Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 147 Tettenborn, St. Andreas 1608 od. später

Beschreibung

Emporenbrüstung. Holz. Die Brüstung der mit Zahnschnittfriesen geschmückten Empore an der Nordseite des Kirchenschiffes ist durch Pilaster in 13 Abschnitte gegliedert. Zwischen den Pilastern Tafeln mit zwei plastisch hervorgehobenen Renaissancebögen im vertieften Innenfeld, weiß gefasst mit grünem Hintergrund. Auf dem Rahmen darunter ein gemaltes Rankenmuster. Auf dem oberen Rahmen von zehn Tafeln Bibelzitate, beginnend mit der zweiten Tafel von links. Die Inschriften (wie das Rankenmuster) zwischen zwei Linien gemalt, rot auf holzfarbenem Hintergrund. I-Punkte über der Rahmenlinie. Inschrift A auf den Tafeln zwei bis vier, Inschrift B auf den Tafeln fünf bis neun; am Ende ein Rankenmuster. Inschrift C auf den Tafeln zehn und elf. Die Tafeln eins, zwölf und 13 zeigen an dieser Stelle ein Muster und waren wohl auch nie beschrieben. Die Inschriften waren Ende des 19. Jahrhunderts vermutlich übermalt.1)

Maße: H.: 70 cm; B.: 85 cm (Tafel); Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/8]

  1. A

    PSAL(M) XCII.a) WIE DER HIRSCH SCHREIET // NACH FRISCHEM WASSER SO // SCHREIET MEINE SEELE GOTT ZV DIR2)

  2. B

    MARCI . AM . X CAPITEL . // LASSET DIE KINDELEIN ZV MIR // KOMEN VNDT WEHRET IHNEN // NICHT DEN SÖLHER IST DAS // REICH GOTTES :3)

  3. C

    WER GOTT VERTRAWT . // HAT WOL GEBAWT .4)

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Kommentar

Die Schrift weist serifenartige Sporen an den Schaftenden auf, die an den Bogenenden und den offenen Balkenenden des E als hoch- oder heruntergezogene Sporen ausgeführt sind. Die Cauda des R ist geschwungen, die Schrägschäfte des K sind durchgebogen. N und M weisen teilweise geschwungene Schrägschäfte auf, die ursprünglich vermutlich immer über die Schäfte hinaus verlängert waren. Senkrechte Schäfte am Wortanfang sind teilweise durchgebogen, so beim P in PSAL(M) und K in KOMEN. Das obere Bogenende des G reicht über das untere hinaus.

1608 wurde das Kirchenschiff fertiggestellt5) und wahrscheinlich die Empore errichtet. Im selben Jahr wurde auch eine Wetterfahne mit der Jahreszahl auf dem Turm angebracht; Nr. 146.

Textkritischer Apparat

  1. XCII] Fehlrestauriert für XLII.

Anmerkungen

  1. Die Inschriften werden in dem Band der Kunstdenkmale von 1889 nicht erwähnt; vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Hohenstein, S. 163.
  2. Ps. 42,2.
  3. Mk. 10,14.
  4. Vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 2, Sp. 90, Nr. 2200. Nach einem Kirchenlied; vgl. Nr. 103.
  5. Vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Hohenstein, S. 162f.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 147 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0014702.