Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 60 Osterode, ehem. Schloss (Amtshof 20) 1561

Beschreibung

Wappentafel. Stein. Angebracht an der Nordseite des früheren südlichen Schlossflügels, in dem sich heute das Amtsgericht befindet. Die Tafel ist eingelassen in ein Fach am westlichen Ende des über einem Steinsockel errichteten Fachwerkbaus. Im Hochrelief zwei Vollwappen (rechts ein Eheallianzwappen), in der Mitte getrennt von einer Frauenfigur in höfischer Kleidung, vermutlich die in der Inschrift genannte Herzogin, die die Hände auf die Wappendecken legt. Unter den Wappen, durch einen Steg getrennt, durchlaufend in der obersten Zeile Inschrift A, unter dieser die zweizeilige Inschrift B; beide erhaben und teilweise stark verwittert.

Inschrift ergänzt nach Mithoff.

Maße: H.: 82 cm; B.: 101 cm; Bu.: 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/3]

  1. A

    V[ON G]OTS GNADE(N) ERNSTa) HERTZOG ZV BRVNSWIG ET [C](ETERA)b)

  2. B

    [VON] GOTS GNA[DE(N)] MAR[G]AR[E]TA GEBORNE ZV STETTIN / [POM]ERN ET C(ETERA) HERTZOG[IN ZV BRVNS]WI[G] ET C(ETERA) . 1561 [.]

Wappen:
Braunschweig1), Pommern/Braunschweig2)

Kommentar

Das N ist retrograd. Eine vermutlich zwischen 1727 und 1729 von dem Kupferstecher Nicolaus Seeländer (1682–1744) in Hannover angefertigte Platte zeigt Einzelheiten wie die Kürzungsstriche über DE in GNADE(N); Seeländer macht aber auch einen Fehler (vgl. Anm. a) und gibt zudem die N nicht retrograd wieder. Außerdem sind die auf den Wappendecken liegenden Hände der Herzogin bei ihm verschwunden.3)

Herzog Philipp d. Ä., der Vater und Vorgänger von Herzog Ernst, hatte das Jacobi-Kloster zwischen 1532 und 1535 säkularisiert; die Nonnen behielten aber Wohnrecht, auf das die frühere Äbtissin Anna von Hertingshausen 1543 gegen eine Abfindung verzichtete. Von 1542 bis 1551/58 befand sich der Komplex im Pfandbesitz des Jobst von Gladebeck.4) Herzog Ernst ließ 1558 in der Nähe der Kirche ein neues Haus für die letzten Bewohnerinnen errichten. Anschließend baute er das frühere Kloster zum Schloss um. Die Sandsteintafel zeigt den Abschluss der Arbeiten an. Neujahr 1562 feierte der Herzog in seiner neuen Residenz.5)

Herzog Ernst von Braunschweig-Grubenhagen (1518–1567) hatte 1547 Herzogin Margarete von Pommern (1518–1569) geheiratet und sie 1549 heimgeführt; zu den Personen siehe die Artikel zu ihren Grabplatten Nr. 63 u. 66.

Textkritischer Apparat

  1. ERNST] Mithoff; ERNTS Kupferstichplatten, irrtümlich.
  2. ET [C](ETERA)] ET[C] Mithoff; ETC. Kupferstichplatten. Das C war kleiner unter den Balken des T gestellt.

Anmerkungen

  1. Wappen Braunschweig (zwei Löwen übereinander). Die Linie Grubenhagen führte bis zur Aufnahme in die Gesamtbelehnung des Welfenhauses 1566 das im 13. Jahrhundert entstandene Wappen des Herzogtums Braunschweig; vgl. Rüggeberg, Die welfischen Wappen zwischen 1582 und 1640, S. 213.
  2. Wappen Pommern/Braunschweig, linksgewendet (zweimal gespalten und zweimal geteilt: 1. Greif [Kaschuben], 2. Greif [Pommern], 3. gekrönter Greif [Stettin], 4. Fischgreif [Usedom], 5. Herzschild [statt Rügen], 6. Greif [Wenden], 7. geteilt: oben wachsender Greif, unten geschacht [Wolgast], 8. zwei schräggekreuzte Äste, von vier Rosen begleitet [Gützkow], 9. Greif [Barth]); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 2, S. 78 u. Tafel 79. Als Herzschild (nicht als solcher hervorgehoben): Braunschweig (zwei Löwen); vgl. Anm. 1.
  3. Kupferstichplatten, S. 345, K 894; eine Abbildung nur auf der beiliegenden CD (cup. 3012). Die angenommene Entstehungszeit ergibt sich daraus, dass die Platte auf der von Seeländer selbst angefertigten Liste 1729d (Nr. 54) erscheint, nicht aber in der Liste von 1727; vgl. ebd., S. 77 mit S. 58–63.
  4. Leuschner, Osterode in der Frühneuzeit, S. 120; Ders., Aufstieg, S. 261.
  5. Müller, Kirchen und Klöster, S. 29f. Max, Grubenhagen, Bd. 2, S. 162f. Wendt, Geschichte, S. 248. Pischke, Osterode im Mittelalter, S. 120f. UB Kloster Osterode, Nr. 290–298, bes. Nr. 293f.

Nachweise

  1. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 171.
  2. Kupferstichplatten (cup. 3012 auf CD); Abzug in: GWLB Hannover Ms. XXIII, 38b, Bl. 53.
  3. Bremeneck (Giebel), Sösewasser, S. 66.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 60 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0006000.