Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 166 Osterode, Museum 1620

Beschreibung

Truhe. Holz. Flachgedeckte Kastentruhe mit Schmuck in Architekturformen. Am unteren Rand des Deckels ein Zahnschnittfries. Die Front ist durch sechs Halbsäulen gegliedert. In den drei schmaleren Feldern außen und in der Mitte ein Blindfenster mit geschwungenem Giebel. In dem breiteren zweiten und vierten Feld unter einem Rundbogen mit nach außen spitzen Bossenquadern jeweils ein Wappen mit der von der Helmzier unterbrochenen Jahreszahl über dem Wappen und den Initialen unter diesem. Gemalt in Gold auf hellbraunem Untergrund. Inschrift A links, Inschrift B rechts.

Maße: H.: 69,5 cm; B.: 183,5 cm; T.: 70 cm; Bu.: 1,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/2]

  1. A

    16//20 / B(ARTOLD) E(GGENA)

  2. B

    16//20. / E(LISABETH) N(IEMEYER)

Wappen:
Eggena1), Niemeyer2)

Kommentar

Die Buchstaben zeichnen sich durch einen betonten Wechsel von Haar- und Schattenstrichen aus. Verbreitert ausgeführt sind die Schäfte von B und E, der Schrägschaft des N, der einen Kreis als Nodus aufweist, sowie der verkürzte Mittelbalken des E. Der obere und untere Balken des E sind wie die Sporen an den senkrechten Schäften des N und dem Mittelbalken des E als geschwungene bzw. an den Ecken herabgebogene Haarstriche gestaltet. Die 1 ist unten gespalten, die 6 mit einem großen, offenen Bogen versehen, die spitze 2 mit zwei gebogenen Schrägschäften.

Bartold Eggena, geboren am 24. August 1572 als Sohn des herzoglichen Mundkochs auf der Katlenburg Jobst Eggena und dessen Frau Anna Görner, besaß ein Haus in der Osteroder Auenstraße, das sein Vater 1571 erworben hatte. 1598 wurde er Gildemeister der Schuster, 1601 in den Rat gewählt und 1617 zum Bürgermeister (vgl. Nr. 155); er starb am 23. April 1644. 1594 hatte er Elisabeth Niemeyer, Tochter des Ratsherrn Bartold Niemeyer, geheiratet, die 1625 starb.3) Die repräsentative Truhe wurde zur Hochzeit ihrer Tochter (Dorothea) Maria Eggena mit dem Schuster Hans Wachenhausen im Jahr 1620 mit den Wappen und Initialen der Eltern versehen.4) Ob der Maler Jobst Eggena (1595–1626), der älteste Bruder der Braut,5) an der Bemalung der Truhe beteiligt war, muss offenbleiben. Zum einzigen signierten Werk des Jobst Eggena vgl. Nr. 171.

Anmerkungen

  1. Wappen Eggena (geteilt, oben drei Sterne, unten Rose). Ähnlich auch im Schuhmacher-Gilde-Buch von 1598; Schimpf, Bartold Eggena, S. 45 (Abb.).
  2. Wappen Niemeyer (zwei einander zugewandte Bärentatzen, zwischen den Klauen ein Stern).
  3. Schimpf, Bartold Eggena, S. 44–51. Die biografischen Angaben bei Schimpf nach der Leichenpredigt für Bartold Eggena, die Georg Trautmann, Pastor an St. Aegidien, 1644 hielt; vgl. Roth, Auswertungen, Bd. 7, S. 504 (R 6978).
  4. Schimpf, Bartold Eggena, S. 53. Danach Paetzold, Truhenbestand, S. 82.
  5. Zu Jobst Eggena vgl. Schimpf, Bartold Eggena, S. 52.

Nachweise

  1. Paetzold, Truhenbestand, S. 82.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 166 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0016607.