Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 78† Osterode, St. Johannis 1580

Beschreibung

Epitaph für Otto von Berckefeldt und seine Familie. Gemälde. Dargestellt waren die Auferstehung Christi, daneben auf einer Seite sieben Männer in Rüstung, auf der anderen drei weibliche Personen.1) Die Johanniskirche wurde Anfang 1927 abgebrochen.2) Spätestens dabei verschwanden die Reste des Epitaphs.

Inschriften nach [Spangenberg].

  1. A

    ANNO CHRISTI 1566 DEN [– – –] EDLER VND EHRENVESTER OTTO [– – –] [entschlaf]ENa) ANNO CHRISTI [– – –]STORBEN DIE EDLE VND TVGENTSAME FRAV [– – –] geborNEb) [– – –]ZLEBENc) EDLEN VND [– – –] BERKEFELDS NACHGELASSENE [– – –]3)

  2. B

    Christus ist mein Leben, sterben ist mein Gewinn.4) PHIL I CAP 2d) 1580

Kommentar

Otto von Berckefeldt, Sohn von Pfeil von Berckefeldt, war seit 1553 bzw. 1557 Landdrost und Rat von Herzog Ernst II. von Braunschweig-Grubenhagen; er starb 1566.5) Mit seiner Frau Anna von Schetzel (aus der Familie der Schetzel von Merzhausen in Hessen) hatte er zwei Töchter und sechs Söhne, von denen vier das Erwachsenenalter erreichten.6) Alles deutet darauf hin, dass das Epitaph nach dem Tod der NACHGELASSENE(n) Witwe Anna von Schetzel angefertigt wurde – der Jahreszahl am Ende von Inschrift B zufolge im Jahr 1580. Die Anzahl der auf dem Epitaph abgebildeten Personen stimmte damit überein. Eine Schwierigkeit ergibt sich allerdings aus dem überlieferten Rest des Geburtsnamens der Witwe ([– – –]ZLEBEN), der nicht zum Namen der Anna von Schetzel passt. Der älteste Sohn des Paares, der ebenfalls Otto hieß, war verheiratet mit Katharina von Bülzingslöwen (Bultzleben) aus Breitenworbis.7) Weder die Beschreibung des Epitaphs noch die anzunehmenden Lücken des Textes deuten allerdings darauf hin, dass sich dieses auf zwei Generationen der Berckefeldts bezogen hätte, also auf Otto d. Ä. und den 1620 gestorbenen Otto d. J.8) sowie ihre jeweiligen Frauen. Es muss daher eine Verlesung der Stelle angenommen werden (vgl. Anm. c bzw. 3).

Die von Berckefeldt besaßen u. a. einen Hof vor der Stadt Osterode, den ehemaligen Meierhof der Marienpfarrei, und das Gut Hörden bei Herzberg.9)

Textkritischer Apparat

  1. [entschlaf]EN] So die Ergänzung bei Spangenberg.
  2. geborNE] So im Druckbild bei Spangenberg.
  3. [– – –]ZLEBEN] So auch Mithoff. Hierbei dürfte ein Lesefehler vorliegen, vermutlich aus [SCHET]ZEL DES; vgl. den Kommentar. In der Namensform SCHETZELN auf der Grabplatte für Dorothea und Christina Schetzel aus dem Jahr 1598 in Merzhausen, in: Heinrich Hoos, Die Wasserburg von Merzhausen, in: Schwälmer Jahrbuch 1983, S. 35–51, hier S. 48. Vgl. https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1227 (23.07.2018).
  4. 2] Wenn hier eine Versangabe stand, müsste eine Fehlstelle für 2[1] angenommen werden, für die es bei Spangenberg keinen Anhaltspunkt gibt; eine Versangabe im Jahr 1580 ist äußerst unwahrscheinlich, weil die Verszählung in Bibeldrucken erst 1586 eingeführt wurde. Ein Worttrenner könnte als Ziffer fehlgedeutet worden sein.

Anmerkungen

  1. [Spangenberg], Nachtrag, Sp. 179. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 172.
  2. Vgl. Grobis, Johannis-Friedhof, S. 52f.
  3. Nach dem Formular und den genealogischen Informationen (s. Kommentar) dürfte die Inschrift sinngemäß wie folgt zu verbessern (vgl. Anm. c) und zu ergänzen sein: ANNO CHRISTI 1566 DEN (Datum) ist der EDLER VND EHRENVESTER OTTO von Berkefeld entschlafEN ANNO CHRISTI (Datum) ist geSTORBEN DIE EDLE VND TVGENTSAME FRAV Anna geborNE SchetZel des EDLEN VND ehrenvesten Otto von BERKEFELDS NACHGELASSENE Witwe.
  4. Phl. 1,21.
  5. Samse, Zentralverwaltung, S. 312 (1557). Max, Grubenhagen, Bd. 2, S. 6 (1553).
  6. Letzner, Dasselische Chronik, IV. Buch, Bl. 191r. Vgl. Leuckfeld, Antiquitates Katlenburgenses, S. 43.
  7. Letzner, Dasselische Chronik, IV. Buch, Bl. 191r. Vgl. auch Johann Ließgang, Leichenpredigt für Martha Catharina von Berckefeldt, Goslar 1660, [Bl. Eivv]: Die 1660 mit 28 Jahren Verstorbene war eine Enkelin von Otto von Berckefeldt (d. J.) und Katharina von Bülzingslöwen.
  8. NLA WO 27 Alt, Nr. 1088 (Lehnsregister): Otto d. J. hatte seit 1567 die Belehnungen nach dem jeweiligen Herrscherwechsel im Fürstentum Wolfenbüttel empfangen, zuletzt 1614 (Bl. 4–35); 1620 empfing sein jüngster Bruder Jobst (1556–1622) die Lehen; ebd., Bl. 37–45. Vgl. Max, Grubenhagen, Bd. 2, S. 394f.
  9. Max, Grubenhagen, Bd. 2, S. 326f. u. 394f. Vgl. [Spangenberg], Nachtrag, Sp. 193. Leuschner, Osterode in der Frühneuzeit, S. 153: Plan von 1636 (Nr. 40).

Nachweise

  1. [Spangenberg], Nachtrag, Sp. 179.
  2. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 172 (überwiegend als Regest).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 78† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0007802.