Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 99 Kreuzgang, Mittelhalle, Mittelreihe, 3. Joch 1387/1357/1446

Beschreibung

Wappengrabplatte der Familie Gumprecht aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift I beginnt oben links, läuft um den Stein und endet im zweiten Drittel der linken Längsseite. Die Inschrift II schließt an, läuft vierzeilig an der oberen Breitseite weiter und endet, unterbrochen durch zwei Rundfelder mit Wappen, mit der vierten Zeile an der unteren Breitseite. Im Feld zwei durch das Vollwappen der Gumprecht miteinander verbundene Rundfelder, die beide eine Umschrift (Inschrift III) tragen und von einer scharfen Linie begrenzt sind. Die Anordnung und die Schriftentwicklung lassen darauf schließen, dass die Grabplatte 1387 gefertigt wurde. Der Zustand der Grabplatte ist relativ gut, nur die Umschrift um die Rundfelder ist sehr abgetreten.

Maße: H. 205 cm, B. 78 cm, Bu. 8 cm (I), 7 cm (II), 3,5 cm (III), Du. 51 cm (beide Rundfelder).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

I.

  1. + a(n)no ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ ccc ∙ l / xxxvii ∙ o(biit) ∙ d(omi)n(u)s ∙ lewpold(us) ∙ gump(er)t(us) ∙ camerari(us) ∙ ratispo/nens(is) ∙ p(ro)xima ∙ dom/inica ∙ post ∙ festu(m) ∙ erhardi ∙ ep(iscop)i ∙

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1387 am nächsten Sonntag nach dem Fest des Bischofs Erhard starb Herr Leopold Gumprecht, Stadtkämmerer von Regensburg.

II.

  1. anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ xlvi ∙ / des ∙ Mitich(e)n ∙ vor / sand ∙ Marie ∙ Mag/dalen ∙ tag ∙ do ∙ sta/rb ∙ der // Erberg a) / Ma(n) ∙ he(r) ∙ lewppolt / gvmpprecht ∙ der / Stat ∙ kamrer ∙ de(m) / got ∙ genad ∙ b)

III. Rundfeld, ergänzt nach Text Eppinger:

  1. Anno d(omi)ni m ccc lvii o(biit) d(omi)na margareta vxor [leopoldi] / gumperti in vigilia d(i)m(is)sionis apostolorum

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1357 starb Frau Margareta, die Ehefrau des Leopold Gumpert am Vorabend des Festes der Aussendung der Apostel.

Datum: 1387 Januar 13; 1446 Juli 20; 1357 Juli 14.

 
Wappen:
Gumprecht2).

Kommentar

Leopold stammt aus der Familie der Gumprecht an der Haid, die seit Beginn des 13. Jahrhunderts zu den reichsten und einflussreichsten Patrizierfamilien der Stadt gehörten3).

Leopold war der Sohn des jüngeren Paltram Gumprecht4). Er ist erstmals im Jahre 1344 urkundlich erwähnt. 1345 wird er Mitglied der Münzerhausgenossenschaft, in den Jahren 1366 und 1377 ist er Meister der Hausgenossenschaft. 1355 amtiert er als herzoglicher Richter in Stadtamhof. In der Gemeine findet man ihn von 1355 bis 1357. In den Jahren von 1358 bis 1362, 1367 und 1377 saß er im Rat der Stadt. Als Pfleger des neuen Spitals (St. Oswald) wirkt er 1361, 1371 und 1372, als Judenrichter 1361, 1371, 1373 bis 1375. Im Jahr 1374 war er Wachtmeister der Donauwacht. 1375 beherbergte er Burggraf Friedrich von Nürnberg. Das Amt des Stadtkämmerers übte er 1368, 1369 und 1371 bis 1386 aus5). 1370 schloss er den Vertrag mit Peter Sitauer (s. Kat.-Nr. 41) und Hans Ingolstetter zur Gründung einer Fernhandelsfirma6). Als Bischof Theoderich von Absberg (s. Kat.-Nr. 96) bald nach seinem Regierungsantritt 1381 ein Subsidium charitativum ausschrieb, zahlte Leopold Gumprecht für die zwei verarmten Klöster St. Clara und Hl. Kreuz7). Leopold war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Margret (s. u.), in zweiter Ehe mit Katharina, bei der unklar ist, ob sie eine geborene Grafenreuther oder Reich war8).

