Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 111 Kloster Walkenried, Kreuzgang 1595

Beschreibung

Grabplatte für das Kind Dorothee Elisabeth von Honstein. Stein. Aufgestellt im westlichen Arm des Kreuzgangs, rechts von einer aus dem 18. Jahrhundert stammenden Kindergrabplatte.1) Die Oberfläche des Steins ist durch Abplatzungen etwa zur Hälfte zerstört. Die Verluste sind an allen Rändern zu konstatieren; vor allem an der linken Seite sind zwischen einem Viertel und drei Vierteln der Oberfläche abgeplatzt. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts war noch etwas mehr erhalten, wie die Edition Steinackers (Kdm.) zeigt. Die eingehauene Inschrift jeweils in zwei Zeilen für einen Vers, die zweite Zeile vermutlich zentriert. Das Epitaph der Verstorbenen Nr. 112 ist rechts neben der Grabplatte angebracht. Die Grabplatte befand sich ursprünglich in dem 1570 zur Kirche umgewidmeten Kapitelsaal, der als Grablege der Honsteiner Grafen diente. Dort wurde sie bei einer Renovierung 1834 entfernt; später lag sie im Brüdersaal und wurde um 1930 im Kreuzgang aufgestellt, wo sie sich auch nach dessen Restaurierung (abgeschlossen 1984) wieder befindet.2)

Inschrift A ergänzt, Inschrift B nach Eckstorm.

Maße: H.: 129 cm; B.: 93 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/1]

  1. A

    [FREWLEIN DOROTHEa) ELISABETH / HIER NEBEN DEM] HERRN G[ROSS]/VATER LEIT. [WAR GRA]FF ERNSTEN IVNG/[ST]ES FREWLEIN, [DES LETZTE]N GRAFFEN VO[N / H]ONSTEIN. / 5[HIER HAT SIE] NVR SEEHS / [IAHR G]ELEBT, [ITZT BEY CHR]ISTO IN F[REW/DEN S]CHWEBT. / [DER GIBT DAS HI]MLREICH / [DEN KI]NDLEINb) / [HILFF VNS HE]RR IESV / [ALLEN DREIN]

  2. B †

    Marc am 10 Lasset die Kindlein zu mir kommen vnd wehret ihnen nicht denn solcher ist das Reich Gottes3)

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Kommentar

Schlichte, sporenlose Kapitalis in der Nachfolge der anderen Platten aus der Grablege der Honsteiner Grafen; die größte Nähe besteht zu der Platte der 1590 gestorbenen Schwester Maria Magdalena (Nr. 96), wenn auch die Ausführung hier etwas unsicherer ist. S ist leicht rechtsgeneigt.

Letzner führt ein lateinisches Grabgedicht (Epitaphium) Eckstorms an,4) das nicht ausgeführt wurde; vor der Überlieferung der vorliegenden Inschrift steht bei ihm ausdrücklich: Auffm Grabestein.5)

Dorothee Elisabeth von Honstein (1589–1595) war die jüngste Tochter des 1593 gestorbenen Grafen Ernst VII. von Honstein (Nr. 103 u. ö) und seiner ersten Frau Juliane; Nr. 97. Sie starb am 8. Mai 1595.6)

Textkritischer Apparat

  1. DOROTHE] Orthi Letzner.
  2. Letzner, der vermutlich einen Entwurf Eckstorms zitiert, weicht von der 4. bis 7. Zeile von dem ausgeführten, kürzeren Text ab: Ein geborn Greffin von Honstein. / Hat hie gelebet fast sechs Jahr, / Ist itzund in der Engel Schar; / Frewet sich dem Herren Christ, / Durch des Blut sie erlöset ist. / Der gibt den Himel den Kinderlein, /.

Anmerkungen

  1. Für Dietrich Carl Friedrich Burchtorff, gest. 1728.
  2. Vgl. Reinboth, Bestattungen, S. 11.
  3. Mk. 10,14.
  4. Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 187f.
  5. Ebd., S. 188.
  6. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 283. Eckstorm gibt in Kursivdruck, der bei ihm den eigenen Text anzeigt, einen Sterbevermerk, der genau die Form wie auf der Grabplatte Nr. 89 für den Bruder der Verstorbenen hat: Obijt A(nno) C(hristi) M D XCV IIX Maij. Die Ausführung als Inschrift ist aber wegen der lateinischen Sprache und der bei Leuckfeld fehlenden Überlieferung mehr als zweifelhaft.

Nachweise

  1. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 283.
  2. Kdm. Kreis Blankenburg, S. 354.
  3. Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 188 (f. 79v; nur A).
  4. Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 1, S. 314.
  5. Lesser, Historie, S. 94.
  6. Reinboth, Bestattungen, S. 24 (Nr. 13).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 111 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0011102.