Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 95 Kreuzgang, Südflügel, Westseite, 1. Joch (1381)/1383

Beschreibung

Grabplatte der Anna und möglicherweise des Georg Auer aus rotem Marmor, im Boden eingelassen. An der oberen Breitseite eine einzeilige Inschrift, es folgt ein größeres Leerfeld, dann eine dreizeilige Inschrift. Darunter jeweils in Dreipassbogen zwei große Vollwappen, die Spitzschilde einander zugeneigt. Die Grabplatte ist in sehr schlechtem Zustand, sie ist mehrfach gebrochen und zusammengefügt, die linke obere Ecke fehlt1).

Maße: H. 253 cm, B. 128 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    [a]nno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ ccc ∙ lxxx

  2. II.

    + anno d(omi)ni M ccc ∙ lxxx ∙ iii / octava ∙ s(an)c(t)e ∙ agnet(is) ∙ o(biit) ∙ d(omi)na ∙ anna / [u]xo[r] ∙ d(omi)ni ∙ georii ∙ awarii ∙ a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1380. (I) Im Jahr des Herrn 1383 am achten Tag nach dem Fest der Heiligen Agnes starb Frau Anna, die Gattin des Herrn Georg Auer. (II)

Datum: 1383 Januar 28.

Wappen:
Auer2), unbekannt3).

Kommentar

Georg Auer war der Sohn des Friedrich von Au und seiner Gemahlin Kunigunde, einer geborenen Gumprecht auf der Haid. Bei einer Teilung des Besitzes Adelburg und Stockenfels (Stadt Nittenau, Lkr. Schwandorf/Opf.) im Jahre 1356 mit den Kindern seiner Schwester erhielt Georg die Adelburg und den halben Besitz Stockenfels. 1368 bekam er die Feste Lupburg (Lkr. Neumarkt/Opf.) von Bischof Konrad von Haimburg (s. Kat.-Nr. 93) als Pfand und nannte sich seitdem Jörg der Auer von Lupburg. Sehr wahrscheinlich war er der neue Stifter eines Glasgemäldes im Südchor des Regensburger Doms, das um 1370 erneuert und mit dem Lupburger Wappen versehen wurde. Im Jahre 1372 stiftete Georg für sich und seine Frau eine Ewigmesse für sein Begräbnis in Pielenhofen (Lkr. Regensburg)4). Urkundlich belegt ist er auch 1358 und 1361 sowie im Leibgedingregister, wo er unter anderem seiner Ehefrau Anna 10 lb verschreibt5). Im Jahr 1374 bezieht er mit seiner Frau den Ehrenfelser Hof in der heutigen Schwarzen-Bären-Straße6). Er starb am 21 März 13817).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Die Inschriften sind in keiner kopialen Überlieferung erwähnt. Die Benennung eines Georg Auer bei Freytag/Hecht 11 bezieht sich auf die Stiftung des Glasfensters im ersten Joch des südlichen Seitenchores; diese Grabplatte weist sehr große gestalterische Ähnlichkeiten mit der Wappengrabplatte des Wernt und der Anna Auer an der äußeren Westwand der Pfarrkirche in Geisling/Lkr. Regensburg auf (s. Kat.-Nr. 85).
  2. BayA1 29, BayA2 8; Urbanek, Wappen 62ff.
  3. Drei schräg aufgelegte Rosen von rechts oben nach links unten.
  4. Zusammengefasst nach Trotter, Die Auer 31; Schmuck, Ludwig der Bayer 104 mit Anm. 819 zum Besitz der Familie; vgl. auch HAB Altbayern 44 (Roding), 286.
  5. RUB II, 292 (27. März 1358), 434 (7. September 1361) und S. 474 (Leibgedingregister).
  6. Paulus, Baualtersplan V, 226; Bauer, Regensburg 97.
  7. Trotter, Die Auer 31.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 95 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0009507.