Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 93(†) Kloster Walkenried, Kreuzgang 1588

Beschreibung

Grabplatte für das Kind Elisabeth von Honstein. Stein, Fragment. Aufgestellt im westlichen Arm des Kreuzgangs, über der Grabplatte ihrer 1590 verstorbenen Schwester Maria Magdalena (Nr. 96). Der erhaltene Rest der Platte ist heute in drei Stücke zerbrochen. Das obere, querrechteckige Stück enthält die beiden ersten Zeilen, der untere, größere Teil ist noch einmal senkrecht durchgebrochen.1) Die vertieft eingehauene Inschrift jeweils in zwei Zeilen für einen Vers, die zweite Zeile um ein bis zwei Buchstabenbreiten eingerückt. Versalien am Versanfang. Nach dem Ende des erhaltenen Teils der Inschrift mehr als eine Zeile Leerraum. Die Fortsetzung der von Eckstorm, Letzner und Leuckfeld überlieferten Inschrift dürfte daher nicht auf einer ursprünglich hochrechteckigen Platte unterhalb des erhaltenen Bruchstücks, sondern rechts daneben gestanden haben. Angesichts der glatten rechten Kante des Bruchstücks wurde möglicherweise eine querrechteckige, in zwei Spalten beschriftete Platte später in zwei Teile zersägt. Möglich ist aber auch, dass das Grab mit zwei etwa gleich großen Platten bedeckt war, von denen die rechte verloren ist. Das Grab befand sich ursprünglich in dem 1570 zur Kirche umgewidmeten Kapitelsaal. Dort wurde sie bei einer Renovierung 1834 entfernt; später lag sie im Brüdersaal und wurde um 1930 im Kreuzgang aufgestellt, wo sich das Fragment auch nach der (1984 abgeschlossenen) Restaurierung des Kreuzgangs wieder befindet.2)

Bei der Ergänzung wurde der Überlieferung durch Letzner aus prosodischen Gründen der Vorzug gegenüber der Eckstorms gegeben.

Inschrift ergänzt nach Letzner, Chronica.

Maße: H.: 61 cm; B.: 67 cm; Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien und Minuskel-b.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/1]

  1. WIE LIb HAT GOT DIE KIN=/DER KLEIN · / ER SAGET SAGETa) SI SOLN / SEIN EIGEN SEIN / MAN SOLL SIE ZV IHM KOM=/MEN LAN3) · / AN IN WILL LVST VND = / FREVDE HAN · / ALSO FREVLIN ELISAbEIT . // [VON HONSTEIN NAMb) GOTT FURc) DER ZEIT GARd) GUTT MEINT ERS DAS SIE DER WELT ZEITIG ABKOMPTe) DIE IHM NICHT GFELTf) O SELIG IST DER BALD HINFEHRT INS HIMELS FREUDT DIE EWIG WERT]

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Schriftausführung, die Formen der Buchstaben A und M wie auch die Anordnung der Verse folgen der auf drei weiteren Grabplatten für Angehörige der Honsteiner Grafenfamilie (Nr. 85, 86, 89), die zwischen 1584 und 1586, möglicherweise auch alle erst 1586 entstanden sind. Allerdings ist die Kerbe im vorliegenden Fall etwas breiter gehauen. Die auffälligen Minuskelformen sind auf b beschränkt (q kommt nicht vor), dafür gibt es ein oben spitzes, zweistöckiges Z. Die vorliegende Platte wurde demnach nach dem Muster der genannten beschriftet, nicht aber gemeinsam mit diesen.

Elisabeth von Honstein wurde am 8. Juni 1588 geboren und starb am 29. September; sie war eine Tochter des Grafen Ernst VII. von Honstein (Nr. 103 u. ö.) und seiner Frau Juliane von Barby (Nr. 97).4)

Textkritischer Apparat

  1. SAGET SAGET] Die Wiederholung nicht bei Letzner, Eckstorm, Leuckfeld u. Lesser.
  2. NAM] fordert Eckstorm und danach Leuckfeld, Lesser, Kdm. u. Reinboth.
  3. FUR] vor Eckstorm und danach Leuckfeld, Lesser, Kdm. u. Reinboth.
  4. GAR] trew Eckstorm und danach Kdm. u. Reinboth; treu Leuckfeld u. Lesser.
  5. ABKOMPT] abkomm Eckstorm und danach Kdm. u. Reinboth; abkam Leuckfeld u. Lesser.
  6. GFELT] Leuckfeld; gefelt Eckstorm und danach Lesser, Kdm. u. Reinboth.

Anmerkungen

  1. Steinacker berichtet von einer in zwei Stücke zerbrochenen Platte, deren größerer Teil seiner Angabe nach die Ausmaße der drei heute vorhandenen Bruchstücke hatte. Das kleinere, nicht erhaltene Bruchstück war demnach ohne von ihm überlieferten Text; vgl. Kdm. Kreis Blankenburg, S. 351.
  2. Vgl. Reinboth, Bestattungen, S. 11.
  3. Nach Mk. 10,14 bzw. Mt. 19,14.
  4. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 267; Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 1, S. 310.

Nachweise

  1. Letzner, Chronica, Bl. 77v.
  2. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 267 (normalisiert).
  3. Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 1, S. 310f. (nach Eckstorm?).
  4. Kdm. Kreis Blankenburg, S. 351 (ergänzt nach Eckstorm).
  5. Lesser, Historie, S. 94.
  6. Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 181.
  7. Reinboth, Bestattungen, S. 23 (Nr. 9; nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 93(†) (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0009305.