Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 38 Domkirche, Hauptchor, Chorschluß, Südseite, unteres Fenster (Chorfenster süd II) um 1315

Beschreibung

Das sogenannte Fenster der Heiligen Sippe besteht aus vier Bahnen mit jeweils vier Zeilen, vier Kopfscheiben und Maßwerk im Spitzbogen1). In den unteren zwei Zeilen sind Mitglieder der Sippe der Hl. Maria abgebildet, in den oberen Zeilen Ahnen Marias und Szenen aus dem Marienleben. In der unteren rechten Scheibe kniet neben dem Hl. Servatius, der kein Ahne ist, der Stifter dieses Fensters, der Domkanoniker Wernherus. In den einzelnen Scheiben sind die dargestellten Personen mit Inschriften auf Inschriftenbändern bezeichnet. Auf den vier unteren Scheiben von links nach rechts die Inschriften I, II, III, IV und V, in der Reihe darüber VI, VII, VIII, IX und X. In der dritten Reihe die Inschriften XI, XII, XIII und XIV, oben XV, XVI, XVII und XVIII.

Text nach Photomaterial CVMA, Ergänzungen nach Text Fritzsche, Glasmalereien:

Maße: H. ca. 7,3 m, B. ca. 3,88 m.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. I.

    IOACHIM / HISM//ERIA a)

  2. II.

    ZACHARIAS / [E]LI[S]ABET

  3. III.

    MEM[E]LIA / EMI[T]

  4. IV.

    [SE]RVACIV(S)

  5. V.

    [WERNHE]RVS CANON(ICVS) RATASP(ONENSIS) b)

  6. VI.

    ANNA / CLE//OPHAS c)

  7. VII.

    ALPHEVS / MARIA

  8. VIII.

    SALOME / ANNA

  9. IX.

    [Z]EB[E]DEVS MARIA

  10. X.

    IOHANE(S) ∙ IACOB(VS)

  11. XI.

    IOACHIM / A[N]NA

  12. XII.

    IOSEPH

  13. XIII.

    AVE MARIA

  14. XIV.

    MATER CHR(IST)I d)

  15. XV.

    DAVIT / SALOMON

  16. XVI.

    IOACHIM / IS[A]CHAR

  17. XVII.

    IOACHIM

  18. XVIII.

    ANNA

Datum: um 13152).

Kommentar

Den Namen des Stifters Wernherus (Inschrift IV) konnte Schuegraf noch lesen, ordnete ihn aber fälschlich einem in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts lebenden Kanoniker zu3). Der Name bezieht sich wohl auf einen im liber oblationum ecclesiae maioris Ratisbonensis genannten Wohltäter und Domkanoniker Werner4).

Als möglicher Stifter wurde auch Werner (Werntho) Schenk von Reicheneck in Betracht gezogen, Domherr in Regensburg ab 1301, Propst ab 1325, vor 1326 auch Stiftspropst der Alten Kapelle, dann Bischof von Bamberg von 1329 bis 1335, bestattet vor dem Katharinenaltar im Bamberger Dom5).

Textkritischer Apparat

  1. Durch den Kopf unterbrochen. Der Buchstabe E ist fast um die Hälfte kleiner.
  2. Sic! Ergänzt nach Schuegraf, Dom I, 215.
  3. Durch den Kopf unterbrochen.
  4. XPI.

Anmerkungen

  1. Fritzsche, Glasmalereien 59-70 (Abb. 65-80) mit Zusammenfassung der älteren Literatur; Hubel, Glasmalereien 2002, 21.
  2. Fritzsche, Glasmalereien 62f. datiert das Fenster ins erste Drittel des 14. Jhs.; Hubel/Schuller, Dom 36 datieren dieses Fenster auf die Jahre bald nach 1313, ebenso Hubel, Glasmalereien 2002, 21.
  3. Schuegraf, Dom I, 215.
  4. MGH Necr. III, Berlin 1895, 242, vgl. Fritzsche, Glasmalereien 63f. (Anm. 150 und 156).
  5. Leoprechting 47, 74; Janner, Bischöfe III, 170, 186; Elsen, Dom 17; Freytag/Hecht 43; Güntner, Pröpste 36f. Fritzsche, Glasmalereien 64 lehnt diese Zuordnung ab.

Nachweise

  1. Sammlung Resch VII, Blatt 22; Schuegraf, Dom I, 215; Elsen, Dom 17 (beide nur Inschrift IV); Hubel, Glasmalereien 1981, Farbtafeln 13-16 (Inschriften 6, 10, 12, 15); Fritzsche, Glasmalereien 63-68 (Abb. 66-73).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 38 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0003804.