Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 122 Badenhausen, St. Martin 1598

Beschreibung

Gemälde. Öl auf Holz. Abendmahl in einer Halle. Christus, vor einer säulengerahmten Rundbogennische mit vergitterten Fenstern, segnet das Brot; von seinem Kopf gehen drei Strahlenbündel aus. Über ihm ein an die Säulen gebundenes Tuch als Draperie. Rechts und links zwei Durchgänge unter Rundbogen mit Architekturelementen im Hintergrund. Unten rechts eine Buckelschale mit zwei Zinnflaschen darin, an der ein Hund schnuppert. Die Inschrift gemalt auf einen Pfeiler oberhalb davon. Das Bild hing früher vor dem Altartisch, gegenwärtig links im Eingang der Kirche im Turmuntergeschoss.

Maße: H.: 85 cm; B.: 127 cm (jeweils ohne Rahmen); Bu.: 0,3 cm (Kapitalis), 0,2 cm (Minuskeln).

Schriftart(en): Kapitalis, Minuskeln mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/2]

  1. ANNO · 1.5.98, / TEMPORE D(OMI)NI / HEINRIC(I) ILSE=/NII HVIVS ECCLESIAE MINISTRI, PIN=/GEBAT Augustin(us) Kramer. / Henning Wernicke. / Hans Rudolph / Altarleutt. / Gerhardt Römer=man. / Heinrich Hachen=/bergk. / vbern armenka=/sten

Übersetzung:

Im Jahr 1598, als Herr Heinrich Ilse Pastor dieser Kirche war, hat August Kramer (dies) gemalt. Henning Wernicke (und) Hans Rudolf (waren) Älterleute. Gerhard Römermann (und) Heinrich Hachenberg (wachten) über (den) Armenkasten.

Kommentar

Die Kapitalis-Buchstaben der offenbar nicht überarbeiteten Inschrift zeichnen sich durch den Wechsel von Haar- und Schattenstrichen aus; Bogenverstärkungen sind angelegt, Schaft- und Balkenenden sind mit Serifen versehen. Die Cauda des G ist unten nach rechts ausgestellt.

Heinrich Ilse (Elisaeus) aus Harste studierte seit Februar 1581 in Helmstedt; im September 1584 wurde er Schulmeister (ludimoderator) in Wildemann im Harz. Am 17. August 1595 wurde er zum Pastor in Badenhausen ernannt, wo er offenbar bis 1599 blieb;1) am 8. Oktober 1598 heiratete er in St. Aegidien in Osterode Barbara Dickmann.2) Von April 1599 bis zu seinem Tod im Jahr 1604 war Ilse Inhaber der zweiten Pfarrstelle in Zellerfeld.3) Eine Amtszeit als zweiter Pastor in Hardegsen in den Jahren 1597/984) erscheint auch nach der vorliegenden Inschrift ausgeschlossen.

Ursprünglich Teil eines heute verlorenen Altaraufsatzes, weist das Abendmahlsbild neben der Gesamtanlage einige charakteristische Details auf wie die Stulpenschuhe der beiden vorderen Personen, den aus einer eckigen Zinnflasche einschenkenden Jungen rechts sowie die Buckelschale mit zwei weiteren Zinnflaschen ähnlicher Art. Damit steht es neben einer Reihe anderer Werke lokaler Künstler, die, zumeist im 1. Viertel des 17. Jahrhunderts, auf eine Vorlage zurückgriffen, die bisher nicht identifiziert werden konnte.5)

Anmerkungen

  1. Matrikel Helmstedt, S. 29, Nr. 17 (mit der Anmerkung zu Nr. 17); ebd., S. 121, a7. Freist/Seebaß führen ihn nur von 1595 bis 1597, für 1597 bis 1599 erscheint in der Liste eine Lücke; Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 15; vgl. Bd. 2, S. 144, Nr. 1861.
  2. Ebd., Bd. 3, S. 37, Ergänzung zu Nr. 1861. Vgl. Schubert, Trauregister, Bd. 1,11, S. 936 (Nr. 182): Eliseus, Hinricus, Pfarrer zu Bodenhusen.
  3. Ernannt am 21. April 1599: Matrikel Helmstedt, S. 29, Anm. zu Nr. 17. Bei Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 545: 1598–1604.
  4. So Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 462.
  5. Vgl. Oertel, Abendmahlsbild, S. 260–264; Oertel weist die nicht identifizierte Vorlage NN1 Abendmahlsbildern in Duttenstedt (heute Lkr. Peine), Kirchbrak (Lkr. Holzminden, 1634), Rinteln, St. Nikolai (Lkr. Schaumburg), Finsterwalde (Brandenburg), Erfurt, Kaufmannskirche (Relief), zu. Hinzu kommen aus dem Lkr. Northeim, den Oertel nicht in seine Untersuchung einbezogen hatte, drei Gemälde in St. Jakobi in Einbeck (1625, verloren), in Vogelbeck (2. V. 17. Jh.) sowie aus Hollenstedt (1656, heute in Stöckheim); vgl. DI 42 (Stadt Einbeck), Nr. 153; DI 96 (Lkr. Northeim), Nr. 322.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 270.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 122 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0012205.