Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 104 Kloster Walkenried, Kapitelsaal (Kirche) 1593

Beschreibung

Grababdeckung. Holz, bemalt. Die schwarz bemalte Tafel bedeckte ursprünglich im früheren Kapitelsaal die Grabplatte des Grafen Ernst VII. von Honstein (Nr. 119). Auf der von einem Kranz gesäumten Holztafel die Inschriften A und B. Darunter das farbig gemalte Wappen Graf Ernsts, begleitet von zwei kleineren Wappen seiner beiden Ehefrauen; über den Wappen die Beischriften C, D und E. In der Helmzier des mittleren Wappens Inschrift F. Bereits Steinacker fand zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Tafel in einem stark restaurierten Zustand vor.1) Die zeitweise weggestellte Tafel wurde 1977 gereinigt und hing bis Anfang 2017 wieder im Kapitelsaal. Im Zuge des Einbaus einer neuen Orgel wurde sie entfernt, verpackt und eingelagert.2) Ein Zugang war nicht möglich. Ediert wird nach einem 2007 von einer Studentin im Rahmen einer Lehrveranstaltung zur Epigraphik erhobenen Aufnahmebogen.

Inschriften nach Aufnahmebogen, Maße nach Kdm.

Maße: H.: 200 cm; B.: 110 cm.

  1. A

    Ich weis das m[e]in Erlöser lebet vnd er wird mich / hernacher avs der Erden avferwecken vnd / werde darn[a]ch mit dieser meiner Havt vmb/geben werden vnd werde in meinem Fleisch Gott sehen / vnd meine / Augen werden Ihn schaven vnd kein Frembder / Hiob Cap. XIX. V(ers) XXV. v(nd) XXVIIa)3)

  2. B

    Vnser Wandel ist im Himmel von dannen / wir auch warten des Heilands IESV CHRISTI / des HErn / welcher vnsern Nichtigen Leib VERKLE/REN [wird daß er ehnlich]b) werde seinem vor/klerten Leib nach der Wirkunc damit er / kan auch alle dinge Ihm vnterthenig machen. / Phil. Cap. III. V(ers) XX v(nd) XXIc)4)

  3. C

    A(GNES) G(EBORNE) G(REFFIN) V(ON) E(BERSTEIN) / G(EMAHLIN) V(ON) E(RNST) G(RAF) Z(V) H(ONSTEIN)

  4. D

    E(RNST) G(RAF) V(ON) H(ONSTEIN) H(ERR) / Z(V) L(ARA) V(ND) C(LETTENBERG) / A(DMINISTRATOR) D(ES) S(TIFFTS) W(ALKENREDEN)

  5. E

    I(VLIANE) G(EBORNE) G(REFFIN) V(ON) B(ARBY) / G(EMAHLIN) V(ON) E(RNST) G(RAF) Z(V) H(ONSTEIN)

  6. F

    M D XCIIId)

Kommentar

Die 1593 angefertigte Holztafel diente zunächst vermutlich als vorläufige Abdeckung des Grabes, bevor die Grabplatte des Grafen (Nr. 119) 1596 fertiggestellt wurde. Sie diente dann später zu deren Schutz.

Neben Graf Ernst werden auf der Abdeckung genannt seine erste Frau Juliane von Barby (1562–1590), die er 1582 geheiratet hatte und die 1590 bei der Totgeburt eines Sohnes starb (vgl. Nr. 97),5) sowie Agnes von Eberstein (1576–1636) aus der pommerschen Linie der Grafen von Eberstein-Naugard, die er am 18. Juni 1592 in Stettin heiratete und die sein 1602 fertiggestelltes Epitaph Nr. 135 anfertigen ließ.6)

Textkritischer Apparat

  1. V(ers) XXV. v(nd) XXVII] Kdm. und Aufnahmebogen. Möglicherweise bei einer Restaurierung des 19. Jahrhunderts ergänzt; eine Versangabe fehlt bei Eckstorm.
  2. Ergänzt nach Eckstorm.
  3. V(ers) XX v(nd) XXI] Kdm. Möglicherweise bei einer Restaurierung des 19. Jahrhunderts ergänzt; eine Versangabe fehlt bei Eckstorm.
  4. Aufnahmebogen; laut Schmid/Zimmermann stand „1593“ unter dem mittleren Wappen.

Anmerkungen

  1. Kdm. Kreis Blankenburg, S. 352. Beschreibung nach Kdm. und Schmid/Zimmermann, Grabdenkmal, S. 205, Anm. 1.
  2. Reinboth/Reinboth, Kapitelsaal, S. 15 u. 42. Vgl. Stenzhorn, Grabdenkmal, S. 2. Reinboth, Bestattungen, S. 10.
  3. Hi. 19,25–27.
  4. Phl. 3,20–21.
  5. Vgl. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 265 u. 269.
  6. Ebd., S. 270f. Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 2, S. 111f.; Leuckfeld nennt den 18. Juli als Heiratsdatum.

Nachweise

  1. Aufnahmebogen (2007) im Archiv der Inschriftenkommission Göttingen.
  2. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 274 (A u. B).
  3. Schmid/Zimmermann, Grabdenkmal, S. 205, Anm. 1 (C–E).
  4. Kdm. Kreis Blankenburg, S. 352 (C–E).
  5. Reinboth, Bestattungen, S. 24 (ohne Inschriften).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 104 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0010407.