Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 213 Bad Grund, St. Antonius 2. V. 17. Jh.

Beschreibung

Gemälde. Öl auf Holz. Abendmahl. Heute am Kanzelaltar aus dem 18. Jahrhundert unterhalb der Kanzel angebracht. Die zwölf Jünger sitzen um einen rechteckigen, mit einem Tuch bedeckten Tisch, auf dem zwei Kerzen stehen. An der Vorderseite des Tisches eine geschlossene Reihe von fünf Jüngern; Judas (mit Beutel) als zweiter von rechts. Die gemalte (Gold auf dunklem Hintergrund) Inschrift links und rechts von der Abendmahlsszene. Über den u diakritische Zeichen; Interpunktionszeichen in der Inschrift. Der Rahmen ist neu.

Maße: H.: 29 cm; B.: 105 cm (jeweils ohne Rahmen); Bu.: 1,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/1]

  1. Vnser Herr Jesus Christus in der Nacht,a) / da er verrathen ward, Nam er daß / Brodt, dancket vnd brachs, vnd gabs / seinen Jüngern, vnd sprach: Neh=/met hin, Esset, daß ist mein Leib, / der für euch gegeben wird, solches thut Zu Meinem / Gedächtnis. // Desselbigen gleichen nam ER auch / den Kelch, nach dem Abendmal, / Dancket vnd gab ihnen den, Vnd / sprach: Nehmet hin vnd Trincket alle dar/aus, dieser Kelch ist daß Newe Testa=/ment in meinem Blut, daß für euch ver=/gossen wird, Zur Vergebung der Sunden, / solches thut, so offt ihrs Trincket Zu menem Gedächtnis.1)

Kommentar

Wie in anderen Fällen (vgl. Nr. 73, 106, 122, 198) wurde das Abendmahlsbild von lokalen Künstlern nach einer niederländischen Vorlage angefertigt. Beim vorliegenden Werk kommt als Vorbild ein Stich von H. Goltzius aus dem Jahr 1598 – vermutlich über eine Zwischenvorlage – infrage, der auch einem Abendmahlsbild in Langlingen (Lkr. Celle) zugrunde lag.2) Der Maler hat die relativ ruhige Szene, in der drei Paare von Aposteln im Dialog dargestellt sind, vor allem an der vorderen linken Seite abgewandelt. Das Bild dürfte als Predella eines Retabels gedient haben. Die St.-Antonius-Kirche wurde 1626 von Soldaten Tillys schwer verwüstet.3) Wahrscheinlich gehörte das Bild zur Neuausstattung der bis 1630 (Schiff) bzw. 1640 (Turm) wiederaufgebauten Kirche. Als Entstehungszeitraum kommt, auch unter schriftgeschichtlichen Aspekten, vor allem das zweite Viertel des 17. Jahrhunderts infrage.

Dazu passt der Sprachstand, der keine niederdeutschen Einflüsse mehr aufweist, die sich bei anderen Beispielen der Anbringung der Einsetzungsworte in den Jahren 1588/89 und 1620 in Meinbrexen und Halle (Lkr. Holzminden) noch feststellen lassen.4)

Textkritischer Apparat

  1. Nacht] Versal-N aus der Minuskelform korrigiert.

Anmerkungen

  1. Einsetzungsworte zum Abendmahl nach 1. Ko. 11,23–25. Vgl. Luthers Deutsche Messe von 1526; D. Martin Luthers Werke, Schriften, Bd. 19, Weimar 1897, S. 72–113, hier S. 97ff.
  2. Vgl. Oertel, Abendmahlsbild, S. 246f., Abb. 13a u. 13b. Das vorliegende Werk wurde von Hermann Oertel nicht behandelt.
  3. St. Antoniuskirche Bad Grund (Harz). Kirchenrundgang (Faltblatt 11/2011).
  4. Vgl. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 109 (Meinbrexen) u. 212 (Halle).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 213 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0021301.