Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 133† Osterode, Hospital St. Eobaldus 1601, 1603 od. 1605

Beschreibung

Türsturz. Der zwischen 1601 und 1606, wahrscheinlich in einem ungeraden Jahr (s. Kommentar), zumindest mit einem neuen Eingang versehene Bau des Hospitals wurde 1863 durch einen Neubau (am Ende der heutigen Straße „Am Röddenberg“) ersetzt.1)

Inschrift nach M[eywerth]/S[pangenberg].

  1. HANS RECKENa) ANNO 160[.]

Kommentar

Das Hospital bestand bereits im Jahr 1360, in dem es als neues sekenhus bezeichnet wird.2) Eine Entstehung des Siechenhauses, das in den Osteroder Quellen auch als St. Theobald, St. Enwolde, St. Einwolde bezeichnet wird,3) in der Mitte des 14. Jahrhunderts korrespondiert mit dem Aufschwung der St.-Theobald-Wallfahrt nach Thann im Elsass in dieser Zeit. Diese erlangte gerade auch in Norddeutschland große Popularität vor allem bei Kranken – gleichrangig mit den Wallfahrten nach Aachen und Einsiedeln –, was zu zahlreichen Altar- und einigen Kirchenstiftungen führte.4) Im 15. und frühen 16. Jahrhundert wurde das Siechenhaus bei Stiftungen von Seelmessen neben dem Hospital St. Spiritus (Nr. 152) bedacht.5)

Seit der Reformation fungierten zwei Ratsmitglieder als Vorsteher des Hospitals. In den Jahren 1608 und 1614 waren dies Georg Rethen und Bartold Windeborn (Wendeborn).6) Als Vorsteher amtierten sie mit ihrer Hälfte des Rates demzufolge in den geraden Jahren. Hans Rethen, Ratsherr von 1584 bis 1606,7) dürfte daher in den ungeraden Jahren als Vorsteher gewirkt haben.

Textkritischer Apparat

  1. RECKEN] Möglicherweise verlesen aus RETHEN; vgl. den Kommentar.

Anmerkungen

  1. Leuschner, Osterode in der Frühneuzeit, S. 236f. u. Abb. S. 235 unten. Zur Lage vgl. die Pläne ebd., S. 134 (etwas zu weit westlich), 159, 163 (Nr. 75) u. 166f. (Nr. 22). Wendt, Geschichte, S. 50 (Lit. H) u. 57 (Nr. 75). Zum 1863 erfolgten Abbruch vgl. Griep, Puppen, S. 37.
  2. UB Kloster Osterode, Nr. 138 (1360, 12. April).
  3. Vgl. Müller, Kirchen und Klöster, S. 37.
  4. Vgl. Médard Barth, Zur Geschichte der Thanner St. Theobalduswallfahrt im Mittelalter, in: Annuaire de la Societé d’histoire des régions de Thann-Guebwiller 1948–1950, S. 19–82; hier bes. S. 39–46, 50f., 52–62 u. 71f. Andreas Röpcke, St. Theobald und die Wallfahrt nach Thann – Norddeutsche Aspekte, in: Klerus, Kirche und Frömmigkeit im spätmittelalterlichen Schleswig-Holstein, hg. von Enno Bünz und Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt, Neumünster 2006, S. 345–355. St. Theobald, der in ganz Norddeutschland auch als Enwold, Ewald o. ä. erscheint, wurde in Thann seit der Mitte des 14. Jahrhunderts mit dem 1160 gestorbenen Bischof Ubald von Gubbio identifiziert. Zur Verteidigung dieser Gleichsetzung gegen Ansichten, die ihn mit dem Einsiedler St. Theobald von Provins identifizieren wollen (so auch Leuschner, Osterode in der Frühneuzeit, S. 234), vgl. ebd., S. 346, unter Berufung auf die Untersuchung von Barth (s. o.), bes. S. 21–30.
  5. Pischke, Osterode im Mittelalter, S. 131. Vgl. UB Kloster Osterode, Nr. 167 (1415, 1. Mai). Leuschner, Osterode in der Frühneuzeit, S. 234 u. 236.
  6. Ebd., S. 236. Vgl. Wendt, Geschichte, S. 264–266. Wendeborn wurde 1598 Ratsherr; ebd., S. 311.
  7. Heller, Ratsherren, S. 32. Vgl. Wendt, Geschichte, S. 311.

Nachweise

  1. M[eywerth]/S[pangenberg], Beschreibung, Sp. 208.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 133† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0013308.