Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 179 Osterode, St. Marien 1633

Beschreibung

Grabplatte für Anna Klencke. Stein. Angebracht an der Nordwand des Chors als erste von links. Umlaufend die Inschrift A; die Inschrift wird am Ende an der linken Längsseite oberhalb der ersten in zweiter Zeile fortgesetzt. An der linken Längsseite kommaartige Einkerbungen unterhalb der Zeile, die vermutlich Markierungen des Steinmetzen für die Verteilung des Textes darstellen. Im Innenfeld in der Mitte Inschrift B, begleitet von Rollwerk sowie von Puttenköpfen, der obere geflügelt, der untere mit Fruchtgehänge. Beide Inschriften erhaben in vertiefter Zeile. Darüber und darunter jeweils zwei Wappen mit den vertieften Initialen C, jeweils unterbrochen von der Helmzier.

Maße: H.: 175 cm; B.: 86 cm; Bu.: 4,5 cm (A), 3,5 cm (B), 4 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/4]

  1. A

    DIE WOLEDLE VIELEHR VND TVGEND/REICHE FRAVW ANNA · V(ON) · OLDERSHAVSEN GE·B(ORNE) · KLENCKE[N D(ES) · WOL]EDLEN · G(ESTRENGEN) · VND · VES/TEN HANSEN · V(ON) · OLDERSHAVSE[N F. .]/STL(ICH) BRV(NSCHWIG) LVNE·B(VRGISCHER) · ERBMARSCHALCK NACHGELASENE · W(ITWE) · IST · A(NN)O 1633. DEN 13 FEB(RVARII) · DES · M(ITTAGS) · / ZVa) 4 · VHR · SELLIG · ENTSLAFFEN · D(ER) · S(EELEN) · G(ODT) · S(EI) · [.]b)

  2. B

    ECCLES:1) II. CAP. / ALLES WAS DIR WIDERFEHRET / DAS LEIDE VND SEI GEDVLTIG / IN ALLERLEI TPVBSALc) · DEN GLE=/ICH WIE DAS GOLDT DVRCHS FEWER ALSO WERDEN DIE SO GODT GETALLENd) DVRCHS / FEWER DER TRVBSAL · / BEWHRET2) .

  3. C
    D(IE) · V(ON) · // K(LENCKE) · D(IE) · V(ON) · // S(ALDER) · 
    D(IE) · V(ON) // · F(ELTEN)e) D(IE) · V(ON) // · A(SSEBVRG) · 
Wappen:
Klencke3)Saldern5)
Veltheim4)Asseburg6)

Kommentar

Die Schrift zeichnet sich durch keilförmige Verbreiterungen der Schaft-, Balken- und Bogenenden aus. Einzelne Schäfte sind leicht durchgebogen. C und G sind weit offen, die Cauda des G ist in (A) zumeist rechts neben das Bogenende gestellt. Bemerkenswert sind die zahlreichen Ligaturen, die auch drei oder gar vier Buchstaben verbinden können. Die Gestaltung der Schrift ähnelt der auf der Grabplatte für den 1646 gestorbenen Ludolf von Oldershausen in Düderode (Lkr. Northeim).7)

Anna Klencke war die Tochter von Ludolf Klencke (1517–1588) und dessen Frau Sophie von Saldern (1546–1620). Ihre väterlichen Großeltern waren Johann Klencke (gest. 1529) und Anna von Veltheim (gest. 1556), die mütterlichen Burchard von Saldern (1483–1550) und Jakobe von der Asseburg (1507–1571).8) Anna Klencke hatte 1594 Hans von Oldershausen (1556–1624) geheiratet.9)

Textkritischer Apparat

  1. ZV] Befund: spiegelverkehrtes Z mit Querbalken, der untere Balken gebogen.
  2. [.]] Vermutlich zu ergänzen: G(NEDIG).
  3. TPVBSAL] Befund: Anstelle der Cauda des R irrtümlich ein Punkt gehauen.
  4. GETALLEN] Irrtümlich statt GEFALLEN.
  5. F(ELTEN)] Befund: Die dreieckigen Sporen an den Balkenenden des F lassen diese verbunden erscheinen. Zur Ergänzung: Die von Veltheim werden in Inschriften als VELTEN (DI 83 [Lkr. Holzminden], Nr. 138 u. 237 [1633]), VELTEM (DI 88 [Lkr. Hildesheim], Nr. 192) bzw. VELDEM (ebd., Nr. 332) bezeichnet.

Anmerkungen

  1. Für Ecclesiasticus, andere Bezeichnung für das Buch Sirach.
  2. Sir. 2,4–5.
  3. Wappen Klencke (Kammrad); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 6 u. Tafel 4.
  4. Wappen Veltheim (drei Balken); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 10 u. Tafel 9; dort: breiter Balken mit zwei Querfäden belegt.
  5. Wappen Saldern (Rose); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 11, S. 50 u. Tafel 29.
  6. Wappen Asseburg (sprungbereiter gekrümmter Wolf); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 5 u. Tafel 11. Der Wolf hier eher schreitend.
  7. Vgl. DI 96 (Lkr. Northeim), Nr. 309.
  8. Vgl. Neukirch, Adelskultur, S. 125 (Saldern) u. 159 (Klencke). Die Grabinschrift für Jakobe von der Asseburg: DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 420. Zum Epitaph für Ludolf Klencke und Sophie von Saldern in Schlüsselburg (Kreis Minden-Lübbecke) vgl. Neukirch, Adelskultur, S. 153 (Abb. 61).
  9. Für Hans von Oldershausen war es die zweite Ehe; vgl. Wilhelm Hartmann, Die von Oldershausen, eines der ältesten Adelsgeschlechter in Niedersachsen, Hildesheim 1967, S. 18f.

Nachweise

  1. Mühlefeld, Osteroder Kirchen von innen, S. 23.
  2. NLD Hannover, Akte 031–6377–012–01 (Dez. 1985).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 179 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0017901.