Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 84† Kloster Walkenried, Kapitelsaal (Kirche) 1584

Beschreibung

Epitaph für Johann Mylius. Der Stein, der ursprünglich aus der Grablege der Herren von Werthern in der Klosterkirche stammte1) (vgl. Nr. 18), ist nicht mehr vorhanden.

Inschrift nach Eckstorm.

  1. Conditur hic Mylius multos qui gnauitera) annos Praefuit huic pura Relligione Scholae Moribus humanus bonus artibus ore disertus Corde pius CHRISTI sic bene rexit oves

    Rexit Schol(am) et Eccles(iam) Walcro(densem) annos XXVII vixit LI Obijt tranquille et pie anno Christi M D XXCIV M(ense) Octobr(i) die XXIII Cuius memoria in bened(ictione)

Übersetzung:

Hier liegt Mylius begraben, der diese Schule in reiner Frömmigkeit viele Jahre tüchtig leitete. Er war in seinem Charakter menschenfreundlich, in den Künsten bewandert, im Sprechen eloquent, im Herzen fromm und lenkte so die Schafe Christi gut.

Er leitete die Walkenrieder Schule und Kirche 27 Jahre und lebte 51 Jahre; er starb friedlich und fromm im Jahr Christi 1584 am 23. Oktober. Sein Andenken sei gesegnet.

Versmaß: Elegische Distichen (Conditur … oves).

Kommentar

Bald nach der Einführung der Reformation entschlossen sich die Grafen von Honstein, im Kloster Walkenried eine Schule einzurichten. Möglicherweise war dafür die 1546 gegründete Schule im nahegelegenen Ilfeld Vorbild. Johann Mylius (ca. 1533–1584), der bis dahin die Stadtschule in Ellrich (Lkr. Nordhausen in Thüringen) geleitet hatte, wurde im Oktober 1557 Rektor in Walkenried, 1559 auch Pastor. Beides blieb er bis zu seinem Tod. 1570 verfasste er die Grabschrift für den jung verstorbenen Eiliger von Honstein; vgl. Nr. 71. Mylius war in Ilfeld ein Schüler Michael Neanders gewesen und hatte Luthers Katechismus ins Griechische übersetzt.2) Das Epitaph ließ ihm seine Frau setzen.3)

Textkritischer Apparat

  1. gnauiter] grauiter Eckstorm, Lesser; vermutlich Druckfehler, verbessert aus metrischen Gründen. Für den Hinweis danke ich meiner Kollegin Katharina Kagerer.

Anmerkungen

  1. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 170f.
  2. Wagnitz/Reinboth, Klosterschule, S. 14–19. Vgl. Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 2, S. 149. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 266. Lesser, Historie, S. 133f.
  3. Ebd., S. 266.

Nachweise

  1. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 266.
  2. Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 2, S. 149, Anm. d.
  3. Lesser, Historie, S. 134.
  4. Reinboth, Bestattungen, S. 47.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 84† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0008400.