Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 192 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1579

Beschreibung

Grabdenkmal des Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach und seiner beiden Gemahlinnen, Kunigunde geborene Markgräfin von Brandenburg-Ansbach und Anna geborene Pfalzgräfin von Zweibrücken-Veldenz. Im Chor in der Mittelachse an der Ostwand. Große dreifache Aedikula aus Andernacher Tuffstein, im Aufriß anklingend an einen Triumpbogen oder an ein Triptychon mit überhöhtem Mittelfeld. Der architektonische Aufbau ist durch Freisäulen auf hohen Sockeln in drei Bogenstellungen unterteilt. In der mittleren, höher emporgeführten Nische steht die Figur des Fürsten auf einem kastenartigen Sockel, deren Stirnseite eine leere Inschrifttafel aus schwarzem Schiefer trägt. Die Rahmenarchitektur bildet über der Figur ein zweites Geschoß, gestützt von einer männlichen und einer weiblichen Herme unter einem vorgekröpften Gebälk, das von einer Wappenkartusche bekrönt ist. Der Fürst trägt einen fein ziselierten Brustpanzer, geschmückt von einer Schärpe, darunter ein Kettenhemd und eng anliegende Hosen. Sein mit Federbüschen verzierter Helm ist rechts auf einem Pfeiler abgelegt, die eisernen Handschuhe liegen hinter ihm griffbereit. Er steht frontal aufgerichtet, die Linke am Schwertgriff, die Rechte greift nach einem am Gürtel herabhängenden Täschchen oder Gefäß, wohl einem Schreibzeug. Die seitlichen Nischen umfangen die Figuren der beiden Ehefrauen und tragen jeweils zwei Vollwappen in einem Kartuschenpaar. Die Wappen ihrer Acht-Ahnenproben sind auf den Stirnseiten der Pilaster angebracht und von Täfelchen mit der Datierung D, E und den Wappenbeischriften F, G – gold auf schwarz – begleitet. Die Damen sind unterschiedlich gekleidet, wobei Anna als die jüngere deutlich eine jüngere Mode vertritt. Kunigunde, betend, trägt einen Mantel über einem faltigen Kleid und dazu ein flaches Barett. Annas steifes und reich besticktes Kleid wirkt wie eine beengende Rüstung durch den hochaufsteigenden Kragen. Die Brust ist mit Ketten und Kleinodien geschmückt, der Kopf mit einem Hut, der an eine Krone erinnert. Sie hält Handschuhe in der Linken. Die Sockelzone läuft unverkröpft durch, wird aber durch Konsolen in drei Kompartimente unterteilt, die schwarze Tafeln mit den Grabinschriften A (links) und B (Mitte) in Gold, gefaßt in Rahmen aus Roll- und Beschlagwerk, enthalten. Die dritte – entsprechend ausgeführte – Grabinschrift (rechts) ist eine Zutat des 19. Jahrhunderts1. Unter der mittleren Tafel eine Konsole mit einem querovalen Medaillon und der Signatur C, gerahmt von Lorbeerkranz. Alle Flächen sind überzogen mit vegetabilischem Ornament, Roll- und Beschlagwerk, Fruchtbündeln und Girlanden, Masken und Genien. Geringfügige Ergänzungen in Gips.

Maße: H. ca. 600, B. 436, Bu. 1,5–1,7 (A, B), 1,5 (C), 1,5 (D–G) cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A, B, D–G), schrägliegende Humanistische Minuskel (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/14]

