Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 158 Domkirche, südliches Seitenschiff, 1. Joch 1426

Beschreibung

Grabplatte des Domherren Johannes Weutra aus rotem Marmor, ante aram S. Justini (neben dem Dombrunnen) im Boden eingelassen1). Die Inschrift beginnt oben links, läuft um den Stein und endet ebenda. Im Feld: Ritzzeichnung mit der Gestalt des Kanonikers, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett. In seiner linken Hand hält er den Kelch, die Rechte segnend darüber. Im Kelch drei quadratische Vertiefungen. In der oberen linken Ecke ein kleiner Wappenschild. Die Ritzzeichnung ist vor allem im oberen Bereich sehr abgetreten, die Umschrift aber relativ gut erhalten.

Maße: H. 213 cm, B. 105 cm, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Staatliches Bauamt Regensburg [1/1]

  1. anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ xxvj ∙ / ∙ In ∙ die ∙ felicis ∙ Et ∙ adavcti ∙ Obijt ∙ d(omi)n(u)s ∙ Joha(n)nes ∙ de ∙ Wevtra ∙ a) / ∙ Egregi(us) ∙ in ∙ Medicinis / ∙ Doctor ∙ Ratispone(n)sis ∙ Ecclesie ∙ Canonicvs ∙ Req(ui)escat ∙ i(n) ∙ pace b)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1426 am Tag der Hll. Felix und Adauctus starb Herr Johannes von Weutra, vorzüglicher Doktor der Medizin und Domherr der Regensburger Kirche, er möge ruhen in Frieden.

Datum: 1426 August 30.

Wappen:
Weutra2).

Kommentar

Der Domherr stammte aus dem niederösterreichischen Ort Weitrach (Pol. Bez. Gmünd/NÖ.). Er studierte an der Universität Wien und erwarb im Jahr 1399 den Titel des Licentiatus und 1400 den Doktor der Medizin3). Im Jahr 1405 wurde ihm die Pfarrei Pabennewchirchen (Papneukirchen, Pol. Bez. Perg/OÖ.) in der Diözese Passau verliehen, ebenso ein Benefizium in St. Nikola vor den Mauern in Passau4). 1410 wurde er in das Domkapitel gewählt5). Er stiftete einen Jahrtag auf den St. Hieronymusaltar. Den armen Pfründnern des Katharinenspitals vermachte der Domherr, der der hochgelarte Herr Maister Hanns genannt wurde, ein Legat von 20 Pfund Pfennigen6). Der Bibliothek von St. Mang schenkte er ein Buch7). Ein Gewölbeschlussstein im Domkreuzgang in der Osthälfte des Nordflügels trägt das Wappen des Johannes von Weutra8). Bei den Minoriten wurde sein Jahrtag am 30. August gefeiert9). Die Grabplatte befindet sich mit großer Wahrscheinlichkeit an ihrem ursprünglichen Ort. Im südlichen Seitenschiff westlich des Dombrunnens befand sich der 1381/84 gestiftete St. Hieronymus-Altar, an diese Stelle kam 1644 der St. Justinus-Altar10).

Textkritischer Apparat

  1. Dieses Trennzeichen besteht aus zwei übereinanderstehenden Quadrangeln.
  2. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Zirngibl, Epitaphia 11; Sammlung Heckenstaller 344; Primbs, Jahr- und Totenbuch 281f.: hier wird diese Grabplatte als verloren vermerkt; Kdm Regensburg I, 127f.; Freytag/Hecht 54.
  2. Primbs, Jahr- und Totenbuch 282: Hand, die auf einem geöffneten Buch ruht; Freytag/Hecht 54.
  3. Matrikel der Universität Wien I, 44 (SS 1395); Uiblein, Acta Facultatis Artium 541; er gilt laut Cranner 98 als einziger Kanoniker, der Doktor der Medizin war, allerdings ist der Domherr Wolfhard Ebner (s. Kat.-Nr. 190) ebenfalls als Doktor der Medizin überliefert.
  4. RG II/3, Sp. 1279.
  5. Bernclau, Episcopatus 442.
  6. Schuegraf, Dom II, 114f.; Ries, Generalschematismus 73; Mai, Bruderschaften und Benefizien 402.
  7. Fuchs, St. Mang 32 (Anm. 77).
  8. Primbs, Jahr- und Totenbuch 282; Freytag/Hecht 54; Kdm Regensburg I, 164; Strobel, Domkreuzgang 124.
  9. MGH Necr. III, 256; Primbs, Jahr- und Totenbuch 275 (mit Anm. 23); vgl. auch Hilz, St. Salvator 78.
  10. Schuegraf, Dom I, 198 (Anm. 193); Mai, Bruderschaften und Benefizien 415.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 11; Ried, Collectio 12r; Cranner 98; Schuegraf, Dom II, 114; Sammlung Heckenstaller 344.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 158 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0015801.