmale auf wie das Relief auf der Grabplatte des Ulrich von Au (s. Kat.-Nr. 53)3).

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg I, 114, Abb. 51; Zahn, Dom 65; Friedrich Fuchs, Die Reiter an der inneren Westwand, in: Der Dom zu Regensburg, 248f. mit Abb. 1; Hubel/Schuller, Dom 70, Abb. 65 u. 104 (Gesamtaufnahme der beiden Reiterstatuen).
  2. Friedrich Fuchs (wie Anm. 1), 251, 254f.
  3. Hubel/Schuller, Dom 68; Martin Angerer, Regensburger Bildhauerkunst um 1300, in: Regensburg im Mittelalter 409-418, hier 417.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 55 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0005505.