Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 144 Domkirche, Südchor, Nordseite 1421

Beschreibung

Grabplatte des Bischofs Albert III. von Stauf aus rotem Marmor, ehemals vor der von ihm gestifteten Altarkapelle der Hll. Florinus und Laurentius1), heute im Boden des Südchores eingelassen2). Die Inschrift auf erhöhtem Rand zwischen zwei Linien beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet im ersten Drittel der linken Längsseite. In den vier Ecken Kreuze. Im Feld: Im Hochrelief die Gestalt des Bischofs im Vollornat. Sein Kopf ruht auf einem Kissen mit tiefen Falten, das an den Ecken mit Quasten besetzt ist. In seiner Rechten hält er den Bischofsstab, in der Linken ein Buch. Im unteren Drittel zwei kleine Wappenschilde, der linke ist dem Pedum aufgelegt. Die Grabplatte ist in relativ gutem Zustand.

Maße: H. 250 cm, B. 129 cm, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Staatliches Bauamt Regensburg [1/1]

  1. + anno ∙ d(omi)nj ∙ M° ∙ cccc° ∙ xxio ∙ vio ∙ idus + / ∙ julii ∙ obyt ∙ d(omi)n(u)s ∙ albertus ∙ de ∙ stawff ∙ ep(iscop)us ∙ ratisponensis + / · Cuius a) ∙ anima ∙ in ∙ pace ∙ requies/cat ∙ sempiterna ∙ amen + b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1421 am sechsten Tag vor den Iden des Juli starb Herr Albert von Stauf, Bischof von Regensburg, dessen Seele möge ruhen in ewigem Frieden. Amen.

Datum: 1421 Juli 10.

Wappen:
Stauf3), Hochstift4).

Kommentar

Albert III. von Stauf stammte aus der Familie der Staufer von Staufenberg, die sich seit 1364, nachdem sie einen Anteil an der Burg Ehrenfels bei Beratzhausen (Lkr. Neumarkt/Opf.) als hochstiftisches Lehen erhalten hatten, Staufer von Ehrenfels nannten. Er war der jüngste Sohn des Dietrich I. von Stauf5). Im Jahre 1377 war er an der juristischen Fakultät in Prag immatrikuliert, 1377 an der Universität Wien, 1380 wurde er in das Domkapitel aufgenommen. Zu dieser Zeit war er zudem Domherr in Freising; dieses Kanonikat hat er vor 1409 zurückgegeben6). Am 28. August 1388 ist er als Stiftspropst von St. Johann genannt. Dieses Amt übte er zehn Jahre aus und tauschte es dann 1398 mit dem Domherrn und Domscholastiker Konrad von Sattelbogen gegen die Domscholasterie ein7). Unter Bischof Johann von Moosburg übernahm er um 1396 das Amt des Generalvikars. Nach dem Tode Bischof Johanns wurde er im Jahre 1409 am 25. April vom Domkapitel zum Bischof gewählt, am 24. Juli 1409 von Papst Alexander V. bestätigt und am 18. Mai 1410 geweiht8). Der Wechsel des Regensburger Bistums von der römischen zur Pisaner Obödienz spaltete auch das Bistum, denn der Landesherr forderte unter Androhung des Amts- und Pfründeverlustes des Klerus den Verbleib bei der römischen Obödienz. Sowohl der Titularbischof Hermann, der sich im oberpfälzischen Amberg aufhielt, als auch der spätere Regensburger Bischof Konrad von Soest, zu dieser Zeit Legat des Papstes Gregors XII., drängten auf die Rückkehr an die Seite Papst Gregors. Trotz dieser Jahre andauernder Probleme verstand es Albert III., die wirtschaftliche Situation des Hochstifts zu konsolidieren, und betrieb die Reformierung des Welt- und Ordensklerus, besonders der Benediktinerklöster Weltenburg (Lkr. Kelheim/NB.) und St. Emmeram.

