Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 103† Kloster Walkenried, Kapitelsaal (Kirche) 1593

Beschreibung

Sarg für Graf Ernst VII. von Honstein. Zinn. In die Oberfläche des Sarges war ein Kruzifix „mit“ den Bibelzitaten A–D eingraviert. Unterhalb des Kruzifixes befand sich Inschrift E. Darunter zwei Wappen, jeweils mit den Beischriften F und G darüber.1) Der 1570 zur Kirche umgewidmete Kapitelsaal diente als Grablege der letzten Honsteiner Grafen.

Inschriften nach Letzner, Chronica.2)

  1. A

    Ich bin bei ihm in der noit Ich will ihn heraus reissen Vnd zu Erhen machen Ich will ihn settigen mit langem leben vnd will ihm zeigen mein Heil3)

  2. B

    Joann am 11. Ich bin die Aufferstehung vnd das leben Wer an mich gleubt wirdt leben ob er gleich stürbe4)

  3. C

    Rom. 4.a) Leben wir so leben wir dem herren Sterben wir so sterben wir dem herren Darumb wir leben oder sterben so sindt wir des herren5)

  4. D

    2 Cor. 4. Wir wissen das der so den herren Jesum hat aufferweckt wirdt vns auch aufferwecken durch Jesum6)

  5. E

    Der Wolgeborner Edler Herr herr Ernst Graff von Hohnstein herr zu Lhara vnd klettenberg dieses Stiffts Administrator ist im Herrn seeliglich entschlaffen den 8 Julij Anno Christi 1593 seines alters im 31 iar in der neunzehnden Wochen vnd einem tage Dem Gott genade vnd ein frolige Aufferstehung verleihe Amen

  6. F

    W G V H W G7)

  7. G

    G M E T8)

Kommentar

Letzner, der 1594 bei dem Pastor, Schulrektor und späteren Prior Heinrich Eckstorm zu Besuch im Kloster war,9) beschreibt ausführlich das Begräbnis des letzten Grafen von Honstein, der am Sonntag, den 8. Juli 1593, gestorben war. Am darauffolgenden Montag wurde die Leiche bekleidet und in einen hölzernen Sarg gelegt, der im Kreuzgang aufgebahrt wurde. Am 14. Juli wurde der hölzerne in den Zinnsarg gesetzt. Dieser wurde mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Das Begräbnis fand am 18. Juli statt. Mit ihm wurden, wie üblich beim letzten Angehörigen einer Adelsfamilie, das zerbrochene Wappen, das zerstörte Siegel und sein Degen begraben.10)

Eine Zeichnung des Grafen auf dem Totenbett war noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Rathaus in St. Andreasberg (Lkr. Goslar) vorhanden.11) Die Grabplatte des Grafen (Nr. 119) wurde 1596, das von seiner Witwe in Auftrag gegebene große Epitaph (Nr. 135) erst 1602 fertiggestellt. Aus dem Jahr 1593 stammt die später als Bedeckung der Grabplatte genutzte hölzerne Tafel Nr. 104.

Ernst VII. (1562–1593) war von 1580 bzw. 1583 bis 1593 der letzte Graf von Honstein. In seiner Jugend hatte er sich mit Malerei, Musik und „Apothekenkunst“ beschäftigt. Nach einem Aufenthalt am sächsischen Hof in Coburg hatte er Deutschland bereist.12)

Textkritischer Apparat

  1. Rom. 4.] Statt Rom. 14

Anmerkungen

  1. Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 183f.
  2. Die Wiedergabe bei Steinacker ist getreu, die Edition von Reinboth (Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 183f.) weist dagegen leichte orthografische Abweichungen auf.
  3. Ps. 91,15–16. In der Handschrift davor in Kursive Aus dem 91. Psalm.
  4. Jh. 11,25.
  5. Rö. 14,8.
  6. 2. Ko. 4,14.
  7. Steinacker ergänzt: W(ie) G(ott) V(erfügt) H(at) W(ohl) G(enügt); Steinacker, Begräbnis, S. 53, Anm. 7. Das häufig als Bauinschrift zu findende Wer Gott vertraut hat wohl gebaut ist als Grabinschrift nur selten anzutreffen; ein Beispiel aus dem Jahr 1595: Johann Christoph Wagner, Budissinische Grab- und Gedächtnis-Mahle …, Budißin [Bautzen] 1697, S. 8 (Nr. 18). Im Anschluss an das wahrscheinlich von Joachim Magdeburg verfasste Kirchenlied Wer Gott vertrawt / hat wol gebawt / im himmel vnd auff erden. / Wer sich verlest / auff Jesum Christ / dem muß der himmel werden. / Darum auff dich / all hoffnung ich / gar fest und steiff thu setzen: / Herr Jesu Christ, / mein trost du bist / in todes noth vnd schmertzen, das zuerst 1572 in dessen Christlichen und Tröstlichen Tischgesängen veröffentlicht wurde, ist eine solche Verwendung des Spruches allerdings denkbar; vgl. Wackernagel, Kirchenlied, Bd. 3, Nr. 1213, S. 1042.
  8. Sinngemäß zu ergänzen als: G(ott) M(ein) E(in[z]iger) T(rost); so Steinacker, Begräbnis, S. 53, Anm. 8.
  9. Vgl. die einleitenden Bemerkungen von Reinboth zu seiner Edition der Chronik: Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 9.
  10. Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 183–186; Steinacker, Begräbnis, S. 52–57. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 271.
  11. Honemann, Alterthümer des Harzes, Thl. 2, § 233: 11754, S. 183; 21828, S. 236.
  12. Lesser, Historie, S. 91; nach Eckstorms Leichenpredigt: Eine Predigt/ Bey dem begrebnis des weilandt Wolgebornen vnd Edlen Graffen vnd Herren/ Herrn Ernsten/ Graffen von Honstein/ Herrn zu Lara vnd Clettenberg/ Administratoris des Stiffts Walckenrede/ welcher den 8. Iulij im Jar nach Christi des HErrn Geburt 1593. im HErrn selig entschlaffen/ vnd den 18. desselben in gemeltem Stifft begraben/ …/ Gehalten vnd geschrieben durch Henricum Eckstormium M. Pfarherren vnd Rectorem im Stifft Walckenrede, Halberstadt 1593, Bl. Ciij; zum Sterben siehe Bl. D–Diij.

Nachweise

  1. Letzner, Chronica, Bl. 78v.
  2. Steinacker, Begräbnis, S. 53 (nach Letzner, Chronica).
  3. Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 183f.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 103† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0010300.