Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 140 Kloster Walkenried, Kreuzgang 1607

Beschreibung

Epitaph für Gräfin Magdalena von Regenstein-Blankenburg. Stein. Aufgestellt im westlichen Arm des Kreuzgangs, rechts von der Grabplatte der Verstorbenen Nr. 139. Im vertieften Innenfeld der Platte im Hochrelief die Figur der Verstorbenen in Witwentracht mit bis unten herabfallenden Schulterstreifen, Haube und mit betend vor der Brust zusammengelegten Händen. Inschrift A in zwei Zeilen auf dem Rand umlaufend, in den Ecken unterbrochen durch erhabene, wie aufgesetzt herausgearbeitete Vollwappen; zu diesen die Beischriften B. Alle Inschriften erhaben in vertiefter Zeile. Die Oberfläche des Steins ist im unteren Drittel durch Abplatzung, verursacht durch früher aufsteigende Feuchtigkeit, vernichtet; unten links ist zudem ein Stück der Rahmenleiste ausgebrochen.1) Durch beides Verlust der Inschrift im unteren Drittel der Längsseiten und von zwei der vier Wappen. Die wahrscheinliche Ergänzung der Lücke in Inschrift A (vgl. Anm. a) lässt es nicht erwarten, dass sich an der unteren Schmalseite Text befand.

Links und rechts vom Kopf der Verstorbenen zahlreiche mit Graphitstift geschriebene, überwiegend verlaufene Graffiti aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.2) Das Epitaph befand sich ursprünglich in dem 1570 zur Kirche umgewidmeten Kapitelsaal. Dort wurde es bei einer Renovierung 1834 entfernt und zunächst im Treppenhaus zur Orgelempore, später im Brüdersaal und um 1900 im Kreuzgang aufgestellt, wo es sich nach der (1984 abgeschlossenen) Restaurierung des Kreuzgangs wieder befindet.3)

Maße: H.: 200 cm; B.: 114 cm; Bu.: 3 cm (A), 3,2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/2]

  1. A

    DIE WOLGEBORNE VND EDLE GREF/FIN VND FRAWE FRAW MAGDALENA GEBORNE GREFFIN [Z– – –]/[– – –]a) [B]LANCKENBVRK GREF[I]N [VO]N HONSTEIN FRAW // ZV LORA VND CLETTENBERG / WIDWE IST IM HERRN SELIG ENTSCHLAFFEN A[– – –] / [– – –EN]b) II IVLII . DER SEEL GOTT GNADE ·

  2. B

    D(IE) V(ON) HONSTEIN  D(IE) V(ON) KONIGSTEIN 
    [– – –]  [– – –] 

Wappen:
Honstein4)Königstein-Eppstein5)
?6)?7)

Kommentar

Regelmäßige Kapitalis mit Wechsel von Haar- und Schattenstrichen. Verstärkt sind die senkrechten und linksschrägen Schäfte (in LORA der rechtsschräge des A) sowie die Bögen. An den Schaftenden serifenartige Sporen, an Bogen- und Balkenenden dreieckige Sporen, die bei den verlängerten, unteren Balken von E und L nach oben gezogen sind. Der fast vollständig verkürzte mittlere Balken von E und F endet mit einem geschwungenen Sporn. R mit spitz zulaufender, geschwungener, in einigen Fällen auch lang ausgezogener Cauda. Das zweistöckige Z mit geschwungenem unteren Bogen. Die Schrift entspricht der auf der Grabplatte der Verstorbenen Nr. 139. Die Gestaltung des Epitaphs mit den großen Wappen in den Ecken erinnert an die des Kinderepitaphs Nr. 112.

Magdalena von Regenstein-Blankenburg (1538–1607), Tochter von Ulrich XI. von Regenstein-Blankenburg (1499–1551) und Magdalene von Stolberg-Wernigerode (1511–1546), war seit 1568 die zweite Frau des Grafen Volkmar Wolfgang von Honstein (1512–1580).8) Die Grabplatte der Verstorbenen Nr. 139 trägt den fast identischen Sterbevermerk. Die Wappen stellen keine Ahnenprobe dar. Das Wappen oben links (heraldisch rechts) ist das des Ehemannes, das Wappen oben rechts (heraldisch links) dokumentiert das Erbe der Herrschaft Königstein im Taunus, das mit Anna von Eppstein-Königstein (1489–1538), der Großmutter der Verstorbenen, Mitte des 16. Jahrhunderts an die Stolberger Grafen gekommen war.9) Bei den beiden verlorenen unteren Wappen wäre demnach an Regenstein und Blankenburg zu denken.

Textkritischer Apparat

  1. [Z– – –]/[– – –]] Analog zu Inschrift A auf der Grabplatte der Verstorbenen dürften in der Lücke die Worte ZV REIN/STEIN VND ausgefallen sein; vgl. Nr. 139.
  2. In der Lücke fehlt vermutlich A[NNO M DC VII DEN]; vgl. Nr. 139.

Anmerkungen

  1. Der heutige Zustand entspricht dem 1890 durch eine Zeichnung dokumentierten; Zimmermann, Zu den Grabdenkmälern, Abb. nach S. 502. Wiederabdruck bei Reinboth, Bestattungen, S. 26.
  2. Über dem Kopf auf der Rahmenleiste: Karl Heimbuch aus Nordhausen. Links neben dem Kopf ist zu entziffern (von oben nach unten): Friedrich Olsner / 0 1 / Julius Stichting / Wechmar bei Gotha / d(en) [… 18]72; nach zwei unleserlichen Zeilen schräglinks am Wappen: L. [Bernhardi] / Mehlis / Thierking / [Horn]burg; rechts daneben: Justus K[öni]g / 1874 / R Bohts / 21 7 [71]; am linken Rand unterhalb des Wappens: A. [Grafe] / Goslar / w 1858 / C[…ausen] / [Göttingen]. Rechts neben dem Kopf: W. Iber 1872 / Daniel Westerwald [1. .1] / C Gra[…] / 1ter Oct(ober) [77]; in der Mitte rechts: 67 A. Teufel; die weiteren Schriftzüge sind zu verwaschen, um entziffert zu werden.
  3. Reinboth, Bestattungen, S. 11.
  4. Wappen Honstein (geschacht). Zum Stammwappen Honstein vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 4, S. 46f. u. Tafel 36f.
  5. Wappen Königstein-Eppstein (quadriert, mit Herzschild belegt: 1. u. 4. fünfmal gesparrt [Eppstein], 2. zwei Löwen [Weilnau?], 3. geteilt [Münzenberg]; Herzschild: Löwe [Königstein]); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 3, S. 93f. u. Tafel 105; Bd. 6, Abt. 7, S. 5 u. Tafel 5. Dort abweichend: 2. u. 3. geteilt.
  6. Wappen zerstört.
  7. Wappen zerstört.
  8. Vgl. Europäische Stammtafeln N.F., Bd. XVII, Tafel 93 (Honstein) u. 118 (Regenstein).
  9. Vgl. NDB 25, 2013, S. 405 (J. Brückner). Europäische Stammtafeln N.F., Bd. XVII, Tafel 100 (Stolberg).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Blankenburg, S. 355.
  2. Schmid/Zimmermann, Grabdenkmal, S. 208, Anm. 4 (A).
  3. Zimmermann, Zu den Grabdenkmälern, Abb. nach S. 502.
  4. Reinboth, Bestattungen, S. 26 (Nr. 16).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 140 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0014003.