Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 79 Kloster Walkenried, Kreuzgang 1580

Beschreibung

Epitaph für Graf Volkmar Wolfgang von Honstein. Stein. Aufgestellt an der Wand im westlichen Arm des Kreuzgangs, rechts von der Grabplatte des Verstorbenen Nr. 85. Vor einer Nische mit angedeuteten Pilastern im Hochrelief die Standfigur des Verstorbenen in Rüstung, die erhobenen Hände betend aneinandergelegt, das linke Bein etwas vorgestreckt. Der Kopf mit Vollbart in einer Halskrause ist aus einem anderen, gelberen Stein gefertigt. Der untere Teil des Epitaphs ist durch aufsteigende Feuchtigkeit, die zu Abplatzungen geführt hat, beschädigt. Unterhalb der Mitte der linken Längsseite eine große Ausbruchsstelle, ebenfalls mit Textverlust. Die Inschrift umlaufend in zwei Zeilen, erhaben in vertiefter Zeile, unterbrochen von vier Wappen in den Ecken. Am Ende ein Quadrangel mit oben und unten angesetzten Zierhäkchen als Worttrenner. Das Epitaph befand sich ursprünglich in dem 1570 zur Kirche umgewidmeten Kapitelsaal, der seitdem auch als Grablege der Honsteiner Grafen diente. Dort wurde es bei einer Renovierung 1834 entfernt und zunächst im Treppenhaus zur Orgelempore, später im Brüdersaal und um 1900 im Kreuzgang aufgestellt, wo es sich nach der (1984 abgeschlossenen) Restaurierung des Kreuzgangs wieder befindet.1) Die heute zu konstatierenden Schäden lagen bereits 1890 vor, wie eine Zeichnung dokumentiert.2)

Inschrift ergänzt nach Eckstorm.

Maße: H.: 205 cm; B.: 102 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/1]

  1. ANNO . M. D. LXXX · / DEN 5. FEBR(VARII) IST IN GOTT SELIG ENTSCHLAFFE[N] / DER WOLGEBOR[N] / V[ND E]DLE HE[R HER V]OLCMARa) WOLF GRAFE // VON HONSTEIN / HER ZV LORA VND CLETTENB(ERG) DESSEN SEELE / G[OT]T GNEDIG / [SEY V]ND EIN FRO[LIGb) A]V FFERSTEHVNG VERLEIE ·

Wappen:
Honstein3)Bentheim5)
?4)Mecklenburg6)

Kommentar

Die oberen Balken und Bogenabschnitte der Buchstaben sind in der ersten Zeile mit dem hochstehenden äußeren Rand, die entsprechenden unteren Abschnitte der zweiten Zeile mit dem unteren Rand verschmolzen. Die Bögen von O oder C berühren sich mit begleitenden Schäften. Linksschräge Schäfte sind als Schattenstrich gestaltet. Schaft- und Bogenenden sind mit dreieckigen Serifen versehen; die unteren Bogenenden von C und G sind spitz zulaufend. Der am Ende leicht hochgezogene, untere Balken von E und L ist verlängert. G besteht aus einem Bogen mit eingestellter Cauda. Der Mittelteil des M reicht bis zur Grundlinie, R ist relativ schmal und mit geschwungener Cauda versehen. Bei FF sind die oberen Balken miteinander verschmolzen, der Mittelbalken des ersten F stößt an den Schaft des zweiten. Die 5 mit weitem, unten spitz zulaufenden Bogen, schräggestelltem Schaft und durchgebogenem Deckbalken.