  1. A

    HIE LIGT BEGRABE(N), DIE DVRCHLEVCHTIG HOCH=/GEBOR(NE) FV̈RSTI(N), FRAW KÖNIGV(N)D MARGGRÄVI(N) ZV / BRA(N)DE(N)BVRG, ET(CETERA) . DES DVRCHLEVCHTIGE(N) HOCHGE=/BORNE(N) FV̈RSTE(N), HERN CAROLS MARGGRAFE(N) ZV / BADE(N) VND HACHBERG, ET(CETERA) . EHELICHE LIEBE GEMA=/HEL, DIE GOTSFVRCHTIG CHRISTLICH VND EREN=/REICH FV̈RSTI(N), WÖLCHE HOCHGEDACHTE(N) FV̈RSTE(N) / BIS IN DAS SIEBE(N)D IAR, EHELICH BEIGEWONET, VND / IN SOLCHER ZEIT ZWEŸ KI(N)DER, MARIA(M) VND AL=/BERTV(M), MIT SEINER F(ÜRSTLICHEN) G(NADEN) GEZILET, VND ALS SIE / VO(N) ONOLZBACH, WIDER NACH PFORTZHEI(M) REISEN / WÖLLE(N), IST SIE DE(N) XXVIJa) FEBRVA(RII) DES LVIIJa) IARS, / DVRCH ZVFELLIGE KRA(N)CKHEIT, ZV SCHWÄBISCHE(N) / GEMV̈(N)D, CHRISTLICH VERSCHIDE(N), VND ALHER NE=/BEN IRE(M) LIEBE(N) BRVDER MARGGRAF ALBRECHTE(N) / ET(CETERA) . BEGRABE(N) WORDE(N), IRES ALT(ERS) IM XXXIIIJa) IAR GOT / VERLEIHE IR(O) G(NADEN)b) EI(N) FREV̈DE(N)REICHE VFFERSTEHV(N)G A(MEN)

  2. B

    ILLVSTRISSIMVS ATQ(VE) MAGNANIMVS PRINCEPS ET DOMI(N)VS, DOMI(N)VS CAROLVS / MARCHIO BADENSIS, ET HACHBERGENSIS, LANDGRAVIVS IN SVSENBERG / DOMINVS IN RÖETELN ET BADE(N)WEILER . SAC(RI) ROM(ANI) IMP(ERII) TOTIVSQ(VE) MARCHI=/ACAE FAMILIAE, EXIMIVM . DECVS QVI MORTVO PATRE, DOMINO ERNESTO / VNICVS SVCCESSOR, DITIONES HAEREDITARIAS, IN PRIMIS DIVINO CVLT(V) / AB ANTIQVIS FORMVLIS REPVRGATOc), INSIG(N)I ANIMI PRVDENTIA, IVSTITIA / ATQ(VE) FORTITVDINE . TAM BELLI QVAM PACIS TEMPORE, PER XXIIIIa) ANNOS. / PLACIDISSIME GVBERNAVIT, AMPLISSIMIS AEDIFICIIS ORNAVIT, ET SI(N)GVLARI / INDVSTRIA, INDEFESSOQ(VE) LABORE, MVLTO FERTILIORES REDDIDIT. DIG=/NVS LONGIORE VITA, SI DEOd) PLACVISSET NONDVM EXPLETO XLVIIIa) . / AETATIS SVAE ANNO . XXIIIa) . DIE MARTII, A(NN)Oe) M . D . LXXVIIa) . IN ARCE CARO/LIBVRGO . IMMATVRA MORTE . ERIPITVR . ATQ(VE) HIC . VT VIVVS IVSSERAT . / SEPELITVR GLORIOSAM RESVRRECTIONEM . EXPECTANS QVAM EI / LARGIRI DIGNETVR . OMNIPOTENS PATER . PER IESVM CHRISTVM FILI=/VM SVVM VNIGENITVM . AMEN . MARITO . AC PARENTI . CHARISSIMO . CO(N)IVNX SECVNDA . ANNA . PALA=/TINA . ET . TRES FILII . ERNESTVS FRIDERICVS . IACOBVS . ET GEORGIVS / FRIDERICVS . IN PERENNEM . ET BENEMERITAM MEMORIAM . / H(OC) M(ONVMENTVM) P(OSVERVNT)

  3. C

    Cum gemina, Carolum, thala=/mi consorte, Ioannes / Trarbachius mira, sculpsit / feliciter, arte .

  4. D

    ANNO / D(OMI)NJ // 1579

  5. E

    ANNO / D(OMI)NJ // 1579

  6. F

    BRA(N)DE(N)/BVRG .   PFALTZ/BAIERN .  
    POLEN .   OSTE/REICH .  
    SACHS/SEN .   BRAV(N)SC/HWEIG .  
    OSTE/REICH .   [– – –]  

  7. G

    PFALTZ/VELDE(N)TZ   RHEIN/GRAF .  
    HOHE(N)=/LOE .   EISEN/BVRG .  
    POR=/TIEN .   SARWE/RDEN .  
    WV̈RTE(M)/BERG .   RHE=/NECK .  

