Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 159† Herzberg, Schloss 1617

Beschreibung

Bettstatt. Holz. Die Bettstatt wurde getragen von vier abgerundeten Holzsäulen, die mit zwei etwa zwei Meter langen Seitenbrettern verbunden waren. An der Fußseite eine hohe, „ausgezackte“ Holzwand. Zuoberst ein am oberen Rand geschwungenes Halbrund, an den Seiten auf nach oben in Schnecken auslaufenden Schriftbändern die Inschrift A, links von unten nach oben, rechts von oben nach unten verlaufend. Im Mittelfeld dazwischen die Inschriften B in zwei Kolumnen nebeneinander; Inschrift B1 rechts neben dem ersten Wort von (A), Inschrift B2 links neben dem zweiten Wort von (A). Darunter in einem Kreis, der mit dem obersten Achtel den darüber angebrachten Halbkreis schneidet, das im Welfenwappen seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Helmzier angebrachte springende Pferd. In dem Segment, das von der Kreislinie und der inneren Begrenzungslinie des oberen Halbkreises gebildet wird, die Jahreszahl C. Alle Inschriften aufgemalt (laut Meister goldene Buchstaben und Zahlen im roten Feld). Unter dem Kreis in einem Dreipass ein lilienartiges Muster. Außerdem weitere Elemente, die zumeist dem braunschweig-lüneburgischen Wappen entnommen wurden: neben dem Pferd zwei Helme mit Büffelhörnern, neben dem Dreipass zwei Löwen, (optisch) links im blauen, rechts im roten Feld (laut Fußnote). Die Löwen entsprechen dem Braunschweiger Wappentier, nicht dem steigenden Lüneburger Löwen oder dem hessischen. Unter dem linken Löwen zwei Bärentatzen, die aus dem Wappen der Grafschaft Hoya stammen, unter dem rechten das Brustbild eines Mannes mit flachem Hut (Bergmann?) sowie ein Fisch mit Brustflosse (Aal).1)

Die Bettstatt war auch nach dem Verkauf der Inneneinrichtung des Schlosses im Jahre 1788 in diesem verblieben und in der Mitte des 19. Jahrhunderts dort noch vorhanden.2) Zwischen 1862 und 1863 ist sie nach Hannover in das „Welfenmuseum“ in der Calenberger Neustadt gekommen,3) vermutlich in das dem Welfenmuseum angeschlossene, ebenfalls von Georg V. geschaffene „Familienmuseum“.

Inschriften nach Meister.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Kursive (B).

nach Meister, Herzberg, S. 37 [1/1]

  1. A

    IUSTITIA // VERITAS

  2. B1

    Sapa) 1 V(ers) 1 / Habt Gerechtigkeit / lieb Ihr Fürsten / auf Erden4)

  3. B2

    Sÿr 4 V(ers) 33 / Vertheidige die Wahr/heit bis in den Todt / so wird Gott der / Herr für Dich / streiten5)

  4. C

    16 · 17

Übersetzung:

Gerechtigkeit. Wahrheit. (A)

Kommentar

Die Bettstatt wurde vermutlich angefertigt für das „Beilager“ von Herzog Georg (1582–1641) und seiner Frau Anna Eleonore von Hessen-Darmstadt (1601–1659), die im Dezember 1617 in Darmstadt heirateten und anschließend ihren Sitz im Schloss Herzberg nahmen.

Textkritischer Apparat

  1. Sap] Sÿr Meister, Abschreib- oder Druckfehler.

Anmerkungen

  1. Ein verfälschend abgezeichneter „Wilder Mann“ (für die Montanregion des Oberharzes) und ein Fisch (für die Harzbäche)?
  2. Max, Grubenhagen, Bd. 1 (1862), S. 85. Meister, Herzberg, S. 37.
  3. Max, Grubenhagen, Bd. 2 (1863), S. 427. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 103, Anm. 4. Nicht erwähnt in dem ersten gedruckten Überblick der Bestände des Welfenmuseums aus dem Jahr 1863; vgl. Welfen-Museum, passim. Zum 1853 begründeten sog. Familienmuseum vgl. ebd., S. 68–71; dort (S. 71) werden pauschal „Gegenstände von vaterländischem oder geschichtlichen Interesse“ genannt.
  4. Wsh. 1,1.
  5. Sir. 4,33.

Nachweise

  1. Meister, Herzberg, S. 37.
  2. Max, Grubenhagen, Bd. 1, S. 85f.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 159† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0015909.