Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 31† Kloster Walkenried, Kreuzgang 4. V. 15. Jh.

Beschreibung

Türsturz über der Tür zum Herren-Refektorium. Die ältere Inschrift Supra fores Refectorij in porticu antiquitus adscriptus wurde bei der Renovierung des Kreuzgangs im Jahr 1607 laut Eckstorm erneuert.1)

Inschrift nach Letzner.

  1. Optimus ille modus monachorum constat et ordo Ut sit par cunctisa) olla cuculla calix2)

Übersetzung:

Als das beste Maß und die beste Ordnung der Mönche steht fest, dass für alle Topf, Habit und Kelch gleich sind.

Versmaß: Elegisches Distichon.

Kommentar

Der der Inschrift zugrundeliegende Text wird in theologischen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts zitiert. Besonders bemerkenswert ist die Reformschrift des 1460 gestorbenen Nürnberger Augustiner-Eremiten Conrad von Zenn, der den Ausspruch als Quintessenz seiner Ermahnung an die Mönche zitiert, ihre Gelübde – Armut, Keuschheit, Gehorsam – vollkommen zu erfüllen.3) Der Schwerpunkt wird auf den gemeinsamen Gottesdienst mit Abendmahl, die gleiche Kleidung und das gemeinsame Essen gelegt. Die Inschrift belegt, dass auch das Zisterzienserkloster Walkenried sich in die Nähe der Ideale der Klosterreform der Bursfelder Kongregation bewegte. Die Inschrift steht den drei Inschriften Nr. 28 nahe. Sie wurde daher in das letzte Viertel des 15. Jahrhunderts datiert.

Textkritischer Apparat

  1. par cunctis] Letzner, S. 197, Eckstorm; percunctis Letzner, S. 28.

Anmerkungen

  1. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 300. Vgl. Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 197: da itzo [im Winter] die Schul gehalten. Zum Raum vgl. Wagnitz/Reinboth, Klosterschule, S. 41f.; Kdm. Kreis Blankenburg, S. 329f.
  2. Ebenso (status statt modus) in der theologischen Sammelhandschrift Hs. Frenswegen 4 von 1457 (Osnabrück, Bischöfliches Archiv), Bl. 123r; zit. nach: Die Handschriften der Klosterbibliothek Frenswegen, beschrieben von Irene Stahl, Wiesbaden 1994, S. 60. – Optimus ille mihi status videtur et Ordo, / quo compar cunctis olla, cuculla, calix: Conrad von Zenn, Liber de vita monastica I, 15; zit. bei Hellmut Zschoch, Klosterreform und monastische Spiritualität im 15. Jahrhundert: Conrad von Zenn OESA († 1460) und sein Liber de vita monastica, Tübingen 1988 (Beiträge zur historischen Theologie, Bd. 75), S. 176. – Am Ende einer Handschrift des 14. Jahrhunderts in der Form: Optimus ille Status mihi, Amice, videtur et Ordo, / In quo par cunctis olla, cuculla, calix; Codices Manuscripti Theologici Bibliothecae Palatinae Vindobonensis …, rec. Michael Denis, Bd. 2.2, Wien 1800, Nr. 669, Sp. 1571f.
  3. Vgl. Zschoch, Klosterreform (wie Anm. 2), S. 166–183.

Nachweise

  1. Letzner, Walkenrieder Chronik, S. 28 u. S. 197.
  2. Eckstorm, Chronicon Walkenredense, S. 300.
  3. Kdm. Kreis Blankenburg, S. 312 (nach Eckstorm).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 31† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0003109.