Übersetzung:

Der durchlauchtigste und großmütige Fürst und Herr, Herr Karl, Markgraf von Baden und Hachberg, Landgraf zu Sausenberg, Herr zu Rötteln und Badenweiler, höchste Zierde des Heiligen Römischen Reiches und der gesamten markgräflichen Familie, regierte nach dem Tode seines Vaters, des Herrn Ernst, als alleiniger Nachfolger, nachdem er zuerst den Gottesdienst von den alten Gebräuchen gereinigt hatte, die ererbten Länder mit der herausragenden Klugheit seines Geistes, mit Gerechtigkeit und Stärke ebenso im Krieg wie in Zeiten des Friedens durch vierundzwanzig Jahre hindurch mit ruhiger Hand. Er schmückte sie mit prachtvollen Bauwerken und hinterließ sie viel fruchtbarer als zuvor durch einzigartigen Fleiß und unermüdlichen Einsatz. Würdig eines längeren Lebens, wenn dies Gottes Wille gewesen wäre, ist er in seinem noch nicht vollendeten achtundvierzigsten Jahr seines Alters am 23. März des Jahres 1577 in Schloß Karlsburg durch einen vorzeitigen Tod dahingerafft und hier – wie er zu Lebzeiten befohlen hatte – bestattet worden. Er wartet auf eine fröhliche Auferstehung, welche ihm der allmächtige Vater durch seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus gnädig verleihen wolle. Amen. – Dem über alles geliebten Ehemann und Vater haben seine zweite Gemahlin, die Pfalzgräfin Anna, und seine drei Söhne Ernst Friedrich, Jakob und Georg Friedrich zu ewig währendem und wohlverdientem Gedächtnis dieses Denkmal gesetzt. (B) – Die Gestalt Karls zusammen mit dem Paar seiner Frauen mit wunderbarer Kunstfertigkeit zu schaffen, ist Johann von Trarbach glücklich gelungen (C).

Versmaß: Zwei Hexameter (B).

 
Wappen:
in der Mitte Baden2; heraldisch rechts Brandenburg-Ansbach3 und Pfalz-Bayern4; heraldisch links Pfalz-Veldenz5 und Wild- und Rheingrafen6;
                   
Ahnenprobe rechts:
Brandenburg-Ansbach3 Pfalz-Bayern4
Polen Österreich
Sachsen Braunschweig
Österreich Portugal;
Ahnenprobe links:
Pfalz-Veldenz5 Wild-und Rheingrafen6
Hohenlohe Ysenburg
Croy7 Saarwerden8
Württemberg9 Rieneck.

Kommentar

Die Position des Denkmals in der Chorachse – also an dem Platz, auf dem sich zwei Jahrzehnte zuvor noch der Hochaltar befunden hatte – und seine Höhe, die zur Entstehungszeit alle anderen Monumente des Chores überragte, machen den Stellenwert deutlich, den die Auftraggeber dem Werk beimaßen10. Karl II. hat offenbar bald nach seinem Regierungsantritt 1553 eine Neuplanung der von seinem Vater Ernst begründeten Familien-Grablege in der Schloßkirche veranlaßt. Die wichtigste Maßnahme war die Entscheidung für eine Bestattung in ausgemauerten und gewölbten Einzelgrüften im Chorboden in Verbindung mit großformatigen, an der Wand aufgerichteten Grabdenkmälern11.

Karl II. hat vermutlich noch zu Lebzeiten um 1576/77 die Planung und Ausführung seines eigenen Familiendenkmals dem Bildhauer Johann von Trarbach in Simmern übertragen. Zuvor hatte dieser Meister bereits das Grabdenkmal des Sohnes Albrecht d. J. († 1574) offenbar zur Zufriedenheit des Fürsten ausgeführt12. Wenn in der Grabinschrift B die überlebende zweite Gemahlin und deren drei Söhne als Auftraggeber benannt werden, muß dies kein Widerspruch sein, da die Ausführung des großen Denkmals mit Sicherheit mehrere Jahre in Anspruch nahm. Jedenfalls ist die Vollendung im Jahr 1579 durch die zweimal angebrachte Datierung gesichert. Die Wahl fiel auf den Simmerner Bildhauer, weil dieser zuvor für die Verwandten in Baden-Baden gearbeitet hatte und als der führende Bildhauer der südwestdeutschen Fürstenhöfe der damaligen Zeit gelten kann13.

