Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 41 Hattorf, St. Pankratius 1519

Beschreibung

Kelch. Silber. Der Sechspassfuß mit hohem, durchgebogenen Standring und durchbrochener Zarge verjüngt sich steil zum Schaft; die Felder verziert mit gravierten Fischblasenornamenten. Auf einem Feld aufgenietet ein Kruzifix ohne Titulus. Über dem sechsseitigen Schaft der durchbrochene, mit dunklem Schmelz hinterlegte Kuppakorb, der oben mit einem stehenden Kreuzblumenfries abgeschlossen ist. Die Schaftstücke sind mit Andreaskreuzen verziert, deren Balken abwechselnd gerade und geschwungen sind. Zwischen den Schaftstücken der Nodus, oben mit durchbrochenen, unten mit gravierten Zungen; auf den Rotuli des Nodus die glatt erhaben vor vertieftem Hintergrund gravierten Buchstaben der Inschrift A. Unter dem Fuß auf zwei Feldern geritzte Inschriften; auf dem zweiten Feld rechts von der Nietstelle Inschrift B, auf dem gegenüberliegenden die ungelenk ausgeführte Inschrift C in zwei Zeilen.

Maße: H.: 18,2 cm; Dm.: 14,6 cm (Fuß), 10,7 cm (Kuppa); Bu.: 1,1 cm (A), 0,2–0,3 cm (B, C).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A), Minuskeln (B, C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/4]

  1. A

    I H E S V S

  2. B

    Hattorp

  3. C

    tile lentfert (et)c(eter)aa) / xix

Übersetzung:

Tile Lentfert. (15)19. (C)

Kommentar

Die Schaft- und Bogenenden der Buchstaben der Inschrift A sind gespalten. I ist mit einem Nodus versehen, der Bogen des unzialen H ist geschwungen, die Bogenenden des unzialen E wachsen in der Mitte zusammen.

Die durchbrochene Zarge, die gravierten Muster auf dem Fuß, der Kelchkorb und die Schaftstücke ähneln dem (prachtvolleren) Kelch von 1514 in St. Aegidien in Osterode (Nr. 40), der ebenfalls vom Osteroder Goldschmied und Bürgermeister Tile Lentfert angefertigt wurde. Zu den Werken dieses Meisters dürfte außerdem der Kelch Nr. 42 gehören. Angesichts des Kuppakorbes und der Schriftmerkmale käme als weiteres Objekt der Werkstatt außerdem ein früher St. Johannis in Göttingen gehörender Kelch infrage.1)

Textkritischer Apparat

  1. (et)c(eter)a] Befund: tironisches et, der Deckbalken linksschräg gestellt, der Schaft gebrochen; dann ein c mit langem, unten nach rechts umgebogenem Abstrich; darüber ein cc-a, zu einem zweimal gebrochenen Strich reduziert. (Den Hinweis auf die Lesung verdanke ich meinem Kollegen Harald Drös, Heidelberg.) Eine sehr ähnliche Zeichenfolge auch auf dem Kelch aus St. Aegidien in Osterode Nr. 40.

Anmerkungen

  1. Vgl. DI 19 (Stadt Göttingen), Nr. 74. Brinkmann, Altargerät, S. 48f. (Nr. 11).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 41 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0004105.