Ein weiteres Mitglied dieser Familie namens Leopold ist im Jahr 1413 als Hansgraf nachzuweisen, in den Jahren 1413, 1415 bis 1423, 1429, 1431, 1432 und 1438 bekleidet er das Amt des Stadtkämmerers9). Leopold gehörte zu der Abordnung der Stadt, die als freie Reichsstadt zum Konzil nach Konstanz geladen war. Konrad von Hildesheim (s. Kat.-Nr. 169) verhandelte in Konstanz im Auftrag des Leopold Gumprecht unter anderem im Streit der Staufer mit der Stadt10).

Im Jahre 1434 verpfändete Kaiser Sigismund einen Teil seines Silbergeschirrs und seine Krone im Werte von 4600 Gulden an den Stadtkämmerer, um seine Hofstatt in Regensburg bezahlen zu können11). Mit diesem Leopold Gumprecht starb der letzte bedeutende Vertreter dieser Patrizierfamilie12).

Margret war vermutlich die erste Ehefrau des erstgenannten Leopold Gumprecht. Sie war eine geborene Mülner aus Pielenhofen (Lkr. Regensburg) und Witwe des Ulrich Sautzermann13).

Textkritischer Apparat

  1. Die Zeile weicht der Umschrift um das Medaillon aus.
  2. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Schuegraf, Dom II, 93f.; Freytag/Hecht 20; Kdm Regensburg I, 179f.
  2. BayA2 56, Bg2 26; Urbanek, Wappen 163f.; bei Eckher, Grabsteinbuch 53v ist eine Grabplatte ohne Inschriften abgebildet, die nur das Wappen der Familie Gumprecht trägt.
  3. Zur Familie vgl. Morré, Ratsverfassung 47f.; Primbs, Jahr- und Totenbuch 215 (Anm. 9); Forneck, Einwohnerschaft 122f.
  4. Emmerig, Münzerhausgenossenschaft 74f., 134; Morré, Ratsverfassung 78.
  5. Zusammengefasst nach Emmerig, Münzerhausgenossenschaft 134 mit Belegen; vgl. auch Urbanek, Wappen 163f.; Forneck, Einwohnerschaft 122; Schmuck, Ludwig der Bayer 82-84 mit weiteren Belegen.
  6. RUB II, 899 (5. November 1370); Fischer, Hochfinanz 244.
  7. Janner, Bischöfe III, 288f.
  8. Emmerig, Münzerhausgenossenschaft 134; Morré, Ratsverfassung 78 schreibt ihm drei Ehen zu: Erste Ehe mit einer Dürnstetterin, zweite Ehe mit Margret Mulner aus Pielenhofen, dritte Ehe mit Katharina Reich; für sich und seine Ehefrau Katharina stiftete Leopold am 15. Februar einen Jahrtag bei den Minoriten; vgl. Primbs, Jahr- und Totenbuch 213 mit Anm. 9; Hilz, St. Salvator 74.
  9. Morré, Ratsverfassung 78; Urbanek, Wappen 166; Schmid, Alte Kapelle 325f.
  10. Heimpel, Regensburger Berichte 221f.; Fischer, Hochfinanz 214.
  11. Heimpel, Regensburger Berichte 221; Gemeiner, Chronik III, 60f.
  12. Forneck, Einwohnerschaft 123.
  13. RUB II, 738 (1367 Juli 24); Emmerig, Münzerhausgenossenschaft 134.

Nachweise

  1. Eppinger 20, 33; Zirngibl, Epitaphia 56 und Ried, Collectio 30r (nur Inschrift I); Schmid H. U., Mittelalterliche deutsche Inschriften 20, Nr. 11 (Inschriften I u. II).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 99 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0009901.