Es ist davon auszugehen, daß zunächst nur die Inschrift A für Kunigunde von Brandenburg ausgeführt war, deren Text Karl vermutlich noch selbst hatte anfertigen lassen. Denn diese Inschrift unterscheidet sich von den beiden anderen zunächst durch die Abfassung in der Volkssprache. Dies entspricht den deutschsprachigen Inschriften der übrigen von Karl veranlaßten Grabdenkmäler, während die Grabplatten der Familie ausnahmslos lateinisch abgefaßte Inschriften tragen. Der Text von A bemüht sich um eine ausführliche Darstellung biographischer Einzelheiten. Er erwähnt die bereits verstorbenen Kinder Maria und Albrecht und den Bruder der Kunigunde und geht auf die Umstände ihres frühen Todes ein. Weiter weist A in der technischen Ausführung Unterschiede zu B und zu der Grabinschrift der zweiten Gemahlin auf. Es handelt sich hier um die typische Kapitalis-Schrift der Trarbach-Werkstatt, nämlich um eine locker gefügte, breit proportionierte Kapitalis mit zahlreichen überhöhten Versalien und Kürzungen sowie Nexus litterarum. Die römischen Zahlzeichen sind durch Überstreichung hervorgehoben. Ferner sind typisch das E mit verlängertem unterem Balken, das I mit I-Punkt, bei mehreren I das letzte mit nach unten ausgezogener Haste, das H mit einer Ausbuchtung nach unten im Balken, das trapezförmige M mit nur halb herabgezogenem Mittelteil14.

Ob die bis heute leere Tafel zu Füßen des Fürsten eine Inschrift tragen sollte oder ob diese durch die Verwüstung 1692 zerstört worden ist, bleibt offen. Vermutlich war diese Tafel für den biblischen Leichtext vorgesehen, die Tafel darunter aber für Karls Grabinschrift B. Die letztere wurde im Auftrag der Nachkommen mit einer ausführlichen, in Latein abgefaßten Laudatio beschriftet. Nach der üblichen kompletten Titulatur folgt eine Würdigung von Karls Verdiensten als Schöpfer der 1556 erlassenen Kirchenordnung für die Herrschaft Baden-Durlach. Nach einem allgemein gehaltenen Herrscherlob werden seine Leistungen als Bauherr hervorgehoben, womit vermutlich in erster Linie der Bau des Schlosses Karlsburg in Durlach, aber auch der Ausbau der Schlösser Hachberg und Pforzheim gemeint ist. Die Inschrift endet mit der Klage über Karls frühen und plötzlichen Tod und mit einem Fürbittgebet. Dann werden als die Stifter des Denkmals die Gattin Anna und die Söhne benannt, die in der Tat die Kosten zu begleichen hatten, da das Denkmal bei Karls Tod noch unvollendet war. Karls Grabinschrift B ist jedenfalls von anderer Hand ausgeführt als A. Sie ist in der Gestaltung nicht identisch mit den Kapitalis-Inschriften auf den gesicherten Werken des Johann von Trarbach, aber sie gleicht der Inschrift auf dem Grabmal des Prinzen Albrecht, das auch als Werk des Trarbach gilt. Die hervorragend gestaltete Kapitalis ist dichter gefügt, obgleich auch hier zahlreiche Versalien sowie die römischen Zahlen überhöht sind. Kürzungen kommen nur vereinzelt bei N vor. Auf Worttrenner wurde verzichtet. Auch hier sind die Buchstaben H, M und N extrem breit und etwa quadratisch. Das H besitzt extrem dünne Schäfte, dagegen einen besonders dicken Balken. Das S kippt gelegentlich nach vorn und ist oben breiter als unten. Dieselbe Schrift begegnet auf den frühestens 1576 begonnenen Grabdenkmälern der Kinder Karls, der Prinzessin Anna Maria und des Prinzen Albrecht, und ist vermutlich einem einheimischen Meister zuzuschreiben, der auch die Grabplatten für die Familienangehörigen Karls II. beschriftet haben dürfte15.

