Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 33 Bad Grund, St. Antonius 15. Jh., nach 1636

Beschreibung

Kelch. Silber. An der Zarge des runden Fußes mit Standring ein Muster von blattförmigen Rauten und senkrechten Strichen. Der am Rand mit einer kleinen Stufe versehene Fuß erhebt sich steil zu dem runden Schaft, an den oben ein glattes Verlängerungsstück angesetzt ist. Inschrift A auf fünf der quadratischen Rotuli des Nodus, im sechsten eine stilisierte Blüte; die Zungen sind mit gotischem Maßwerk versehen. Auf den runden Schaftstücken ober- und unterhalb des Nodus Inschrift B; als Worttrenner auf dem oberen Schaftstück eine Rosette in einem auf die Spitze gestellten Quadrat, auf dem unteren Schaftstück ein florales Muster vor bzw. nach dem Namen. Beide Inschriften glatt erhaben vor schraffiertem Hintergrund, in Inschrift B teilweise mit Formen der Bandminuskel. Zwischen dem oberen Schaftstück und der erneuerten großen Kuppa ein glattes Zwischenstück.

Auf dem äußeren Rand der zweiten Stufe des Fußes die eingravierte, teilweise konturierte Inschrift C, beginnend nach einem spätmittelalterlichen Weihekreuz, das glatt erhaben vor schraffiertem Hintergrund graviert ist. Der zweite Teil der Inschrift auf dem äußeren Rand umlaufend. Am Anfang eine Rosette als Worttrenner.

Maße: H.: 20–20,3 cm; Dm.: 12,3 cm (Fuß), 11–11,3 cm (Kuppa); Bu.: 0,8 cm (A, B), 0,3 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, B), Kapitalis mit Versalien (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg H. Lampe) [1/7]

  1. A

    i h e s v ·

  2. B

    maria ih(esvs)a) · // maria i(hesvs)

  3. C

    · VIT · ANDREAS · DEMVTH · ALTER · FVRSTL(ICH) · BRAVNSCHW(EIGISCHER) · AMBTMAN · ZVR · STAVFFENBVRGK · / · MARGARETA · ANDREAS · KLEINSCHMIDTS · GEWESENER · KIRCH·VATER · V(ND) · RATSVERWANTER · SEHLIGER · WITWE · HIER · ZV · 5 · R(EICHS)b) · TALER · GEGEBEN

Kommentar

Bemerkenswert an der gotischen Minuskel ist die Verwendung eines zweiten Typs des i. Neben dem normgerechten i in ihesv und maria findet sich in Inschrift B jeweils nach maria ein oben und unten gerundeter Schaft, der durch Einkerbungen in der Art der Bandminuskel als i zu lesen ist. Die Kapitalisschrift aus der zweiten Hälfte der 1630er Jahre zeichnet sich durch Serifen an Schaft-, Balken- und Bogenenden aus. Die Cauda des R und die Schrägschäfte am K sind geschwungen, die Cauda des G ist nicht vom Bogen abgesetzt. Der Mittelteil des konischen M endet über der Mittellinie. Z mit geschwungenem Mittelbalken. Senkrechte Schäfte sind zumeist konturiert, bei A gelegentlich auch die Schrägschäfte.

Veit Andreas Demuth wird 1633 als Amtmann auf der nahe gelegenen Stauffenburg genannt, was er bis längstens 1637 war.1) 1641 bis 1646 wirkte er als Klosterverwalter von Barsinghausen (Region Hannover).2) Von 1659 bis zu seiner Entlassung 1662 war er Amtmann in Schöningen (Lkr. Helmstedt).3) Da er in Inschrift C als ehemaliger (alter) Amtmann genannt wird, wird von einer Ergänzung und Neustiftung des Kelches frühestens im Jahr 1636 ausgegangen.

Textkritischer Apparat

  1. maria ih(esvs)] mariah Lücke.
  2. Befund: Schlaufe an der Cauda des R als Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. NLA WO 3 Alt, Nr. 404 (1633). Spätestens 1637 wird ein anderer Amtmann bestellt; NLA WO 4 Alt 1, Nr. 648. Beide zitiert nach Online-Findbuch.
  2. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 1, S. 55 (A. Bonk). Bestallung 1642: NLA HA Hann. 94, Nr. 3010 (zit. nach Online-Findbuch).
  3. NLA WO 4 Alt 2 Schö, Nr. 1771 (zit. nach Online-Findbuch).

Nachweise

  1. Lücke, St.-Antonius-Kirche, S. 23f.

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 33 (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0003303.