Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 115 Osterode, Museum 1596 od. früher

Beschreibung

Degen (Rapier). Stahl. Gefunden bei der Öffnung des Grabes von Herzog Philipp d. J. von Braunschweig-Grubenhagen in St. Aegidien im Jahr 1880. Auf der Hohlkehle der „linken“ Seite Schriftzeichen, mit einem Meißel keilförmig eingeschlagen.1) Am Beginn der Hohlkehle (vor dem Griff mit Parierstange, Faustschutz- und Griffbügel) ein aus Punkten gebildetes Kreuz; hinter dem Ende der Hohlkehle eine Abschlussverzierung in Form eines über ein kleines Omega gesetzten griechischen Kreuzes.2) Der Degen wurde Ende der 1980er Jahre restauriert. Die Klinge insgesamt und die Buchstaben sind durch Korrosion erheblich beeinträchtig.

Maße: L.: 123,5 cm (gesamt), 102 cm (Klinge); B.: 2,2 cm (Klinge); Bu.: 0,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/1]

  1. + [.] · [X] · [.] · [.] · I · [A] · [N] · [. .] · [1 5 5 9]a) · A · N · I · X · [I] +

Kommentar

Die Waffe stammt ihren Formen nach aus der zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts.3) Sie dürfte aus Spanien (Toledo) oder Italien (Mailand bzw. Brescia) stammen.4) Zur Bindung der Grubenhagener Herzöge an König Philipp II. von Spanien seit der Mitte der 1550er Jahre vgl. Nr. 63 u. 109.

Im Jahr 1880 wurden außer dem Degen ein Messer und ein Pfriem gefunden,5) die zusammen mit diesem ausgestellt werden. Von den weiteren Grabbeigaben des Herzogs – Fürstenhut, Helm, Siegel und Wappen – ist nichts erhalten; sie werden bereits in einem Zeitungsbericht vom 21. April 1880 vermisst.6) Die Ursache dafür kann sein, dass die Gruft Herzog Philipps bereits am 7. März 1776 geöffnet worden war. Dabei wurde auch der Sarg aufgeschraubt und Degen, Dolch und Helm gesehen. Der Siegelring könnte bereits damals entwendet worden sein. Die Öffnung wurde bekannt, als ein Major J. Scheidemann sie dem Geheimen Rat in Hannover anzeigte. Auf eine Anfrage aus Hannover deswegen entschuldigte sich der Magistrat damit, dass er die Absicht gehabt habe, zur Vermehrung der Sitzplätze in der Kirche eine neue Prieche anzulegen, wozu die Kanzel hätte versetzt werden sollen. Im Zusammenhang mit einer Voruntersuchung sei unter der Holzabdeckung des Fußbodens ein Loch gefunden worden, bei dessen Untersuchung man auf den eingefallenen Sarg gestoßen sei. Der Magistrat habe das Loch sofort zumauern lassen. Nach dieser Ermahnung gab der Magistrat seinen Plan auf, zu dem auch die Abnahme des großen Epitaphs Nr. 72 gehört hatte.7)

Textkritischer Apparat

  1. [1 5 5 9]] Auch die Lesung 1 5 3 9 scheint möglich.

Anmerkungen

  1. Fendel/Marx/Schormann, Degen Philipps II., S. 391c–392a u. 394a.
  2. Fendel/Marx/Schormann nennen die Form „ankerförmig“; ebd., S. 392a. Vgl. Boeheim, Waffenkunde, S. 288.
  3. Boeheim, Waffenkunde, S. 282–285.
  4. Fendel/Marx/Schormann, Degen Philipps II., S. 390c–392b.
  5. Ebd., S. 392b.
  6. Vgl. ebd., S. 389c u. 390c. Osteroder „Allgemeiner Anzeiger“ Nr. 32 vom 21.4.1880.
  7. NLA HA Hann. 93, Nr. 2795.

Nachweise

  1. Fendel/Marx/Schormann, Degen Philipps II., S. 392a (Abb. 5, ohne Lesung).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 115 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0011500.