Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 38 Tettenborn, St. Andreas 1513

Beschreibung

Glocke. Bronze. Die erhaben gegossene Inschrift zwischen doppelten Kordelstegen unterhalb der Schulter umlaufend, als Worttrenner Brakteatenabdrücke. Unter der Jahreszahl in Ritzzeichnung die Figur des Apostels Andreas mit Kreuz vor dem Körper, eine Viertelumdrehung nach rechts ein reliefiertes Medaillon mit der Figur eines Geharnischten und einer weiblichen Figur, wohl der heilige Georg und die von ihm befreite Königstochter.

Maße: H.: 73 cm; Dm.: 84 cm; Bu.: 3,1 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal-A.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/2]

  1. Anno domini · m · ccccc · xiii · hilf · got · maria · s(ancta) · Anna · s(ancte) · andrea(s) · er lorencza) · burman · p(lebanus) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1513. Hilf Gott, (hilf) Maria, (hilf) heilige Anna, (hilf) heiliger Andreas. Herr Lorenz Burmann, Pfarrer.

Kommentar

Die Buchstaben sind mit Ausnahme der Versalien sehr schlicht geformt. Brechungen sind nur schwach ausgeprägt, vor allem an den Schäften von m, n und i; g ist aus senkrechten und waagerechten Schäften sowie Balken ohne Brechungen zusammengesetzt, der untere Bogen waagerecht auf der Grundlinie. Die Zierstriche an e und r sind unten nach rechts gebogen, teilweise aber beim Guss verrutscht. Der aus der Grundform des zweistöckigen z abgeleitete Buchstabe ist oben und unten spitz; zusätzlich ein Mittelbalken nach rechts. Das x ist mit einem Querbalken versehen, der rechtsschräge Schaft ist zum Zierstrich reduziert. Bei den c der Jahreszahl ist der obere Bogen waagerecht umgebrochen.

Vor allem diese Form des c ist typisch für den Gießer Paul Mas aus Eisleben (Sachsen-Anhalt), von dem zwischen 1500 und 1514 zahlreiche Glocken im Raum zwischen Eisleben, Querfurt und Nordhausen (Thüringen) überliefert sind. Eine weitere Glocke findet sich auf dem Turm des Schlosses in Herzberg; zu dieser und allgemein zu Paul Mas vgl. den Kommentar zu Nr. 37. Das bei Mas gängige Formular, das mit der Jahresangabe beginnt, der sich eine Bitte um Fürbitte an Maria, Anna und den oder die jeweiligen Kirchenheiligen anschließt, worauf der Name des Pfarrers (Plebans) folgt, ist auch in Tettenborn gegeben.1) Als übereinstimmende Merkmale der Schrift sind außer den c zu nennen das pseudounziale Versal-A mit zwei rechtsschräg verlaufenden Mittelbalken, der als waagerechter Balken ausgeführte untere Bogen des g wie auch der Zierstrich am r.2)

Textkritischer Apparat

  1. er lorencz] Ohne Abstand nach er.

Anmerkungen

  1. Vgl. die in DI 64 (Querfurt) beschriebenen Glocken Nr. 59, 63, 65.
  2. Vgl. den Kommentar von Ilas Bartusch zu DI 64 (Querfurt), Nr. 69.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Hohenstein, S. 165.
  2. Chronik Tettenborn, S. 232 (unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 38 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0003808.