In den Jahren von 1415 bis 1418 war er immer wieder beim Konzil von Konstanz anwesend, wobei sein besonderes Augenmerk der Hussitenfrage galt, war doch das Regensburger Bistum mit seinen Klöstern und Pfarreien entlang der böhmischen Grenze besonders bedroht. 1418 nahm er an der Provinzialsynode in Salzburg teil; die dort gefassten Beschlüsse zur Reform des Klerus versuchte er bereits 1419 in einer Diözesansynode zu vermitteln. Er bekämpfte die neue hussitische Lehre und ließ wegen Verbreitung ketzerischer Schriften den Kaplan Grünsleder aus Vohenstrauß (Lkr. Neustadt a. d. Waldnaab/Opf.) verurteilen und hinrichten. Auch die Regensburger Einwohnerschaft musste einen Antihussiteneid schwören9).

Albert III. von Stauf veranlasste unmittelbar nach seinem Amtsantritt eine grundlegende Neugestaltung des Domkreuzganges und ließ auf seine Kosten das erste südliche Joch des Mortuariums errichten; der Scheitelstein trägt das Wappen des Bischofs10). Sein Jahrtag wurde im Dom am 10. Juli gefeiert11).

Textkritischer Apparat

  1. Das Trennzeichen besteht aus zwei übereinandergestellten Quadrangeln.
  2. Die Trennzeichen sind Quadrangeln; die Kreuze in den Ecken bestehen aus je vier Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Cranner 36; Schuegraf, Dom I, 172: Dieser Altar befand sich vor der großen Domrenovierung 1838/39 im nördlichen Seitenschiff an der Nordwand im dritten Joch; Sammlung Heckenstaller 299, 351; Freytag/Hecht 47; Hausberger, Geschichte I, 203 ff.; Janner, Bischöfe III, 386; Hausberger, Grablegen 373; Hubel/Schuller, Dom 60, 104: Bereits im Jahre 1398 hatte der Domherr und spätere Bischof Albert zusammen mit zweien seiner Brüder, Ulrich und Heinrich (s. Kat.-Nrn. 126), die Altarkapelle des Hl. Florinus gestiftet, bei der diese auch bestattet wurden; vgl. hierzu auch Schuegraf, Dom II, 23f.; Hund, Stammenbuch II, 301; Versuch einer Geschichte von Stauf an der Donau 373. Zum vierten der Brüder, Wilhelm von Stauf, s. Kat.-Nr. 101.
  2. Kdm Regensburg I, 116; Freytag/Hecht 47; Güntner, Pröpste 55.
  3. Leoprechting 37; BayA1 183; Bernclau, Episcopatus 45f., 400; Hund, Stammenbuch II, 301; vgl. auch Janner, Bischöfe III, 387.
  4. Bi 129; Heydenreuter, Wappen der süddeutschen Hochstifte 130f.
  5. Heimpel, Regensburger Berichte 223f.; Hund, Stammenbuch 301; Fischer, Hochfinanz 111 (Anm. 538).
  6. Uiblein, Acta Facultatis Artium 496 (Register mit biographischen Daten); Bernclau, Episcopatus 400; Paricius, Nachricht 41; Ried, Catalogus; Hausberger, Bischöfe 634.
  7. Uiblein, Acta Facultatis Artium 496; Güntner, Pröpste 39.
  8. Schuegraf, Dom I, 166; Hausberger, Grablegen 373.
  9. Die biographischen Daten und Fakten sind zusammengefasst nach: Oefele I, 216f.; Janner, Bischöfe III, 353-388; Hausberger, Geschichte 203-207; ders., Bischöfe (Albert III. v. Stauf) 634f.
  10. Schuegraf, Dom I, 166; Sammlung Resch VII, Blatt 12; Morsbach, Domkreuzgang 35.
  11. MGH Necr. III, 231, 244; Bernclau, Episcopatus 400f.; Mai, Bruderschaften und Benefizien 402.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 2; Bernclau, Episcopatus 45; Ried, Collectio 3r; Oefele I, 217; Sammlung Heckenstaller 299, 332, 351; Schuegraf, Dom I, 172; Cranner 52.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 144 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0014407.