Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 211 Scharzfeld, St. Thomas 1649–1665

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Am sechspassförmigen Fuß mit schmalem Standring eine gewölbte, hohe und zurückspringende Zarge. Auf einem Feld ein in Dreipässe auslaufendes Weihekreuz, im Schnittpunkt der Kreuzarme das Osteroder Beschauzeichen. Vor der Naht des kleinen, aus zwei Halbschalen bestehenden Nodus sind rhombenförmige, konkav gebogene Plättchen aufgesetzt. Auf diesen und auf den unteren Freiflächen des Nodus gravierte Palmetten. Auf den sechs oberen Freiflächen des Nodus gravierte Blüten (wohl mehrere Tulpen, je eine Rose und eine Sonnenblume). Auf der Kuppa unter einer Krone die konturiert gravierten Initialen; der Schaft des (etwas kleineren) L geht mittig durch den unteren Bogenabschnitt des C. Auf dem Standring das Osteroder Beschauzeichen, daneben die Meistermarke des Christoph Uder.1)

Maße: H.: 22,2 cm; Dm.: 14 cm (Fuß), 11,2 cm (Kuppa); Bu.: 1,7–2,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. C(HRISTIAN) L(VDWIG)

Kommentar

Der Osteroder Goldschmied Christoph Uder (zu ihm Nr. 209) fertigte 1649 den großen Huldigungspokal Nr. 209 für seine Heimatstadt an. Die gravierten Blumen und die Palmetten, die sich ähnlich auch auf der Weinkanne Nr. 198 finden lassen, machen es wahrscheinlich, dass die beiden 1644 von Osteroder Bürgern gestifteten Abendmahlsgeräte – außerdem noch die Oblatendose Nr. 197 – ebenfalls von Christoph Uder gefertigt wurden.

Herzog Christian Ludwig übernahm Ende Dezember 1648 die Regentschaft in den Fürstentümern Celle und Grubenhagen; er starb 1665.2) Seine Regierungszeit grenzt den Entstehungszeitraum des Kelches ein, der bald nach Ende des Dreißigjährigen Krieges angefertigt worden sein dürfte.

Anmerkungen

  1. C V für C(hristoph) V(der).
  2. Mitteilung des Herzogs über den Regierungsantritt, 27. Dezember 1648; z. B. NLA WO 115 Alt, Nr. 01.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 211 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0021107.