Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 125 Osterode, Museum 1600

Beschreibung

Wappenstein. Vom früheren Gladebeckschen Hof (Spritzenhausplatz 9). Zwischen zwei seitlichen, pfeilerartigen Begrenzungen ein Giebel. Im doppelt vertieften Feld zwei erhaben reliefierte Vollwappen. Zwischen den Helmzieren Inschrift A. Über den Wappen auf dem Giebelgesims die teilweise verwitterten Beischriften B. In den Ecken des Innenfeldes unten links und rechts die Initialen C. Alle Inschriften sind eingehauen, I mit Punkten.

Maße: H.: 110 cm; B.: 60 cm; Bu.: 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versal-A.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    ANNO DOMINI / 1600

  2. B

    D(ER) V(ON) GLADEBECK W(APEN) S(CHILD) // D(ER) V(ON) STEINBER[C]K W(APEN) [S(CHILD)]

  3. C

    M:1) // B:

Wappen:
Gladebeck2), Steinberg3)

Kommentar

Die regelmäßige Kapitalis zeichnet sich durch Bogenverstärkungen und durch Linksschrägenverstärkung an N sowie Rechtsschrägenverstärkung an M aus. Der untere Bogen des B ist größer als der obere, der untere Schrägschaft des K ist geschwungen. Unten gespaltene 1, offene, unten spitze 6.

Jobst von Gladebeck, der Herzog Philipp d. Ä. von Grubenhagen und dessen Sohn Ernst als Rat diente und von 1542 bis 1552/58 Pfandinhaber des Klosters St. Jacobi war (vgl. Nr. 60), erwarb 1553/54 von Claus Bradenael ein Grundstück in der Neustadt. Zwischen 1556 und 1604 kauften Jobst von Gladebeck, der um 1565 starb, und sein Sohn Hans Ernst (geb. um 1554) angrenzende Parzellen hinzu, bis sie im Besitz dreier Hausgrundstücke waren. 1600 errichtete der Sohn auf diesen ein neues, repräsentatives Haus, aus dem der Wappenstein stammt. Die Initialen C könnten die des ausführenden Steinmetzen sein.

Hans Ernst von Gladebeck war verheiratet mit Oelcke Margareta von Steinberg; er starb 1609.4) Der in den folgenden Jahrzehnten an verschiedene Besitzer verpachtete Hof wurde um 1705 von der Witwe des letzten von Gladebeck verkauft. 1834/35 ließ ein Besitzer aus der Familie Schachtrupp das heutige klassizistische Gebäude errichten. Dieses wurde 1884 an die Stadt verkauft und dient seit 1895 Schulzwecken.5)

Anmerkungen

  1. Möglicherweise zu ergänzen: M(EISTER).
  2. Wappen Gladebeck (geteilt, oben Löwe, unten Bach [hier: neun stilisierte Wellen, 3:3.2:1]), hier linksgewendet; vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 52 u. Tafel 32.
  3. Wappen Steinberg (Steinbock); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 16 u. Tafel 18.
  4. Vgl. Schimpf, Der Gladebecksche Hof, S. 5–7. Zur Ehefrau vgl. Behrens, Steinberg, S. 64, N. 161 (wohl irrtümlich Oelede geschrieben).
  5. Dazu ausführlich Schimpf, Der Gladebecksche Hof, S. 8–13.

Nachweise

  1. Schimpf, Der Gladebecksche Hof, S. 7 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 125 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0012506.