Die Inschrifttafel für Anna von Pfalz-Veldenz ist in der heutigen Form erst im 19. Jahrhundert ausgeführt worden. Die älteren Autoren bezeugen, daß die Tafel ebenso wie diejenige unmittelbar unter dem Standbild des Fürsten keine Inschrift trug16. Da nicht gut denkbar ist, daß Ernst Friedrich seiner Mutter die inschriftliche Ehrung verweigert hätte, wäre eine Zerstörung dieser Tafel im Zuge der Verwüstung der Grablege im Orléans’schen Krieg 1692 zu erwägen. Andererseits überliefert schon Majus 1687 nur die lateinische Inschrift von Annas Grabplatte und nicht diejenige von ihrem Grabdenkmal17. Die Grabinschrift ist auch in der um 1802 aufgenommenen Liste der fürstlichen Grabmäler noch nicht enthalten. Sie fehlt auch bei F. J. Herr um 1830, ist aber in dem von Waag 1883 angefügten Anhang zu Herrs Liste aufgenommen18.

Zum Schriftbefund läßt sich zusammenfassend feststellen, daß die Schriftuntersuchung die Baugeschichte des Denkmals zu bestätigen vermag. Offenbar hat Karl II. das Denkmal zu Lebzeiten – also wohl im Anschluß an das Denkmal seines Sohnes Albrecht – in Auftrag gegeben und in der Trarbach-Werkstatt mit der Grabinschrift für seine Frau Kunigunde versehen lassen. Nach Karls Tod hat Markgräfin Anna das Denkmal vollenden und die – nun lateinische – Grabinschrift für ihren Gemahl anbringen lassen; nach ihrem eigenen Tod hat man es versäumt, für sie eine Grabinschrift anzufügen. Vermutlich ist ihr Text eine Neuschöpfung anläßlich einer der im 19. Jahrhundert durchgeführten Restaurierungen. Gegenüber den anderen beiden Grabinschriften ist dieser Text auffallend kurz und beschränkt sich im wesentlichen auf Titulatur, Abkunft und Lebensdaten, während die zeitgenössische Inschrift auf der Grabplatte der Fürstin ausführlicher gehalten ist.

