Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 215 Osterode, St. Jacobi 2.–3. V. 17. Jh.

Beschreibung

Sarg. Holz. Drei Fragmente. Fragment I, mit Draht auf eine Holzplatte geheftet, ist offenbar nach der Anheftung in zwei Teile zerbrochen, die aneinanderpassen. Die Zeilen werden nach unten kürzer. Fragment II lose dabei liegend. Die Buchstaben sind in das Holz vertieft und mit einer helleren Masse ausgelegt, die teilweise ausgebrochen ist. Die gleichartigen Buchstabenformen zeigen, dass die Teile zu einem Objekt gehörten. Kommata in Inschrift I.

Die 1951 bei einer Grabung im Chor gefundenen Fragmente wurden zunächst in einer Ausstellung im südlichen Anbau gezeigt, der heute eine kleine Kapelle beherbergt; vgl. Nr. 212. Im Jahr 2018 wurden sie in einem neu eingerichteten Ausstellungsraum im Turmobergeschoss aufbewahrt.

Maße: H.: 37 cm (I), 15,5 cm (II); B.: 81,5 cm (I), 32 cm (II); Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/1]

  1. I

    [– – –] SIND [I .] / [– – –ND] [KE]INE QVAAL RVHRE[.] / SIE AN, FVR DEN VNVERSTÄNDIGEN / WERDEN SIE AN[G]ESEHEN ALS / STVRBEN SIE, VND IHR ABSCHIED / WIRD FVR EIN PEIN GERECHNET, / VND IHR HINFARTH FVR EIN / [. E]RDERBEN, ABER SIE SIND / IM FRIEDE1)

  2. II

    [– – –] / […NF]ORT IST [– – –] / [– – –]ON DER GEREC[H– – –] / [– – –] DER HERR AN / [– – – G]ERECHTE / [– – –]2)

Kommentar

Die infolge der Herstellungstechnik mit breitem Strich geformten, regelmäßigen Buchstaben weisen serifenartige Verbreiterungen der Schaft- und Bogenenden auf. Die oberen und unteren Balken an E, F und T sind schräg abgeschnitten, der mittlere Balken ist verkürzt. Bemerkenswert ist die spitz zulaufende, unter die Grundlinie gezogene Cauda des R, die kurz unter dem Ansatz an den Bogen einen nach innen gerichteten Sporn aufweist. Für den U-Umlaut stehendes V ist mit Punkten (RVHRE[.], STVRBEN) bzw. Schrägstrichen (FVR, Z. 4 der Edition) versehen.

Die Buchstabenformen sprechen dafür, dass der Sarg im 17. Jahrhundert entstanden ist, vermutlich in zeitlicher Nähe zu dem des Landdrosten Bodo von Hodenberg aus dem Jahr 1650; Nr. 212. Zwei weitere kleine Fragmente, der Schrift zufolge allerdings nicht vom selben Sarg: Nr. 216.

Anmerkungen

  1. Wsh. 3,1–3. Der Anfang lautet: Aber der Gerechten Seelen sind in Gottes hand, vnd kein qual rüret sie an (Luther 1545).
  2. 2. Ti. 4,8: Hinfurt ist mir beygelegt die Kron der gerechtigkeit, welche mir der HErr an jenem tage, der gerechte Richter, geben wird, Nicht mir aber allein, sondern auch allen die seine Erscheinung lieb haben (Luther 1545).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 215 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0021505.