Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 41 Kreuzgang, Mittelhalle, Westwand, 6. Joch 1317/1318/1337/1376

Beschreibung

Querrechteckige Grabplatte der Familie Sitauer aus Sandstein, ehemals im Domfriedhof an der Südwand bei der Tür1), heute in der Mittelhalle des Kreuzgangs an der Westwand aufgerichtet2). Die Inschrift I beginnt oben links und endet oben rechts; sie lief ursprünglich weiter um den Stein und endete links unten an der Breitseite. Die Inschrift II, von der ersten durch eine scharfe Linie getrennt, beginnt in der zweiten Zeile oben links, läuft um den Stein und endet an der linken Längsseite oben. Die Inschrift III füllt sechszeilig den rechten Teil des Feldes. Mittig im Feld ein schräggelegter Wappenspitzschild. Im linken unteren Bereich des Feldes ein kleiner Dreibergkreuzfuß mit Nodus. Darüber ein querrechteckiges Feld, in dem sich eine Tafel mit der vierzeiligen Inschrift IV befand, die heute nicht mehr vorhanden ist. In der Zeichnung von Justus Popp aus dem Jahr 1826 sind alle vier Inschriften wiedergegeben3). Die Grabplatte ist, abgesehen vom Fehlen eines Teiles der ersten Inschrift und der nicht mehr vorhandenen Inschriftentafel, in gutem Zustand.

Maße: H. 85 cm, B. 147 cm, Bu. 7 cm (I, II), 5 cm (III).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (I, II, III), Gotische Minuskel (IV).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

Ergänzt nach Text Eppinger:

  1. I.

    ANNO ∙ DOMINI ∙ M ∙ CCCo ∙ XV[III IN VIGILIA S(ANCTI) IACOBI MINORIS OBYT CHUNRADUS SITAUERIUS]

  2. II.

    ∙ ANNO ∙ D(OMI)NI ∙ Mo ∙ CCC o∙ XVII ∙ IN VIGILIA a) ∙ / SANCTI ∙ VITI ∙ / O(BIIT) ∙ ELYZABET ∙ SOROR ∙ CHVNRADI / SITAWAERII

  3. III.

    ∙ ANNO ∙ D(OMI)NI ∙ Mo ∙ CCCo / XXXVIIo ∙ Vo ∙ KAL(ENDAS) ∙ JV/NII ∙ O(BIIT) ∙ ELYSAB/ET ∙ FILIA ∙ M/ARQVARDI ∙ / IN ∙ DEM ∙ SWOL

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1318 am Vorabend des Festes des Hl. Jakobus des Jüngeren starb Konrad Sitauer. (I) Im Jahre des Herrn 1317 am Vorabend des Festes des Hl. Vitus starb Elisabeth, die Schwester des Konrad Sitauer. (II) Im Jahre des Herrn 1337 am 5. Tag vor den Kalenden des Juni starb Elisabeth, die Tochter des Marquard in dem Swol. (III)

Text nach Sammlung Resch:

  1. IV.

    anno ∙ DOM(I)NI ∙ MI(LLESIM)O ∙ CCC ∙ LXXVI / obiit ∙ Pet(r)us ∙ sitauer ∙ / feria ∙ sab(a)to ∙ festum ∙ / inuencione ∙ san(c)te ∙ crucis b)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1376 am Samstag vor dem Fest der Auffindung des Hl. Kreuzes starb Petrus Sitauer. (IV)

Datum: 1318 Juli 24; 1317 Juni 14; 1337 Mai 28; 1376 April 26.

 
Wappen:
Sitauer4).

Kommentar

Konrad Sitauer ist das erste bedeutende Mitglied dieser Familie, die dann über lange Zeit die Geschicke der Stadt sowohl politisch als auch wirtschaftlich mitbestimmen sollte. Für das Jahr 1317 ist er als Hansrat nachweisbar5). Verheiratet war er mit Elisabeth, der Tochter des Marquart in dem Swol6). Bei Elisabeth, die in der zweiten Inschrift genannt ist, handelt es sich um die Schwester des Konrad. Möglicherweise war Peter Sitauer der Enkel des in der ersten Inschrift genannten Konrad.

Er saß in den Jahren von 1351 bis 1369 im Rat der Stadt, und war 1362 Wachtmeister in der Wiltwercherwacht. Von Erhard Auer von Stefling (Gde. Nittenau, Lkr. Schwandorf/Opf.), mit dem er verschwägert war, erwarb er 1362 die Burg Weichs (Stadt Regensburg). Im Jahre 1370 gründete er mit Hans Ingolstetter und Leopold Gumprecht (s. Kat.-Nr. 99) eine Gesellschaft zum gemeinsamen Fernhandel7). Das Wappen der Familie Sitauer befindet sich im Fenster im 3. Joch des nördlichen Hauptchores des Domes (s. Kat.-Nr. 84), das auf die Jahre um 1370 datiert ist, sodass Peter Sitauer als wahrscheinlicher Stifter angenommen werden kann8).

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Wortabstand.
  2. Da diese Transkription zwar die Zeilenabstände und Trennzeichen berücksichtigt, aber inhaltliche Ungenauigkeiten aufweist, hier zum Vergleich die Überlieferung Eppinger: A(nno) D(omini) 1376 ob(iit) Petrus Sitauer feria sabatho ante festum Inventionis S(ancti) Crucis.

Anmerkungen

  1. Eppinger 34; Primbs, Jahr- und Totenbuch 244.
  2. Freytag/Hecht 46; Kdm Regensburg I, 171.
  3. Sammlung Resch VII, Blatt 70.
  4. BayA3 85; Urbanek, Wappen 268.
  5. RUB I, 345 (13. Dezember 1317); Ritscher, Ratsverfassung II, 18; Urbanek, Wappen 268.
  6. Urbanek, Wappen 327, hier wird Elisabeth, die in der Inschrift II genannt ist, mit der Elisabeth der Inschrift III gleichgesetzt.
  7. RUB II, 621 (mit urkundlichen Belegen); Primbs, Jahr- und Totenbuch 244f.; Morré, Ratsverfassung 91; Bastian, Runtingerbuch I, 9, III, 424-427; Urbanek, Wappen 269; Fischer, Hochfinanz 143.
  8. Schuegraf, Dom I, 117; Fritzsche, Glasmalereien 115 (Anm. 317); Hubel, Glasmalereien 2002, 28.

Nachweise

  1. Eppinger 34; Schuegraf, Dom II, 93 (Inschriften II und III); Rücker, Grabsteine Nr. 11; Sammlung Resch VII, Blatt 70.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 41 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0004101.