Textkritischer Apparat

  1. Römische Zahlzeichen sind durch Überstreichung hervorgehoben.
  2. Klein über der Zeile nachgetragen; Steinmetzfehler.
  3. inprimis divino cultu ab antiquis sordibvs repurgato Sachs. – Während der katholischen Herrschaft im Dreißigjährigen Krieg sollen hier die Worte SORDIBVS REPVRGATO ausgetilgt und später in der heutigen Form ergänzt worden sein; vgl. Majus 1687, 125; G. A. Müller 1834, 3f.; Rott 1917, 41. Majus verleiht – ausgehend von dieser Textstelle – seiner besonderen Verehrung für Karl II. Ausdruck, indem er ihn „Repurgator“ statt „Reformator“ nennt: „Manet igitur manebitque in aeternum Caroli Repurgatoris nomen coelo ac memoriae gratae posteritatis etc.“.
  4. DEO größer.
  5. Das O kleiner und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. D(EO) M(AXIMO) / SERENISSIMAE PRINC(IPI) ET D(OMI)NAE, D(OMI)NAE ANNAE, / S(ERENISSI)MI PRINC(IPIS) ET D(OMI)NI, CAROLI IJ . MARCH(IONIS) BADEN/SIS ET HOCHBERG(ENSIS) LANDGRAVII IN SAVSENBERG . / COM(ITIS) IN SPONHEIM ET EBERSTEIN D(OMI)NI IN ROE=/TELN ET BADENWEILER, QVONDAM IN VITA EIVS / CELEBERRIMA PER XIX . ANNOS VXORI . EXPOST / VIIJ . PER ANNOS VIDVAE . S(ERENISSI)MI COMITIS PALATINI / RVPERTI IN VELDENTZ FILIAE, NATAE XIJ NOV(EMBRIS) / MDXL . MORTVAE XXX . MART(II) MDLXXXVJ . / QVAE SACRO HOC LOCO REQVIESCIT. –Übersetzung: Dem höchsten Gott (geweiht). Der durchlauchtigsten Fürstin und Frau, Frau Anna, des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Karl II., Markgrafen von Baden und Hachberg, Landgrafen zu Sausenberg, Grafen zu Sponheim und Eberstein, Herrn zu Rötteln und Badenweiler einstmals in seinem hochberühmten Leben neunzehn Jahre hindurch Ehefrau, danach acht Jahre lang Witwe, der Tochter des durchlauchtigsten Pfalzgrafen Ruprecht zu Veldenz, geboren am 12. November 1540, gestorben am 30. März 1586, die an diesem geheiligten Ort ruht. Zum Befund vgl. unten im Kommentar.
  2. Quadriert mit Herzschild (Baden); Wappen wie bei nr. 148 mit fünf Helmen und Helmzierden.
  3. Quadriert. Wappen wie bei nr. 164.
  4. Quadriert. Wappen s. ebd.
  5. Quadriert mit Herzschild (Veldenz). Wappen s. ebd.
  6. Quadriert, mit gespaltenem und halbgeteiltem Herzschild belegt; 1/4. Rheingrafen, 2/3. Wildgrafen, Herzschild: 1. Kyrburg, 2. Ober-Salm, 3. Finstingen. Helmzier: gestulpter Turnierhut, besteckt mit zwei Federstutzen (Rheingrafen).
  7. Zu beziehen auf die Urgroßmutter Johannetta Gräfin von Croy, Porcien und Guines.
  8. Fehlerhafte Darstellung: quadriert, 1/4. zwei Balken statt einem Balken (Mörs), 2. Greif statt Doppeladler (Saarwerden), 3. Doppeladler (Saarwerden). Zu beziehen auf die Großmutter Johanna Gräfin von Mörs und Saarwerden.
  9. Quadriert, 1. Württemberg, 2. Teck, 3. Reichssturmfahne, 4. Mömpelgard.
  10. Die beherrschende Position in der Chorachse hat das Denkmal mit den Grabdenkmälern anderer Regenten der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts gemeinsam. Vgl. das Grabdenkmal des Landgrafen Georg I. von Hessen-Darmstadt in Darmstadt; DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau) nr. 263 mit Abb.
  11. Zur Geschichte der markgräflichen Grablege vgl. Einl. Kap. 3. 3.
  12. Vgl. nr. 183.
  13. Eine umfassende Monographie zu diesem Meister ist ein Desiderat; immer noch gültig sind die Forschungen von Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 37–42; Strübing, passim; Brucker, Johann von Trarbach, passim.
  14. Vgl. die ausführliche Schriftbeschreibung von Eberhard Nikitsch für die Denkmäler des Johann von Trarbach in Meisenheim; DI 34 (Bad Kreuznach) Einl. XLIX und nr. 340.
  15. Vgl. nrr. 171, 183.
  16. Bürcklin 1737, Weygold 1747; Sachs, Marggravschaft IV, 1770; Gehres 1811; G. A. Müller 1834.
  17. Vgl. die Grabplatte Annas nr. 199, ferner vgl. Majus 1687, 129f.
  18. Vgl. GLA 47/41 und 47/46 (wie unten). Der Wortlaut stimmt mit der jetzt angebrachten Grabinschrift der Markgräfin Anna (vgl. Anm. 1) überein.

Nachweise

  1. Karlsruhe, GLA 47/47, Absterben, Fürstliche Grüfte o. J., fol. 1v, 2r, 2v.
  2. Majus, Vita Reuchlini 1687, 125–130.
  3. Karlsruhe, GLA 171/1514, Bürcklin, Diözesanbeschreibung 1737, fol. 4f.
  4. Karlsruhe, GLA 47/39, Weygold, Epitaphia 1747, fol. 1c, 2, 2a, 2b.
  5. Schoepflin, Historia Zaringo-Badensis IV, 1766, 61f.
  6. Sachs, Marggravschaft IV, 1770, 162–165.
  7. Karlsruhe, GLA 47/41, v. Beust 1802, Grab-Inschriften III, IV, V (ohne Inschrift für Anna).
  8. Gehres, Pforzheim 1811, 39–43.
  9. Karlsruhe, GLA HFK 510, Herr, Collectanea Pforzheim 1830, fol. 18r, nr. 6, 20v, nr. 10, 22r, nr. 12 (ohne Inschrift für Anna).
  10. Müller, Gustav Adolf, 1834, 3–5.
  11. Karlsruhe, GLA 47/46, Begräbnisse 19. Jh. , nrr. III, IV, V (ohne Inschrift für Anna) und Nachtrag von Waag 1883 (Inschrift für Anna).
  12. Stoesser, Grabstätten 1903, 138.
  13. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 40f. mit Abb.
  14. KdmBadenIX/6, 162–168 mit Abb.
  15. Trost, Schloßkirche 1962, 52f., 72 nr. 81, 53 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 192 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0019207.