Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 25 Domschatzmuseum A. 14. Jh.

Beschreibung

Reliquienkästchen, größtenteils aus Holzplatten, teils mit Stoff überzogen, teils mit Pergament unterlegt1). Die Vorderseite ziert ein zweiflügeliges Klappaltärchen aus Holz mit aufgeklebten Pergamentminiaturen. Auch in der Dachschräge sind Pergamentminiaturen eingelassen. Um den rechten Altarflügel mit der Darstellung der Kreuzigung Christi durch die Tugenden befinden sich an den vier Seiten des Randes die Inschriften I bis V, im Nimbus der rechten Randfigur die Inschrift VI, am oberen Ende des Kreuzes die Inschrift VII. Am linken Flügel die Darstellung der Marienkrönung, flankiert von zwei Heiligen, die jeweils am seitlichen Rand durch die Inschriften VIII und IX bezeichnet sind. An der unteren Breitseite fast mittig kniet ein kleiner Bettelmönch, daneben die Inschrift X. Über der Petrusfigur am Rahmen die Inschrift XI. Die rechte Schmalseite des Reliquienkästchens besteht aus drei zusammengenähten und vertikal angeordneten Leinwandstreifen. Auf ihnen sind spiegelverkehrt stark gezierte Majuskelbuchstaben aufgestickt, die wie ein Ornament wirken2). Die Bedeutung dieser Buchstaben konnte nicht geklärt werden (Inschrift XII).

Text nach Photomaterial Hubel, Domschatz:

Maße: H. 31 cm, L. 35,5 cm, T. 16 cm, Bu. ca. 0,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. I.

    · S(ANCTA) MARIA MAGDALENA ·

  2. II.

    MISERICORDIA ·

  3. III.

    · OBEDIENCIA ·

  4. IV.

    KARITAS

  5. V.

    · HV[MI]LI[T]AS

  6. VI.

    · S(ANCTVS) · FRANCISCVS ·

  7. VII.

    · I · N · R · I ·

  8. VIII.

    · S(ANCTA) · AGNES ·

  9. IX.

    · S(ANCTA) · CLARA ·

  10. X.

    · F(RATE)R ∙ W a)

  11. XI.

    S(ANCTVS) · PE(TRVS) · b)

  12. XII.

    [.]C̣HLA / C̣SORC̣Ṇ / [.]ḶMḄỌ

Kommentar

Das Reliquienkästchen wurde zusammen mit einem anderen Kästchen zufällig 1873 bei der Öffnung des Dionysiusschreins in St. Emmeram entdeckt, in den es wohl 1659 gekommen ist3). Einige Jahre nach der Auffindung kamen die beiden Kästchen in den Domschatz, wo sie bis heute verblieben sind.

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein S-förmiges hochgestelltes Kürzungszeichen; es könnte sich um die Abkürzung des Namens Wenzeslaus handeln und den Minoritenfrater Wenzeslaus Mallcus († 1306) bezeichnen, vgl. Hilz, St. Salvator 176.
  2. Die Abschrift wurde übernommen aus Hubel, Domschatz 154. Auf der Abbildung ist nur der Buchstabe E zu sehen.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. D 1974/66; Hubel, Domschatz 154-159 (Farbtafeln VIII, IX, Abb. 95-101) mit Quellen und älterer Literatur.
  2. Hubel, Domschatz 155.
  3. Ebenda, 156f.

Nachweise

  1. Kdm Regensburg I, 147f.; Hubel, Domschatz 154.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 25 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0002507.