Volkmar Wolfgang von Honstein (1512–1580) war der zweite Sohn des 1552 gestorbenen Grafen Ernst V. (Nr. 55, 56) und der 1559 gestorbenen Anna von Bentheim (Nr. 59); die Großväter Ernst IV. von Honstein (1440–1508) und Everwin II. von Bentheim (1461–1530) waren verheiratet mit Margarete von Gera bzw. Ingeborg von Mecklenburg-Stargard.7) Volkmar Wolfgang folgte seinem 1562 gestorbenen und ebenfalls in Walkenried (noch in der Klosterkirche) bestatteten Bruder Ernst VI. in der Regierung nach, von dem kein Grabmal erhalten ist. Er war in erster Ehe seit 1555 verheiratet mit Margarete von Barby (1528–1567) und in zweiter Ehe seit 1568 mit Magdalena von Regenstein-Blankenburg (1538–1607),8) die ihn um mehr als ein Vierteljahrhundert überlebte; vgl. Nr. 139. Laut Lesser wurde er am Hof seines Vetters Wilhelm, des Bischofs von Straßburg (reg. 1507–1541), erzogen und verbrachte anschließend einige Zeit (zu Studien?) in Paris und Orléans. 1551 stand er im Dienst des Kurfürsten Moritz von Sachsen, 1566 nahm er für Kaiser Maximilian II. an einem Feldzug in Ungarn teil.9)

Textkritischer Apparat

  1. HE[R HER V]OLCMAR] Herr Herr Volckmar Eckstorm, He[rr V]olcmar Kdm. (unvollständig ergänzt nach Eckstorm) u. Reinboth (nach Kdm.). Eckstorm verändert durchgängig HER in Herr. Der Platz lässt an dieser Stelle nur zweimal HER zu.
  2. FRO[LIG] fröliche Eckstorm (normalisiert); frö[lich] Kdm. (ergänzt nach Eckstorm) u. Reinboth (nach Kdm.). Der Platz lässt nur G zu.

Anmerkungen

  1. Vgl. Reinboth, Bestattungen, S. 11.
  2. Zimmermann, Zu den Grabdenkmälern, Abb. nach S. 500. Wiederabdruck bei Reinboth, Bestattungen, S. 22.
  3. Wappen Honstein (quadriert, mit Herzschild belegt: 1. u. 4. geschacht [Honstein], 2. u. 3. siebenmal geteilt, darüber schreitender, hersehender Löwe [Lauterberg]; Herzschild Hirsch [Klettenberg]); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 4, S. 45–47 u. Tafel 38.
  4. Wappen ? (unkenntlich). Zu erwarten wäre das Wappen Gera; vgl. die Ahnenprobe in Nr. 135.
  5. Wappen Bentheim (19 Kugeln, 4:5:4:3:2:1). Zum Stammwappen Bentheim vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 3, Teil 1, S. 47f. u. Tafel 104.
  6. Wappen Mecklenburg (quadriert, mit Herzschild belegt: 1. Stierkopf, in Sicht gestellt [Mecklenburg], 2. Greif [Wenden und Stargard], 3. geharnischter Arm mit Binde und Ring [Grafschaft Wittenburg] 4. Stierkopf, schräggestellt [Werle]; Herzschild: geteilt [Schwerin]); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 2, S. 103f. u. Tafel 104–106.
  7. Vgl. Schmid/Zimmermann, Grabdenkmal, S. 206 u. 210f. Europäische Stammtafeln N.F., Bd. XVII, Tafel 93.
  8. Vgl. Schmid/Zimmermann, Grabdenkmal, S. 215. Europäische Stammtafeln N.F., Bd. XVII, Tafel 93.
  9. Vgl. Lesser, Historie, S. 87.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Blankenburg, S. 350.
  2. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 263.
  3. Leuckfeld, Antiquitates Walckenredenses, Thl. 1, S. 309.
  4. Lesser, Historie, S. 86.
  5. Schmid/Zimmermann, Grabdenkmal, S. 208, Anm. 2.
  6. Zimmermann, Zu den Grabdenkmälern, Abb. nach S. 500.
  7. NLD Hannover, Foto IFDN 188 218 (vor 1939).
  8. Reinboth, Bestattungen, S. 21 (Nr. 6, nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 79 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0007906.