Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 199 Osterode, Petersilienstr. 18 1645

Beschreibung

Wappentafel. Holz. An dem elf Gefache breiten, zum Ober- und Dachgeschoss vorkragenden, auf einem Steinsockel errichteten früheren Ritterhof hängt über der etwas links von der Mitte eingefügten Tür die ovale Wappentafel. Das als Hochrelief geschnitzte Wappen mit der erhaben geschnitzten und farbig (gelb vor blauem Hintergrund) gefassten Beischrift auf dem Rand. Die von der Helmzier unterbrochene Jahreszahl oben, der Name unten. Zwischen dem Hochpunkt und dem Nachnamen eine Lücke, in der möglicherweise drei Buchstaben getilgt wurden.

Maße: H.: ca. 40 cm; B.: ca. 30 cm; Bu.: 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/1]

  1. . ANNO // 1645 // BVRCHARDT · [VON]a) BEHR

Wappen:
Behr1)

Kommentar

Die Tafel ähnelt in der Ausführung, der Schrift und besonders der Form der Zahlen dem vermutlich aus demselben Jahr stammenden Wappenschild von der Orgel in St. Aegidien (Nr. 200). Die Tilgung des VON (das Giebel möglicherweise als selbstverständlich ergänzt hat), könnte bereits kurz nach Anfertigung der Tafel erfolgt sein, weil sich die Behr, wie andere Adelsfamilien, die keinen Herkunftsnamen tragen (z. B. Klencke), ursprünglich ohne die Herkunftsanzeige benannten.

Die Familie von Behr besaß seit dem späten 16. Jahrhundert einen Gutshof im nahe bei Osterode gelegenen Dorf Förste und einen Sattelhof (Burgmannenhof) in Osterode, die beide zuvor einer um 1595 ausgestorbenen Linie der von Oldershausen gehört hatten.2) Die ersten Besitzer aus der Familie Behr waren die Brüder Jakob (gest. 1630/33) und Burchard (gest. 1604); Burchard war seit 1595 mit Katharina von Oldershausen verheiratet.3) Der in der Inschrift genannte Burchard von Behr (1604–1660) war ein Sohn von Jakob von Behr und Barbara von Oldershausen (gest. 1608).4) Burchard Behr war zunächst Offizier in der braunschweig-lüneburgischen Armee, stand seit 1642 aber in schwedischen Diensten. Zuletzt war er Oberstleutnant, als der er am 28. April 1645 seine Entlassung erhielt.5) Er war verheiratet mit Sophia Elisabeth von Krosigk und starb 1660.6) Die Familie von Behr verkaufte das Gut in Förste im Jahr 1749.7)

Textkritischer Apparat

  1. [VON]] Bei Giebel in beiden Veröffentlichungen enthalten. Heute eine Lücke.

Anmerkungen

  1. Wappen Behr (schreitender Bär); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 3, Tafel 2.
  2. Max, Grubenhagen, Bd. 2, S. 329–331.
  3. Vgl. das Findbuchregest zu NLA HA Hann. 27 Hild, Nr. 118/1. Vogell, Geschlechtsgeschichte, S. 145.
  4. Vogell, Geschlechtsgeschichte, S. 146f.
  5. NLA ST Dep. 5 B I, Nr. 58 (nach Online-Findbuch).
  6. Zum Biografischen siehe insgesamt Vogell, Geschlechtsgeschichte, S. 148f.
  7. Vogell, Geschlechtsgeschichte, S. 153. Vgl. Max, Grubenhagen, Bd. 2, S. 331.

Nachweise

  1. Hans Erich Giebel, Osteroder Hausinschriften, in: Unter dem Harze Nr. 198, 1954.
  2. Bremeneck (Giebel), Sösewasser, S. 66.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 199 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0019900.